Denis Scheck im Gespräch mit Daniel Kehlmann und David Schalko — Teil 1/2

„Man spürt diesen Schatten eines kommenden Unheils" — Auf Franz Kafkas Spuren in Prag

Stand
REDAKTEUR/IN
Nina Wolf
MODERATOR/IN
Denis Scheck

Zum 100. Todestag von Franz Kafka widmen ihm Daniel Kehlmann und David Schalko eine Serie. Mit Literaturexperte Denis Scheck besuchen sie Kafkas Prag. Mit spannendem Kafka-Wissen erzählen sie von Leben und Werk des Schriftstellers.

Altersfreigabe: ab 0 (verfügbar von 0 Uhr bis 24 Uhr)

David Schalko ist der Regisseur der sechsteiligen ARD und ORF-Serie „Kafka“, Daniel Kehlmann hat das Drehbuch geschrieben. Es geht um Kafkas Leben, aber das heißt immer auch: um Literatur! Ab dem 20.03.24 ist die Serie in der ARD Mediathek verfügbar.

In "lesenswert" sprechen sie über ihre Arbeit an der Serie, deren Drehbuch auf einer Kafka-Biografie von Reiner Stach basiert, und über die Herausforderungen, einen Autor auf dem Bildschirm zum Leben zu erwecken.

Kafkas Geburtshaus

1883 wurde Franz Kafka in Prag geboren. Die Mutter, Julie Löwy, vermögend. Der Vater Hermann Kafka, ein Aufsteiger aus der Provinz, mit wenig Interesse an seinem Judentum, Anpassung lautete die Devise.

Original ist heute nur noch das Tor des Hauses.

Denis Scheck, Daniel Kehlmann und David Schalko sprechen an Franz Kafkas Geburtshaus über Familie und die frühen Jahre des Schriftstellers.  (Foto: SWR)
Denis Scheck, Daniel Kehlmann und David Schalko sprechen an Franz Kafkas Geburtshaus über Familie und die frühen Jahre des Schriftstellers. © SWR Bild in Detailansicht öffnen
David Schalko im Portrait in der Prager Altstadt. (Foto: SWR)
David Schalko in der Prager Altstadt. © SWR Bild in Detailansicht öffnen
Scheck, Kehlmann und Schalko schauen im Prager Lucerna einen Film. (Foto: SWR)
Film ab: Kafka war begeisterter Kinobesucher, Scheck, Kehlmann und Schalko schauen im Prager Lucerna einen Film, den schon der Schriftsteller sah. © SWR Bild in Detailansicht öffnen

Franz Kafkas Prag

Sein Prag war überschaubar. Aus dem Fenster konnte er sein Leben sehen:

„Hier war mein Gymnasium, dort in dem Gebäude, das herübersieht, die Universität und ein Stückchen weiter links hin, mein Büro. In diesem kleinen Kreis ist mein Leben eingeschlossen.“

1913 zog die Familie ins luxuriöse Oppelthaus, repräsentativ am Altstädter Ring gelegen, nicht unweit vom väterlichen Geschäft. 1918 kehrte Kafka hierher zurück.

Das Judentum im Werk

Das ehemalige jüdische jüdische Ghetto grenzt an die Altstadt. Das Prag um 1900 war ein Schmelztiegel deutscher, böhmischer, österreichischer und jüdischer Kultur. Aber das Haupt des aggressiven Nationalismus zeigte sich unverhohlen.

Es kam zu antisemitischen Übergriffen. Die Antwort: ein Aufschwung der zionistischen Bewegung, gerade in Kafkas Freundeskreis. Kafka musste lernen, ein Jude zu sein. Darum begann er sich, mit dem osteuropäischen Judentum zu beschäftigen.

