Bei Fleischprodukten wirbt Lidl damit, besonders auf das Tierwohl zu achten. Wir kaufen stichprobenartig typische Fleischprodukte bei Lidl ein. Die meisten sind mit einem Label der „Initiative Tierwohl“ gekennzeichnet.
Wir stellen allerdings anhand unserer Stichprobe fest: Die allermeisten Produkte stammen immer noch aus Haltungsstufe zwei oder eins.
Lidl hat angekündigt, noch im Laufe des Jahres 2023 Haltungsstufe 2 als Mindeststandard einzuführen. Außerdem schreibt uns das Unternehmen: „Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass mindestens 25 Prozent des gesamten Frischfleisch-Sortiments bis Ende 2024 aus der Haltungsform (sic!) 3 und 4 stammt.“
„Lidl Fleischskandal“
Wie viel Tierwohl tatsächlich in Haltungsstufe 2 steckt hat Mahi Klosterhalfen von der Albert-Schweizer-Stiftung kürzlich untersucht und auf der Seite Lidl-Fleischskandal.de veröffentlicht.
„Komplett volle Ställe. Man sieht den Boden vor lauter Hühnern nicht mehr. Die Tiere sind extrem überzüchtet, können sich nicht mehr richtig auf den Beinen halten, kommen teilweise noch nicht mal mehr ans Trinkwasser oder ans Futter. Verdursten da. Man sieht diese ganzen Folgen der Qualzucht und, ja, es ist ein großes Problem, das Lidl leider bislang nicht angehen will“, berichtet Kosterhalfen.
Dem widerspricht Lidl und entgegnet, man setze sich aktiv für die Weiterentwicklung von Tierwohlstandards ein.
Bei Tierhaltung nur gesetzlicher Mindeststandard
Mahi Klosterhalfen sieht Lidl dagegen voll in der Verantwortung für diese Form der Tierhaltung. Der Konzern könne als Auftraggeber bestimmen, unter welchen Standards produziert werden soll. „Leider sagt Lidl, wir nehmen den gesetzlichen Mindeststandard, oder wir gehen so minimal drüber, und das führt eben dazu, dass diese schlimmen Bilder entstehen.“
Lidl schreibt uns dazu, man sei sich der Verantwortung bewusst, aber nicht nur Lidl stehe vor Herausforderungen. Und der Discounter betont sein Engagement im Bereich der Haltungsformen.
Antibiotikaresistente Keime und Krankheitserreger
Mahi Klosterhalfen kritisiert nicht nur die Zustände in den Ställen. In einer deutschlandweiten Untersuchung hat er Hühnerfleischprodukte von Lidl auf antibiotikaresistente Keime und andere Krankheitserreger untersuchen lassen. Mit katastrophalem Ergebnis:
„71 Prozent aller Proben hatten antibiotikaresistente Keime“, berichtet Kolsterhalfen. Und damit nicht genug: „Wir hatten auch Salmonellen, Enterokokken, quasi das ganze Programm an Krankheitserregern, das man befürchten muss in der Geflügelmast, haben wir dann auch gefunden auf dem Fleisch.“
Lidl kann diese Ergebnisse nicht nachvollziehen und schreibt uns: "Unsere eigenen strengen Kontrollen und Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen die Verkehrssicherheit unserer Produkte zuverlässig sicher."
Darmbakterien auf Hühnchenfleisch?
Auch wir machen eine Stichprobe und kaufen bei Lidl ein: Hühnchenfleisch in fünf verschiedenen Filialen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Diese lassen wir in einem Labor untersuchen. Ergebnis: In allen Proben konnten die Darmbakterien E-Coli und Enterokokken nachgewiesen werden – allerdings in geringen Mengen ohne gesundheitliches Risiko.
Lidl argumentiert, Geflügelfleisch sei grundsätzlich anfällig für Keimbelastung. Das Unternehmen arbeite auch hier an Lösungen und Verbesserungen.
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