lesenswert mit Denis Scheck

lesenswert mit Durs Grünbein

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MODERATOR/IN
Denis Scheck
REDAKTEUR/IN
Frank Hertweck
Nina Wolf

Dresden, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: So beginnt Durs Grünbeins neuer Roman „Der Komet“. Darin schreibt er über das Leben von Dora W. Im Dresden des Jahres 2023 treffen sich Denis Scheck und der Büchnerpreisträger für einen literarischen Stadtspaziergang.

Die Liliengasse in Dresden - Auf den Spuren von Durs Grünbeins Großmutter

Im Mittelpunkt von "Der Komet" steht Dora W. Sie flüchtete aus Schlesien und beginnt in Dresden ein neues Leben. Während sie mit dem Schlachtermeister Oskar eine Familie gründet und eine Freundschaft zu Trude knüpft, weitet sich der Nationalsozialismus aus.

Ein Sprung nur war es von der Liliengasse hinüber zum Volksbad in der Annenstraße, in das Dora regelmäßig zum Schwimmen ging, manchmal mit Trude, am liebsten jedoch allein. Der Geruch von Chlor, die Stimmen der Badenden in der hohen Halle verstärkt wie das Vogelgeschrei in einer Voliere, ein Ausdruck von Autonomie. Hier, in der Anonymität einer Menge, in der jeder mit sich selbst beschäftigt war, fühlte sie sich wohl. Hier schwamm sie ihre Bahnen, und zum ersten Mal, so schien es, hatte sie ihr Leben fest im Griff

Unheil zieht auf, das war schon am Himmel abzulesen gewesen: Im Jahr 1910 tauchte der Halley'sche Komet auf, ein Omen und ein Sinnbild für den Schrecken des Nationalsozialismus.

In "Der Komet" verknüpft Durs Grünbein seine eigene Familiengeschichte mit historischem Kontext. Mit Denis Scheck und dem "lesenswert" Team besucht Durs Grünbein einige der Schauplätze aus "Der Komet" in Dresden und spricht über sein Aufwachsen, seine Beziehung zu seiner Großmutter und sein Schreiben.

Der Postplatz - Zwischen Barock und Moderne

Der Postplatz ist ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Von hieraus fahren Straßenbahnen in alle Richtungen der Stadt.

In "Der Komet" verbringt Dora W. hier viel Zeit, sie beobachtet den Verkehr und ist beeindruckt vom bewegten und pulsierenden Dresden.

Möge das alles niemals zur Ruhe kommen, nie aufhören. Das dachte sie damals noch nicht, aber später, als die Stadt nur noch ein Schatten ihrer selbst war, fielen ihr die Momente an der belebten Kreuzung 61 manchmal ein. Dort am Postplatz hatte sie zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter gestanden, oft auch im strömenden Regen, mit Blick auf den Dresdner Zwinger, und eine leichte Drehung auf dem Absatz hatte genügt, um die spitzen Zwillingstürme der Sophienkirche in der einen, das Palast Hotel Weber an der Ecke zum Schauspielhaus in der anderen Richtung zu sehen.

In "lesenswert" schildert Durs Grünbein Denis Scheck seine Faszination für den Postplatz - und verrät einige ganz private Erinnerungen.

Durs Grünbein wurde 1962 in Dresden geboren. Mit dem Schreiben begann er früh. Erst Abenteuergeschichten mit 12 Jahren, später Lyrik, 1988 der Gedichtband "Grauzone morgens", 1991 "Schädelbasislektion". Vor dem Mauerfall war Grünbein an mehreren ostdeutschen Theatern tätig, reiste danach durch Europa, Asien und die USA. Grünbein arbeitete als Publizist und Übersetzer, verfasste Essays und veröffentlichte Gedichte. 1995 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Heute lebt und arbeitet Durs Grünbein in Berlin und Rom.

Im Kaffeehaus Italienisches Dörfchen

Denis Scheck im Gespräch mit Durs Grünbein über "Der Komet", Suhrkamp Verlag (Foto: SWR)
Denis Scheck im Gespräch mit Durs Grünbein über "Der Komet", Suhrkamp Verlag

Das Kaffeehaus "Italienisches Dörfchen" liegt am Elbeufer, nur einen Steinwurf von der Dresdner Altstadt entfernt. Hier kehren Durs Grünbein und Denis Scheck für das "lesenswert"-Gespräch ein.

Durs Grünbein erzählt von seiner Großmutter und seiner Beziehung zu ihr. Ihre Geschichte, sein Aufwachsen in Dresden und die Stadt selbst haben ihn zum Schreiben von "Der Komet" inspiriert.

Es ist einerseits eine persönliche Geschichte einer Person, eines Familienmitgliedes. Andererseits aber auch die Geschichte dahinter, im Sinne der Historie.

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