Powerobst Beeren

So gesund sind Heidelbeeren, Johannisbeeren und Co.

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Thies Schnack
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Sabrina Reichert

Vielen Beeren wird eine antioxidative Wirkung zugeschrieben, die zum Beispiel bei Diabetes helfen soll. Andere Wirkstoffe sollen gut für die Augen sein. Aber stimmt das?

Was steckt in Beeren?

Allgemeinmedizinerin Sigrun Chrubasik beschäftigt sich bereits seit langem damit, welche Wirkstoffe in Beeren enthalten sind. Phytomedizin, also Pflanzenmedizin, heißt ihr Fachgebiet. Beeren kommen darin zur Krankheitsvorbeugung und Heilung zum Einsatz. So enthalten Beeren laut Chrubasik wichtige Stoffe, die der Mensch benötigt, um gesund zu bleiben. Zu ihnen zählten zum Beispiel Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Bei den sekundären Pflanzenstoffen handelt es sich um Stoffe, die die Pflanze in der Natur schützen. Gerbstoffe verteidigen eine Pflanze beispielsweise gegen Pflanzenfresser. Andere sekundäre Stoffe schützen die Pflanze vor UV-Strahlung und Verdunstung und wieder andere locken durch Farben und Aromen Insekten an.

Beeren gegen freie Radikale

Gerade die Gruppe der sekundären Stoffe, die für Farben und Aromen verantwortlich sind, sorgt für die medizinische Wirkung der Beere. "Der Beeren-Wirkstoff setzt sich zusammen aus dem Farbstoff, das sind die Anthocyane, die eben eine starke Radikalfänger-Eigenschaft haben", erklärt Chrubasik. Der Wirkstoff kann also die Körperzellen gut gegen freie Sauerstoff-Radikale schützen. Diese Eigenschaft ist besonders für Patienten wichtig, die viele Radikale produzieren. Wie etwa Personen, die von Diabetes, hohem Blutdruck, hohem Cholesterin und Übergewicht betroffen sind. "Bei diesen Erkrankungen fallen zu viele Radikale an und das körpereigene Schutzsystem schafft es nicht, die zu beseitigen. Und dazu brauchen wir eben die Antioxidantien der Natur. Dazu müssen wir eben Beeren und Gemüse zuführen", erläutert die Allgemeinmedizinerin. Da Anthocyan verstärkt in dunklen Beeren vorkommt, sind unter anderem Holunder, schwarze Johannisbeere, Heidelbeere, Brombeere und Aronia besonders gesund.

Sind Heidelbeeren gut für die Augen?

Neben besonders vielen antioxidativen Stoffen enthalten Heidelbeeren zudem wichtige Ballaststoffe und Beta-Carotin.

So sind Heidelbeeren laut Chrubasik etwa in Korea sehr beliebt, da sie die Sehkraft stärken sollen. Es sei dort weit verbreitet, jeden Tag eine Schale der Beeren zu essen. Denn gerade wenn Menschen viel vor dem Fernseher oder PC sitzen, leiden die Augen. "Aber man muss eben auch da wissen, wie viel Wirkstoff man zuführen sollte. Ungefähr 120 Milligramm vom Farbstoff", erklärt die Allgemeinmedizinerin.  

Heidelbeeren liegen in einer Schüssel auf einem Tisch. So gesund sind Beeren. (Foto: Unsplash / Joanna Kosinska)
Heidelbeeren können die Sehkraft stärken.

Sind Vogelbeeren auch gesund?

Noch gesünder als die Heidelbeere sind laut Naturpädagogin Anne Reichel Vogelbeeren. Gründe dafür sind der hohe Vitamin-C-Gehalt und die verdauungsfördernden Bitterstoffe. Jedoch enthalten Vogelbeeren auch Parasorbinsäure, wodurch sie nur bedingt essbar sind. Deshalb entbittert Reichel die Beeren, indem sie sie abgedeckt und für 24 Stunden in ein Drittel Essig und zwei Drittel Wasser gibt. Anschließend kann man sie einfrieren. Sigrun Chrubasik gibt jedoch zu beachten: "Die Vogelbeere enthält wichtige Stoffe, das ist ganz klar, gilt aber auch als mäßig giftig, weil sie Stoffe enthält, die die Magen-Darm-Schleimhaut sehr stark reizen. Weshalb empfohlen wird, nur wenig Beeren zu sich zu nehmen." 

Hitze stört den Beeren-Wirkstoff

Wer besonders von den Wirkstoffen der Beeren profitieren möchte, der sollte beachten, dass die gesunden Wirkstoffe hauptsächlich in rohen Beeren vorhanden sind. Grund dafür ist, dass die chemische Zusammensetzung der etwa 250 bekannten Anthocyane licht- und temperaturempfindlich ist. Werden die Beeren also beispielsweise erhitzt, um daraus Marmelade, Sirup oder Ähnliches zu machen, geht der Wirkstoff kaputt.

Auch Sternekoch Jörg Sackmann beschäftigt sich damit wie man die Beeren möglichst schonend verarbeiten kann, um die Nähr- und Wirkstoffe zu erhalten. In seinem Hotel werden die Beeren mit Stickstoff schockgefroren. Für zu Hause eignet sich das jedoch weniger. Hierfür hat der Koch den Tipp, die Beeren zu fermentieren. Die fermentierten Beeren helfen laut Chrubasik auch bei Reizdarm. Dennoch haben die Beeren im Normalzustand immer noch am meisten zu bieten.

Heidelbeeren und Co. schonend verarbeiten Rezept: Beeren fermentieren

Nicht nur Gemüse, auch Beeren können fermentiert werden. Auf diese Weise lassen sie sich konservieren sowie weiterverarbeiten und trotzdem bleiben Nähr- und Wirkstoffe erhalten.

Hersteller geben ungenaue Wirkstoffmengen an

Nur noch wenig Anthocyan ist auch in verarbeiteten Produkten wie Säften, getrockneten Beeren oder Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Bei diesen Produkten kommt es nicht nur auf die Qualität des Ausgangsprodukts an, sondern auch auf dessen Weiterverarbeitung und Lagerung. Ein weiteres Problem, auf das Chrubasik bei ihren Analysen immer wieder gestoßen ist: die Hersteller benutzen häufig ungenaue, photometrische Messmethoden, um den Anthocyan-Gehalt anzugeben.

"Wir haben mehrere Messungen gemacht, vergleichende Messungen und kamen immer wieder zu dem Schluss, dass einmal die deklarierte Menge gar nicht drin war und dass der wahre Wirkstoff eben noch sehr viel niedriger lag", berichtet Chrubasik. Des Weiteren sind Faktoren wie die Lagerung für die Verbraucher schwer nachzuverfolgen. Entsprechend empfiehlt die Allgemeinmedizinerin die Beeren frisch auf dem Markt zu kaufen.

Fazit

Vor allem in dunklen Beeren sind viele Antioxidantien enthalten, die bei verschiedenen Krankheiten helfen können. Gerade dunkle Beeren sind also besonders gesund - vor allem in unverarbeiteter Form. Sie können zwar einigermaßen schonend verarbeitet werden, doch besonders gesund sind sie frisch vom Markt und aus biologischem Anbau.

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