Regenkleidung gerade für Kinder sollte frei von schädlichen Chemikalien sein. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Patrick Seeger)

Gesundheitsschädliche Chemikalien

Test in 13 Ländern: In vielen Kinderjacken gesundheitsschädliche PFAS enthalten

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Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.  (Foto: SWR, Andrea Schombara)

Die sogenannten "Ewigkeitschemikalien" stecken aber auch in Alltagsgegenständen wie Zahnseide oder Pfannen. Wie gefährlich das ist und was die Alternativen sind.

Gerade bei Aprilwetter sind Outdoorjacken für viele der ständige Begleiter. 14 Umweltschutzgruppen aus vier Kontinenten haben eine gemeinsame Testreihe an Kinder-Outdoorjacken durchgeführt, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Ergebnis: In 62,5 Prozent der getesteten Jacken wurden PFAS nachgewiesen. In 16 Fällen waren sogar die geltenden EU-Grenzwerte überschritten. Jacken aus Mitteleuropa und Skandinavien waren zwar weitgehend PFAS-frei, aber viele Eltern bestellen die Jacken im Internet, mit unklarer Herkunft.

Was sind PFAS?

PFAS steht für mehr als 10.000 verschiedene per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die synthetisch hergestellt werden. Sie bestehen aus Kohlenstoffketten in verschiedenen Längen, bei denen die Wasserstoffatome ganz oder teilweise durch Fluoratome ersetzt wurden. Es gibt weitere Begriffe für die Stoffgruppe, darunter PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien) oder PFT (perfluorierte Tenside).

Wie wirken sie?

Die chemischen Verbindungen haben Eigenschaften, die in vielen Alltagssituationen nützlich sind: Sie weisen Wasser, Schmutz und Fett ab. Außerdem können ihnen Hitze und UV-Strahlung nichts anhaben. PFAS werden unter anderem in Funktionstextilien im Sport- und Outdoorbereich verwendet, sie stecken aber auch in Zahnseide oder in Bratpfannen.

Was ist das Problem?

PFAS stehen im Verdacht, die Gesundheit von Menschen auf vielfältige Art und Weise zu gefährden: Sie könnten das Immunsystem schwächen, Männer und Frauen unfruchtbar machen, die Leber schädigen oder Cholesterinwerte und das Diabetesrisiko erhöhen, genauso wie das Risiko, an Krebs zu erkranken - das Krebsrisiko ist laut einer Studie für Frauen noch höher als für Männer.

Ein besonderes Problem mit PFAS ist, dass sie als extrem stabil gelten und sich sehr leicht in der Umwelt verteilen. Deswegen werden die Substanzen auch "Ewigkeitschemikalien" genannt, auf Englisch: "forever chemicals".

Wie kann man sich vor PFAS schützen?

Die Möglichkeiten sind leider begrenzt, weil die Stoffe nicht ausgewiesen werden müssen. Auch bei Lebensmitteln gibt es nur stichprobenartig Kontrollen. Verbraucherschützer raten aber, keine mit Teflon beschichteten Pfannen oder anderes Kochgeschirr zu benutzen. Dasselbe gilt für Einwegverpackungen wie To-Go-Becher oder Pizzakartons. Bei Outdoorkleidung sind geölte oder gewachste Textilien eine Alternative. Auch Imprägnierspray sollte nicht verwendet werden - es sei denn, es ist fluorfrei.

Warum sind PFAS nicht verboten?

Seit dem 1. Januar 2023 gibt es in der Europäischen Union - zumindest für vier PFAS - rechtsverbindliche Höchstgehalte unter anderem in Fisch, Fleisch und Eiern, sowie daraus hergestellten Lebensmitteln. Verboten ist innerhalb der Europäischen Union nur der Stoff PFOA. Es gibt aber einen Vorstoß, alle problematischen Substanzen zu verbieten. Ein entsprechender Vorschlag wurde unter anderem von Expertinnen und Experten aus Deutschland mit ausgearbeitet. Das Verfahren dazu läuft, dauert aber lange. Mit einer Entscheidung der Europäischen Kommission ist frühestens 2025 zu rechnen.

Welche Alternativen gibt es?

Je nach Anwendungsbereich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, per- und polyfluorierte Chemikalien zu ersetzen. Im Bereich von Kleidung kommt zum Beispiel Wolle oder Lyocell infrage. Beide haben allerdings nicht genau dieselben Eigenschaften wie PFAS. Bei Pfannen kommt etwa eine Beschichtung mit Emaille in Frage, oder auch Pfannen aus Edelstahl oder Gusseisen.

Baden-Baden

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