Lidl-Logo in einem Auto-Seitenspiegel. Marktcheck checkt Lidl: Wie gut ist die Qualität, wie günstig ist Lidl und wie steht es um das Tierwohl beim Fleisch? (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Marktcheck checkt Lidl

Preise und Qualität bei Lidl: Lohnt sich das wirklich?

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Daniel Güldner
Sola Hülsewig

Lohnt sich Lidl wirklich? Ein Preisvergleich zwischen Eigenmarken von Lidl, Aldi, Rewe und Edeka. Und stimmt die Qualität?

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Im Dauerduell der beiden großen Discounter Aldi und Lidl will keiner teurer sein als der andere. Und auch die beiden großen Supermarktketten Rewe und Edeka ziehen mit und bieten günstige Eigenmarken zum Discountpreis an. Wo zahlen Kunden am wenigsten? Unser Reporter kauft in vier Märkten in Mannheim am selben Tag Cola, Wasser, Cornflakes, Kaffee, Milch, Zucker und Spaghetti.

Konkret handelt es sich bei den Produkten um Eigenmarken von Lidl, vergleichbare Aldi-Produkte, Produkte der Rewe-Hausmarke „Ja!“ und welche der Edeka-Marke „Gut und Günstig.“

Lidl, Aldi, Edeka, Rewe: Wo sind die Eigenmarken günstiger?

Das überraschende Ergebnis unserer Stichprobe: Alle sieben Produkte kosten bis auf den Cent gleich viel. Insgesamt haben die Produkte in allen vier Märkten jeweils 12,87 Euro gekostet.

Sven Reuter betreibt die Supermarkt-Preisvergleichs-App Smhaggle, in die Nutzer Kassenbons hochladen. Viele Millionen Belege hat sein Unternehmen bereits gesammelt. Er bestätigt, dass Produkte der Eigenmarken in der Regel auf den Cent genau gleich viel kosten. „Wenn Preise angehoben oder gesenkt werden dauert es mal ein, zwei oder drei Tage – aber spätestens nach wenigen Tagen sind sie wieder auf dem gleichen Niveau.“

Markenartikel bei Lidl und Aldi selten reduziert?

Reuter hat jedoch eine Beobachtung gemacht: Die Discounter Lidl und Aldi reduzieren eher selten die Preise für Markenartikel. Er und sein Team haben am selben Morgen 16 beliebige Produkte bei Lidl ausgewählt. 31,70 Euro hat dieser Warenkorb gekostet. Vergleichbare Produkte hat das Team dann bei der Konkurrenz gesucht – und dabei Preise verglichen. Nur dort, wo es am billigsten war – zum Beispiel durch eine Aktion – wurde gekauft. Dadurch wurde der Konkurrenz-Warenkorb deutlich günstiger: 19:81 Euro kostete er insgesamt. Dafür mussten die Tester aber in vier verschiedenen Märkten einkaufen gehen.

Auch bei Aktionsangeboten von Markenprodukten bei Lidl gebe es immer wieder Angebote anderer Lebensmittelhändler, die noch günstiger seien – der genaue Blick in die Angebots-Prospekte lohne sich also.

Inflation: Preise auch bei Lidl teurer

Generell sind die Preise auch bei Lidl – wie überall – durch die hohe Inflation gestiegen. Markenprodukte seien im Schnitt 15% teurer geworden, Eigenmarken knapp über 30%, so Reuter. Das haben wir auch festgestellt: Vor sechs Jahren hat Marktcheck für 18 ausgewählte Artikel bei Lidl 25,77 Euro gezahlt – heute sind es für die gleichen Produkte 35,32 Euro, also 36% mehr.

Beim Kampf um den Kunden kann Lidl die Preise aber nicht nach Belieben erhöhen. Daher versucht das Unternehmen an anderer Stelle Kosten einzusparen. Das bestätigt uns Bernd Biehl, Chefredakteur des Branchenblatts „Lebensmittelzeitung“.

