grüner Spargel, der aus dem Boden wächst (Foto: Adobe Stock, barmalini)

Importiert vs. regional

Ist Spargel eine Belastung für das Klima?

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Es ist Spargelsaison. Doch der Spargelmarkt steht vor Herausforderungen. Ist Spargel aus dem Ausland günstiger als regionaler Spargel? Und wie steht es um die Klimabilanz?

Spargelanbau unter Folie

95 Prozent des deutschen Spargels werden unter sogenannter Schwarz-Weiß-Folie angebaut. Auch Bio-Betriebe dürfen Folie nutzen. Bei Kälte wird die schwarze Folienseite nach oben gedreht, um die Wärme im Boden zu halten. Bei hohen Temperaturen drehen die Spargelbauern die weiße Seite nach außen, damit das Wachstum gebremst wird und die Qualität des Spargels erhalten bleibt.  

Durch die Folie wird so eine Bodentemperatur von zehn bis zwölf Grad erzielt, bei der Spargel am besten wächst. Der Folieneinsatz wirkt sich so auf die Ernte aus: Die Erträge können mit Folie um bis zu 30 Prozent gesteigert werden. 

Im gesamten deutschen Spargelanbau fallen jährlich etwa 4.700 Tonnen Plastikfolie an. Nach der Ernte wird die Folie gesäubert und aufgewickelt. Zwischen sieben und 15 Jahren kann die Schwarz-Weiß-Folie verwendet werden, die Minitunnelfolie hält meist nur zwei Jahre.  

Alte Agrarfolien können gut recycelt werden, weil sie nur aus einem Kunststoff bestehen. In Deutschland werden trotzdem nur 40 Prozent der Folien recycelt, EU-weit sogar nur 24 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Folien oft zu schmutzig sind, um sie zu recyceln. 

Bis zum Horizont erstecken sich ein Spargelfeld auf dem spargel in langen Reihen unter Schwarz-Weiß-Folie angebaut wird. In den Gräben ziwschen den Spargel-Dämmen wächst Unkaut. (Foto: Colourbox)
Im Anbau von Bio-Spargel gibt es eine höhere Anzahl von Ackerbegleitflora, sogenanntes Unkraut, welches zwischen den Spargeldämmen wächst. Die kleinen Pflanzen bieten Nahrung für Insekten und sorgen für ein besseres Bodenleben.

So umweltschädlich sind Spargelfolien

Durchschnittlich braucht es für einen Hektar Spargelanbaufläche etwa sieben Kilometer Plastikfolie. Gerade neben und in Vogelschutzgebieten sollte auf den Folienanbau verzichtet werden: "Ein ganz großes Problem ist der Folienanbau in Vogelschutzgebieten, weil dort die Bodenbrüter, die gerade zu dieser Zeit ihre Nester bauen, keinen Lebens- oder Brutraum finden", erklärt Cornelia Wiethaler vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).  

Durch die Folien gelangt auch Mikroplastik in die Böden. Das schädigt Bodenlebewesen.  

Die Landwirtschaft sorgt insgesamt für jährlich 180 Tonnen Mikroplastik in Deutschland, das über die Böden in die Umwelt gelangt. Etwa 100 Tonnen Plastikabrieb stammen davon aus dem Spargelanbau, zeigt eine wissenschaftliche Plastikstudie des Naturschutzbundes NABU aus dem vergangenen Jahr. Das meiste Plastik, etwa 12.000 Tonnen, gelangt allerdings aus Kompost, umhülltem Düngemittel und vor allem aus Klärschlamm in die Umwelt.

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CO₂-Fußabdruck der Spargelanbauarten im Vergleich

Damit Verbraucher und Verbraucherinnen Spargel so früh wie möglich essen können, kann er auch beheizt angebaut werden. Dazu werden Rohre in der Erde verlegt, durch die heißes Wasser läuft, damit der Boden erhitzt wird und der Spargel schneller sprießen kann. Die beheizte Anbauform gibt es in Deutschland allerdings nur selten

Neben dem Folienspargel gibt es auch den sogenannten "beheizten Spargel", bei dem der Spargel schneller sprießen kann. Grafik vom beheizten Spargelanbau. Rohre werden in der Erde verlegt, sodass heißes Wasser den Boden erhitzt. (Foto: SWR)
Neben dem Folienspargel gibt es auch den sogenannten "beheizten Spargel", bei dem der Spargel schneller sprießen kann.