Kafkaeske Stimmung? Ein Regenschauer in der Prager Altstadt (Foto: SWR)
Kafkaeske Stimmung? Ein Regenschauer in der Prager Altstadt Bild in Detailansicht öffnen
Geburtshaus Frank Kafka (Foto: IMAGO, IMAGO / epd)
Am 3. Juli 1883 wurde Frank Kafka geboren. Bild in Detailansicht öffnen
David Schalko im Interview (Foto: SWR)
David Schalko im Interview Bild in Detailansicht öffnen
Wohnhaus Frank Kafka (Foto: IMAGO, IMAGO / Schöning)
Franz Kafka wuchs als Sohn von Herrmann und Julie Kafka mit zwei Brüdern und drei Schwestern auf. Beide Brüder starben bereits im Kindheitsalter und die Schwestern wurden später deportiert. Bild in Detailansicht öffnen

Die Arbeiterunfallversicherung

Kafka war ein Experte für die Schattenseiten der Industrialisierung. 1908 trat er eine Stelle in der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen Franz Kafka an.

Im Gebäude, durch dessen Flure der Schriftsteller einst eilte, ist heute ein Hotel untergebracht.

Zur zweiten Folge "lesenswert" auf Kafkas Spuren

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Das Urteil

Der Schriftsteller brachte die Geschichte in einer Nacht 1912 zu Papier. Rauschhaft schrieb er die Erzählung von einer Vater-Sohn-Beziehung nieder.

Die Geschichte ist wie eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim bedeckt aus mir herausgekommen.

Im Spiegelsaal des Hotels Erzherzog Stephan, heute heißt es "Grand Hotel Europa", las Franz Kafka am 4. Dezember 1912 öffentlich. Er genoß das Lesen vor Publikum, auch sein Freund Max Brod las an diesem Abend.

Im Kaffeehaus des Palais Lucerna sprechen „lesenswert“-Moderator Denis Scheck, Regisseur David Schalko und Schriftsteller Daniel Kehlmann über Franz Kafkas Schreiben (Foto: SWR)
Im Kaffeehaus des Palais Lucerna sprechen „lesenswert“-Moderator Denis Scheck, Regisseur David Schalko und Schriftsteller Daniel Kehlmann über Franz Kafkas Schreiben Bild in Detailansicht öffnen
Grand Hotel Prag (Foto: IMAGO, IMAGO / Pond5 Images)
Kafka liest seine Geschichte „Das Urteil“ 1916 in diesem Hotel vor. Bild in Detailansicht öffnen
Lucerna Passage in Prag (Foto: IMAGO, IMAGO / Pond5 Images)
Kafka war ein begeisterter Kino-Besucher. Bild in Detailansicht öffnen
Film ab: Kafka war begeisterter Kinobesucher, Scheck, Kehlmann und Schalko (Foto: SWR)
Film ab: Kafka war begeisterter Kinobesucher, Scheck, Kehlmann und Schalko schauen im Prager Lucerna einen Film, den schon der Schriftsteller sah Bild in Detailansicht öffnen

Kafkas Leben als Serie

In „lesenswert“ stellen sich David Schalko und Daniel Kehlmann Fragen zu ihrer Mini-Serie „Kafka“. Die Drehbücher für das fiktionale Format basieren auf der dreibändigen Kafka-Biografie von Reiner Stach, der in der Serie auch als Fachberater tätig ist.

Joel Basman spielt Franz Kafka in der Hauptrolle, David Kross dessen Freund Max Brod. Nicholas Ofczarek verkörpert Hermann Kafka, Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) als Milena Jesenská ergänzt den Cast vor der Kamera.

Ich habe kein literarisches Interesse, sondern bestehe aus Literatur, ich bin nichts anderes und kann nichts anderes sein.

Zu Teil 2 der Sendung

Denis Scheck im Gespräch mit Daniel Kehlmann und David Schalko — Teil 2/2 „Angesichts gewisser Nebenumstände" — Daniel Kehlmann und David Schalko in Prag

Im zweiten Teil von „lesenswert" in Prag fahren Daniel Kehlmann, David Schalko und Denis Scheck mit einer historischen Tram, besuchen Franz Kafkas Grab und sprechen über Kafkas Freundschaft zu Max Brod.

lesenswert auf den Spuren von Franz Kafka in Prag SWR

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