Auf der Donau in Linz

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Ein Film von Sabine Opitz

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Hoch im Norden von Rheinland-Pfalz liegt Linz. Die historische Altstadt lockt Touristen aus aller Welt an. Aus dem 14. Jahrhundert stammt die Burg. Dort kann man heute noch die ritterliche Folterkammer bestaunen. Am alten Rheintor zeigen Markierungen, wie hoch früher das Hochwasser stand. Und ein Stück weiter oben in der Altstadt liegt die Gasse "Auf der Donau". Donau, das kommt aus dem Keltischen. "Danu" war dort das Wort für "Fluss". Einst floss wirklich ein Bach durch die Straße. Von dem ist aber längst nichts mehr zu sehen.

Die Gasse "Auf der Donau" ist schmal und nicht schön oder heraus geputzt wie die Vorzeigestraßen der Altstadt. Alles wirkt ungeschminkt, etwas verwunschen und ziemlich schräg. Passend dazu steht hier auch das wohl originellste Haus der Stadt. Es gehört Peter Paus – einem Linzer Original. Ganz fleißig hat er eine Fassade geschaffen, die viele kitschig finden. Die aber ein Blickfang ist. Auf der Tür alte Fotos. Um die Fenster dicke Balken. Über dem Eingang ein skurriles "Kunstwerk". Und in der Wand ein Schlitz, in den man Spenden für die Krebshilfe einwerfen kann. Fast alles Touristen knipsen das Haus – Bilder gibt es also auf der ganzen Welt. Und manchmal fragen Wildfremde, wie es innen aussieht. Da findet sich ein Sammelsurium alter Werkzeuge und Haushaltsgeräte. Und mittendrin leben Peter Paus und seine Frau.

Im Haus mit der Nummer zwei lebt und arbeitet die Künstlerin Denise Steger. Früher betrieben die Oma und ihre Eltern hier einen Spielwarenladen. Als sie Kind war, galt "Auf der Donau" als keine gute Adresse. Und auch heute ist es hier aus Sicht von Denise Steger alles andere als schön. Das Haus ist alt und viel zu eng. Es gibt keine Sonne und keine Parkplätze. Dafür aber jede Menge Ratten. Eine davon hat sie tot bei sich im Schaufenster ausgestellt. Darunter das Preisschild: "25.000 Euro". Dafür würde sie sie hergeben, die mumifizierte Ratte, bei der noch ein Stück Zeitung im Magen zu erkennen ist. Die übrige Kunst von Denise Steger ist fröhlicher. Überall bei ihr im Laden sieht man Papier, das gefaltet und bunt gefärbt in Gitterrahmen steckt.

Den besten Blick von oben haben Hendrik Derek und seine Freundin. Sie schauen hinten raus, vom Schlafzimmerbalkon, auf Häuser, Gärten und verschachtelte Hinterhöfe der Donau. Und auf den einzigen Parkplatz, den es hier gibt. Ganz anders der Blick nach vorn. Vom Wohnzimmer aus sehen sie auf den rausgeputzten Marktplatz. Dort, auf der Schokoladenseite von Linz, sieht ihr Haus aus, als wäre es altes Fachwerk. Ist es aber gar nicht. Die Rückseite auf der Donau zeigt die ungeschminkte Wahrheit. Hier ist auch der Eingang. Obwohl die offizielle Adresse Mittelstraße ist, geht es nur durch die Hintertür über die Donau rein ins Haus.

In einem schön renovierten alten Haus ist Hiltrud Virnich-Lo Giacco daheim. Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin lebte lange im Ausland. Dort wollte sie auch bleiben, aber wegen der Familie kam sie zurück nach Linz. Heute betreibt sie in der alten Schmiede ihres Großonkels einen Teeladen. Nebenbei übersetzt sie ein bisschen und unterrichtet. Ein Friseur aus Linz lernt bei ihr Arabisch.

Häufig trifft sich Hiltrud Virnich-Lo Giacco auch mit den Nachbarn. Sie trinken dann zusammen etwas, reden, feiern. Und sie helfen sich auch gegenseitig. Zusammenhalt wird groß geschrieben auf der Donau. Das ist es, was die Menschen an ihrer kleinen Gasse am schönsten finden. Und am wichtigsten.

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SWR Fernsehen