Waschen, desinfizieren, cremen: Viel hilft nicht immer viel

So waschen und pflegen wir unsere Hände richtig in Corona-Zeiten

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Die sogenannten AHA+L Regeln sind allen uns nach mehr als einem Jahr Coronapandemie in Fleisch und Blut übergegangen: Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen und regelmäßig lüften. Zur Hygiene gehört 20 Sekunden Hände waschen – und die Viren landen im Abfluss.

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Doch gerade das dauernde Händewaschen kann für unsere Haut zum Problem werden. Zu lang, zu oft, zu heiß - mit dem Händewaschen nehmen es jetzt viele ganz genau, und übertreiben dabei. Denn dann kommt noch das Desinfizieren dazu: beim Einkaufen, zu Hause, bei der Arbeit. Nach dem Waschen sind die Poren offen und und der Alkohol im Desinfektionsmittel trocknet dann die Haut maximal aus. Irgendwann kann die Haut so rau sein, dass sogar das Handy beim Entsperren streikt und die Hände zu Reibeisen werden.

Bereits im Mai 2020 gab es eine große Erhebung von mehr als 500 Dermatologen, die bestätigt haben, dass es eine Zunahme von Handekzemen gab.

So schädigt häufiges Händewaschen die Haut...

Unsere Haut ist in Schichten gegliedert, die Risse bekommen und so durchlässig werden können:

  • Ganz oben ist die Oberhaut. Die kann man sich wie ein Backsteinmuster vorstellen, die einzelnen Hautzellen sind die Backsteine.
  • Dazwischen befindet sich wie Mörtel ein Fett-Feuchtigkeitsfilm, der auf dieser Hautschicht liegt und unsere Haut nach außen schützt.
  • Wenn wir jetzt häufig die Hände waschen, dann lösen die Tenside der Seifen diese Fette heraus – und die schützende Fettschicht der Haut landet im Abfluss.
  • Durch die rissige Haut können Keime leichter eindringen, es kann zu Entzündungen, zu Ekzemen kommen.
  • Die typischen Symptome für Ekzeme sind Schuppung, Nässen, Bläschenbildung und Krustenbildung der Haut.
  • Wenn die Entzündungen chronisch werden, sollte man zum Arzt gehen.

...und so bleibt die Haut unserer Hände gesund

Am besten ist es, einfach nur zu desinfizieren oder nur zu waschen. Denn auch beim Waschen werden die Viren und Keime beseitigt. Und dann sollte man noch Folgendes beachten:

  • Wichtig: lieber kaltes und lauwarmes Wasser nehmen und nicht zu sehr schrubben.
  • Kaltes oder lauwarmes Wasser entzieht der Haut weniger Fett.
  • Auf keinen Fall die Hände mit heißer Luft trocknen, das ist zurzeit sowieso verboten, um keine Viren in die Luft zu wirbeln.
  • Das Desinfizieren direkt nach dem Waschen ist tabu.
  • Dermatologen empfehlen, lieber öfters mal zum Desinfektionsmittel zu greifen, statt zu waschen.
  • Ein gutes Desinfektionsmittel sollte nicht nur Alkohol enthalten, der die Haut austrocknet, sondern auch pflegende Substanzen wie Glycerin.
  • Um die Hände vor Austrocknung zu schützen, sollte man bei der Hausarbeit unbedingt Handschuhe tragen, am besten aus Naturkautschuk oder Nitril. Die Handschuhe häufig wechseln, damit sich darunter keine Feuchtigkeit bilden kann.

Mit diesen (Flüssig-)Seifen waschen Sie richtig...

Zum Waschen empfiehlt sich eine milde, ph-neutrale Flüssigseife, damit der Säureschutzmantel der Haut nicht unnötig angegriffen wird. Gerade seit der Corona-Pandemie werden auch Seifen angeboten, die einen antibakterielle Wirkung versprechen. Doch die wirken laut Ökotest und dem Bundesamt für Risikobewertung nicht besser gegen Keime und Viren als herkömmliche Seifen.

Flüssigseifen im Markt-Regal (Foto: SWR)
Flüssigseifen sind den Seifenstücken aus hygienischen Gründen vorzuziehen.

Wichtig ist die rückfettende Wirkung.– das bedeutet, dass zusätzlich pflegende Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Glycerin in den Produkten enthalten sind. Das fördert die Feuchtigkeit der Haut und lässt den Feuchtigkeitsfilm auf der Haut schneller regenerieren.

...und das ist bei der Pflege mit Handcremes zu beachten

An jedem Waschbecken sollte am besten eine Handcreme stehen, denn nach jedem Waschen sollte man sich die Hände eincremen. Die Auswahl an Handcremes ist groß – von preiswert bis teuer, von der Hausmarke bis zur Traditionsmarke oder Naturprodukten:

  • Ein günstiges Drogerie- oder Discounterprodukt kann genauso gut sein, wie ein Apothekenprodukt. Hauptsache ist, dass eines benutzt wird.
  • Man sollte auf die Inhaltsstoffe achten, zum Beispiel Mineralölprodukte meiden.
  • Zusatzstoffe wie Urea oder Harnstoff sind gut für die Haut: maximal zehn Prozent Urea dürfen in der Creme enthalten sein.
  • Aber Achtung: Cremes mit Urea lieber nicht auf rissige Haut oder offene Stellen auftragen, denn das könnte brennen.
  • Bei Naturkosmetik sollte man aufgrund des Allergiepotentials darauf achten, dass nur gereinigte Pflanzenextrakte verwendet werden.

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SWR Fernsehen