Schwarz-Gruppe produziert viel selbst

Die Konzernmutter Schwarz-Gruppe (zu der auch Kaufland gehört) produziere immer mehr selbst, habe beispielsweise einen eigenen Mineralwasser-Brunnen und zusammen mit der Schwestergesellschaft Kaufland eigene Fleischwerke. In der eigenen Kaffeefabrik werde jetzt auch Schokolade produziert. „Diese Fabriken können ihre Produkte zum Selbstkostenpreis an Lidl geben“, erklärt Biehl das Rezept für günstige Preise bei Lidl.

Für den Import von Produkten aus Übersee hat die Schwarz-Gruppe seit der Coronakrise sogar eigene Frachtschiffe. Sichere Lieferketten und nebenbei geringere Kosten - das scheint sich für Lidl und die gesamte Schwarz-Gruppe zu lohnen.

So hat es Lidl als einziger Lebensmittelhändler in die Liste der zehn wertvollsten Marken aus Deutschland geschafft – das Unternehmen belegt Platz neun, noch vor Adidas.

War Lidl früher der Nachahmer von Aldi, hat Lidl den Konkurrenten, was den Umsatz angeht, mittlerweile weit überflügelt, erklärt Handelsexperte Alexander Hennig.

Qualität: Wie gut sind Produkte von Lidl?

Bei Ökotest werden mehrmals pro Jahr Lidl-Produkte getestet. Chefredakteurin Kerstin Scheidecker und ihr Team haben für uns die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre ausgewertet. Insgesamt kam dabei die Note 2,0 heraus. Ein gutes Ergebnis, findet Kerstin Scheidecker: „Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass Ökotest-Kriterien teilweise sehr streng sind.“ Lidl bemühe sich, seine Produkte zu verbessern: „Das sehen wir auch in Nachtests. Und Lidl hat Ehrgeiz, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten.“

Damit liegt Lidl knapp vor Aldi. Der große Konkurrent kommt in den vergangenen drei Jahren auf die Durchschnittsnote 2,2. Das liege zwar eng beieinander, sagt Kerstin Scheidecker, beim genauen Hinschauen zeigten sich aber doch Unterschiede: „Lidl hatte in diesem Drei-Jahres-Vergleich 80 mal sehr gut, Aldi nur 65 mal. Also ist es doch so, dass Lidl in einigen Bereichen einen Tacken besser ist.“

Auch beim Magazin „Stiftung Warentest“ werden immer wieder Discounterprodukte unter die Lupe genommen. Die von uns errechnete Durchschnittsnote der vergangenen drei Jahre ist hier bei Lidl und Aldi gleich. Beide kommen auf die Note 2,5.

Tut Lidl zu wenig, um Verpackungsmüll zu reduzieren?

In einem „Verpackungscheck“ hat die Deutsche Umwelthilfe fast durchweg schlechte Bewertungen an deutsche Supermärkte und Discounter verteilt – lediglich drei getestete Bioketten kamen mit einer guten Beurteilung davon. Immer noch werde viel zu viel Ware in Einweg-Verpackungen angeboten, so der Verband.

Besonders schlecht bewertete die DUH Aldi Nord und Süd sowie Lidl: Bei den drei Discountern fand die DUH weder im Milchregal noch im Getränkesortiment irgendeine Mehrwegverpackung - Anfang 2022 sah es genauso aus. Aldi Süd teilte mit, dass im kommenden Jahr der Einsatz von Mehrwegflaschen im Getränkebereich getestet werden soll.  

Aldi Nord und Süd erklärten zudem, dass bis Ende 2025 40 Prozent der Obst- und Gemüseartikel unverpackt angeboten werden sollen. Derzeit sei das bei einem Drittel der Artikel in der Warengruppe der Fall.

Plastikmüll: Ein großes Problem in Deutschland

Der Verpackungsmüll hat in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums fielen im Jahr 2010 etwa 16 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, im Jahr 2020 schon 18,8 Millionen Tonnen – 3,22 Millionen Tonnen davon waren Kunststoffmüll.

Pro Kopf verbraucht jeder Mensch in Deutschland etwa 225 Kilogramm Verpackungen – deutlich mehr als der europäische Durchschnitt von knapp 177 Kilogramm.

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