Klimawandel begünstigt neue Arten

Jagdzecke jetzt auch bei uns heimisch

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Sie sitzen im hohen Gras oder auf Büschen und warten auf Beute: Zecken. Lange war lediglich der sogenannte "Gemeine Holzbock" bei uns heimisch, doch der Klimawandel begünstigt nun auch bei uns die Lebensbedingungen für Zecken aus wärmeren Regionen der Welt. Und diese neuen Zeckenarten bringen Risiken mit sich.

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Der Gemeine Holzbock hat Verstärkung bekommen in Deutschland. Die überall in Europa vorkommende Zeckenart ist in deutschen Wäldern immer noch die am weitesten verbreitete, doch auch tropische Arten fassen im Zuge des Klimawandels hier weiter Fuß.

Jagdzecke Hyalomma

So zum Beispiel die Hyalomma-Zecke. Sie stammt ursprünglich aus warmen Regionen in Afrika, Asien sowie aus Süd- und Osteuropa und wurde wahrscheinlich mit den Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt. Sie ist um einiges größer als die heimischen Arten und leicht an den gestreiften Beinen zu erkennen.

Zecken im Größenvergleich: Gemeiner Holzbock (links) und Hyalomma marginatum (rechts) (Foto: dpa Bildfunk, Foto: Lidia Chitimia-Dobler/Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr/dpa )
Zecken im Größenvergleich: Gemeiner Holzbock (links) und Hyalomma marginatum (rechts)

Dank ihrer Augen kann die Hyalomma-Zecke potentielle Wirte auf bis zu 100 Meter Entfernung aktiv verfolgen. Sie gilt als Überträgerin des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers sowie des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und kann eine Form des Zecken-Fleckfiebers auslösen.

Auwaldzecke

Die Auwaldzecke gehört zu den sogenannten Buntzecken. Auffällig ist ihr gemustertes Rückenschild. Auch diese Zeckenart ist größer als heimische Arten. So wird sie zwischen dreieinhalb und sechs Millimeter groß. Im Vergleich: Der Gemeine Holzbock erreicht eine Größe von bis zu vier Millimetern.

Eine Auwaldzecke auf einem Grashalm (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Die Auwaldzecke breitet sich in Deutschland aus. Sie ist schon bei niedrigen Temperaturen ab vier Grad aktiv. Hundebesitzer und Spaziergänger sollten deshalb das ganze Jahr über aufmerksam sein.

Vor allem für Hunde kann die Auwaldzecke gefährlich werden. Sie überträgt einen Erreger, der die sogenannte Babesiose, auch Hundemalaria genannt, auslösen kann. Eine Infektionskrankheit, die unbehandelt zum Tod des Tieres führt. Eine Übertragung von Hundemalaria auf den Menschen ist bislang nicht bekannt. Doch auch die Auwaldzecke überträgt FSME, einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die von Viren hervorgerufen wird.

Während Arten wie der Gemeine Holzbock bei Außentemperaturen um die sieben Grad aktiv werden, ist die Auwaldzecke toleranter gegenüber Kälte und wird bereits bei Temperaturen um die vier Grad und Bodenfrost aktiv.

Braune Hundezecke

Auch die Braune Hundezecke hat ihren Ursprung im warmen Mittelmeerraum und hat nun, bedingt durch den Klimawandel, günstige Lebensbedingungen in unseren Breiten. Wie die Hyalomma ist auch die Braune Hundezecke eine Lauer- und Jagdzecke und in der Lage, einen potentiellen Wirt aktiv zu verfolgen.

Eine Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus, Männchen) liegt auf einer Ein-Cent-Münze. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Fabian Sommer)
Die Braune Hundezecke ist winzig klein, nicht einmal so groß wie eine Ein-Cent-Münze, aber sie kann zur Plage werden, heißt es bei der Uni Hohenheim, die die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen hat.

Bevorzugter Wirt ist der Hund, doch auch andere Säugetiere und Menschen werden von dieser Zeckenart gestochen. Dank ihrer Trockenheitsresistenz überlebt und vermehrt sich die Braune Hundezecke auch in Innenräumen.

Neben der Hundemalarie überträgt die Braune Hundezecke bei Hunden außerdem den Blutparasiten hepatozoon canis. Beim Menschen überträgt die Braune Hundezecke Mittelmeerfleckfieber, welches mit einer sich schwarz verfärbenden Einstichstelle einhergeht.

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