lesenswert mit Denis Scheck

lesenswert mit Mariana Leky und Jan Philipp Reemtsma

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Denis Scheck

"Kummer aller Art"-Autorin Mariana Leky kommt aus einer Familie von "Dachdeckern": Wie ihr das beim Schreiben half, erzählt sie Denis Scheck. Und: Jan Philipp Reemtsma über Christoph Martin Wieland.

Mariana Leky trifft Denis Scheck in der Georg-Büchner-Buchhandlung Berlin

Mit dem Roman "Was man von hier aus sehen kann" schrieb sich Mariana Leky in die Herzen ihrer Leser- und Leserinnenschaft. Im Buch wimmelt es nur so von skurillen Dorfbewohnern und -bewohnerinnen aus dem Westerwald, wie die Großmutter der Hauptfigur Luise. Träumt Selma von einem Okapi, steht ein Todesfall bevor.

"Was man von hier aus sehen kann" wurde zum Bestseller, in über zwanzig Sprachen übersetzt und 2022 unter der Regie von Aron Lehmann als Kinofilm adaptiert.

"Kummer aller Art" ist ebenfalls ein Buch voll mit seltsamen Personal: Frau Wiese, Herr Pohl oder Max und Michaela, heißen Lekys Figuren. Die Kolumnen, die so im Magazin "Psychologie heute" erschienen, sind jeweils dreieinhalb Seiten lang, und erzählen von den verschiedensten Arten des Kummers.

Man muss vermeiden, so eine künftige Harmonie-Soße zu versprechen.

Trotzdem: Ein Ratgeber-Buch ist "Kummer aller Art" nicht.

In der Georg-Büchner-Buchhandlung Berlin verrät Mariana Leky unserem "lesenswert"-Moderatoren Denis Scheck im Gespräch, wie sie über Kummer schreibt, ohne in selbsthilfebuchhaften Sprech zu verfallen und wie es war, mit Psychologen-Eltern aufzuwachsen.

Geboren wurde Mariana Leky 1973 in Köln, wo sie mit ihrem jüngeren Bruder und ihren Eltern aufwuchs. Leky brach eine Buchhandelslehre ab und begann ein Studium der Empirischen Kulturwissenschaften und der Germanistik in Köln. Ab 1999 studierte sie "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" an der Universität Hildesheim.

Ihr Debütroman "Erste Hilfe" erschien 2004, 2010 folgte "Die Herrenausstatterin", das Buch schaffte es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Heute lebt und arbeitet Leky in Berlin.

Jan Philipp Reemtsma auf den Spuren Christoph Martin Wielands

Das Landgut Wielands, wo Jan Philipp Reemtsma Denis Scheck und das "lesenswert"-Team trifft, liegt etwa zehn Kilometer nordöstlich von Weimar. Dem ehemaligen Gutsherren widmet Jan Philipp Reemtsma die Biografie "Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur".

Die Begegnung mit einem Jahrhundertgenie.

Heute befindet sich in den historischen Räumen des Guts ein Museum, das sich dem Leben und Wirken des Aufklärers Wielands widmet. Christoph Martin Wieland (* 5. September 1733 in Oberholzheim, † 20. Januar 1813 in Weimar) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.

In der bei C. H. Beck erschienen Biografie, begibt sich Jan Philipp Reemtsma auf die Spuren des Schriftstellers.

Literaturmäzen Jan Philipp Reemtsma, geboren 1952, wuchs in Hamburg auf, wo er auch Literaturwissenschaft und Philosophie studierte. Er promovierte 1993 und ist Professor für Neuere Deutsche Literatur.

Reemtsma war Erbe der Reemtsma AG, einer Zigarettenfabrik. Seinen Anteil verkaufte er im Alter von 27. Den Erlös des Verkaufs investierte er in die Förderung verschiedenster kultureller Projekte.

Schon im Studium begeisterte er sich für Arno Schmidt und gründete 1982 mit seiner Witwe Alice Schmidt die Arno-Schmidt-Stiftung, die den Nachlass des Schriftstellers verwaltet und sich der Herausgabe seines Gesamtwerks widmet.

1984 rief Reemtsma das "Hamburger Institut für Sozialforschung" ins Leben, das zu einem der bekanntesten außeruniversitären sozial- und geschichtswissenschaftlichen Forschungsinstituten Deutschlands zählt.

In den Fokus der Öffentlichkeit gelangte Reemtsma, als er 1996 vor seiner Hamburger Wohnung entführt wurde. Nach 33-tägiger Geiselhaft und Lösegeldzahlung wurde er freigelassen.

Reemtsma veröffentlichte zahlreiche Bücher und Essays, darunter vielbeachtet "Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne".

Sein Buch "Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur" war nominert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik.

Buchkritik Jan Philipp Reemtsma – Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. Eine Biographie

Christoph Martin Wieland war einer der wichtigsten deutschen Autoren der Aufklärung. Doch im Gegensatz zu Goethe, Schiller und Co. kennt ihn heute kaum noch jemand. Jan Philipp Reemtsma erinnert mit seiner akribischen Biografie an einen der vielseitigsten Schriftsteller und Philosophen des 18. Jahrhunderts – und preist Wieland als Erfinder der modernen Literatur. | Reportage aus der Wieland-Stadt Biberach von Judith Reinbold. | C. H. Beck Verlag, 704 Seiten, 38 Euro | ISBN 978-3-406-80070-2

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