Die Ökobilanz von Heizspargel ist etwas höher als die von Folienspargel aus Deutschland. Zum Vergleich: Ein Kilo Heizspargel, der die Abwärme einer in der Nähe gelegenen Fabrik nutzt, hat eine CO₂-Äquivalente von etwa 3,0 Kilogramm. Ein Kilo konventioneller Spargel aus Deutschland liegt bei 1,82 Kilogramm CO₂-Äquivalente.

Auswirkungen des Spargelimports

Eine weitere Möglichkeit, den Kunden und Kundinnen so früh wie möglich Spargel anbieten zu können, ist der Import aus anderen Ländern. Die langen Transportwege des importierten Spargels verschlechtern jedoch dessen Klimabilanz, da der CO2-Ausstoß deutlich höher ist als bei regionalem Spargel.

Bei Spargel, der zum Beispiel aus Spanien oder Griechenland importiert wird, ist der CO₂-Austoß doppelt so hoch wie beim regionalen Spargel. Beim Transport aus Ländern wie Mexiko oder Peru mit dem Schiff oder Flugzeug ist der CO₂-Ausstoß sogar bis zu 12-mal höher.

grüner Spargel in einer Holzkiste (Foto: Colourbox, Oliver Hoffmann)
Der Import von Spargel aus dem Ausland belastet die Umwelt

Ein weiteres Problem bei der Produktion im Ausland ist die Wassernutzung beim Anbau des Spargels. In warmen Ländern wie Mexiko oder Peru können Spargelbauern das ganze Jahr beliebig Spargel anbauen, obwohl Spargel nicht ganzjährig Saison hat. Die Regelungen sind nicht so streng wie bei uns in Deutschland, also können literweise Wasser für Spargel verwendet werden, obwohl das eigentlich nicht nötig wäre.

"In Mexiko oder in Peru wachsen andere Sorten als in Deutschland, die reagieren nicht auf die Kälte, sondern die reagieren auf Wasserverfügbarkeit oder eben Trockenheit und so können die im Prinzip die Saison optimal steuern, die können das Wasser anmachen kurz vor Weihnachten und dann haben sie um Weihnachten Spargel", erläutert Stefan Schumacher, Vorsitzender des Verbands Süddeutscher Spargelanbauern. Das führe allerdings zu einem Absinken des Grundwasserpegels in dem jeweiligen Gebiet. Dadurch werde das Wasser den natürlichen Systemen entzogen und stehe somit auch der Bevölkerung nicht mehr zu Verfügung. Werde zu viel Wasser weggeleitet, habe das negative Folgen auf die ganze Region.

Warum ist deutscher Spargel teurer?

"Wir haben sehr hohe Produktionsstandards und aber auch erhöhte Produktionskosten", erklärt Landwirt Robin Bodrogi, der in Iffezheim bei Baden-Baden Spargel anbaut. In Deutschland liegt das Mindestlohnniveau deutlich über dem in Spanien und Griechenland – in Italien gibt es gar keinen Mindestlohn. "Da sind die Lohnkosten deutlich geringer im Vergleich zu uns."

Dadurch ist deutscher Spargel teurer und konkurriert mit importiertem Spargel. Denn etwa ein Fünftel des Spargels, der in Deutschland verkauft wird, stammt aus dem Ausland - hauptsächlich aus Peru, Mexiko, Griechenland, Spanien und Italien.

So geht der Spargel-Einkauf möglichst nachhaltig

Wenn Spargel schon Ende Februar oder Anfang März in den Supermarktregalen liegt, kann davon ausgegangen werden, dass er auf beheizten Feldern angebaut wurde. Wer lieber sichergeht, kann zu Bio-Spargel greifen. Demeter, Naturland und Bioland bauen nach eigenen Angaben keinen Heizspargel an.

Ab Mitte März gibt es den ersten regionalen Folienspargel zu kaufen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um weißen Spargel, denn 86 Prozent des deutschen Anbaus sind weißer Spargel. Grüne Spargelstangen sind selten regional und werden meist importiert.

Das trägt zu einer guten Qualität und Sicherheit des Spargels bei. Außerdem unterstützt man regionalen Anbau und die Umwelt trägt einen geringeren Schaden davon. 

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