Zu sehen ist eine Pfefferpflanze (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Lieblingsgewürz in Deutschland

Wo wächst Pfeffer und wie nachhaltig ist er?

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AUTOR/IN
Christine Grünefeld
REDAKTEUR/IN
Kathrin Gatzemeier (SolisTV)
Sarah Weihsweiler (SolisTV)
Cordelia Marsch
MODERATOR/IN
Maral Bazargani
ONLINEFASSUNG
Nadine Gode

Pfeffer ist das beliebteste Gewürz der Deutschen. Knapp 30.000 Tonnen werden darum jedes Jahr importiert. Umwelt und Arbeitsbedingungen kommen beim Anbau allerdings oft zu kurz.

Wo der Pfeffer wächst

Die größten Pfefferproduzenten weltweit sind tropische Länder in Asien oder Südamerika. Darunter Vietnam, Brasilien und Indonesien. Das Gewürz wird dort auf großen Plantagen angebaut und von Hand geerntet.

„Im konventionellen Anbau kommen natürlich viele Pestizide zum Einsatz und chemische Düngemittel, was Probleme für den Boden und das Wasser bedeutet.“

Obwohl der Pestizideinsatz hoch ist, fehlt es den Arbeitern oft an Schutzkleidung. Die Folge: Haut- und Atemwegserkrankungen.

Zu sehen ist eine Pfefferplantage (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Eine klassische Pfefferplantage.

Der Pfeffer ist eine Rankpflanze und wächst drei bis vier Meter hoch auf den Plantagen. Für die Stabilität benötigen die Pflanzen zum Beispiel Pfähle als Rankhilfen, erklärt Umwelt-Expertin Marianne Henkel: „Von solchen Pfählen, braucht man ungefähr 1.800 bis 2.000 pro Hektar Pfefferplantage, das ist ganz ordentlich.“

Oft kommen hierfür illegal abgeholzte Baumstämme zum Einsatz. Das müsse nicht sein, sagt Marianne Henkel: „Man kann den Pfeffer so wachsen lassen, wie er auch natürlich wächst: an Bäumen.“

„Lebende Pfosten“ – nachhaltiger Anbau?

Bäume als natürliche Rankhilfen? In der kambodschanischen Region Mondulkiri kommen die sogenannten „lebenden Pfähle“ bereits zum Einsatz. Durch Wurzeln und Baumkronen können die Pfefferpflanzen allerdings nicht ganz so dicht aneinander gepflanzt werden – weniger Pfefferpflanzen finden also auf der gleichen Fläche Platz.

Trotzdem gibt es andere positive Nebeneffekte, weiß die WWF-Expertin:

„Zum einen verbessern die lebenden Pfähle die Bodenqualität. Und das wiederum hilft, dass die Bäuerinnen und Bauern weniger Kosten haben für Düngemittel. Die Blätter spenden auch Schatten. Und es verringert sich auch ein bisschen der Arbeitsaufwand. Denn der Pfeffer, den die Arbeiter ansonsten an Pfählen festbinden müssten, kann sich dann allein an den Bäumen hochranken.“

Je nach Baumart können die Blätter der Bäume zusätzlich als Futtermittel für Vieh oder als Holzquelle für die Möbelproduktion genutzt werden.

Pfeffer aus Deutschland

Ganz ohne Erde kommen die Pfefferpflanzen im Forschungszentrum „Indoorfarm - Agrarsysteme der Zukunft“ an der Hochschule Osnabrück aus. Stattdessen wachsen sie in einer Nährstofflösung. Neue, klimaunabhängige Anbaumethoden für Pfeffer, Kräuter und Gemüsepflanzen: Das ist das Ziel von Prof. Andreas Ulbrich und seinem Team.

„Ein wichtiges Problem ist der Klimawandel, der garantiert die Pfefferpflanze stresst. Wir haben längere, heftigere Regenzeiten, wir haben zum Teil ausgeprägtere Trockenzeiten und Hitzephasen. Gestresste Pflanzen sind sehr anfällig gegenüber Schaderregern."

An diesem Problem setzt das Forschungsprojekt an. Umweltfaktoren wie Licht, Temperatur, Wasser und CO2-Gehalt lassen sich in der Indoorfarm steuern und regulieren.

Auf den Plantagen sind das größere Hürden. Als Schutz gegen den Stress durch zu viel Sonne und trockene Luft gibt es Schattenmatten. Eine schonende Möglichkeit, die Pflanze zu schützen. Bäuerinnen und Bauern spannen diese über die Farm. Das Problem dabei sind die zusätzlichen Kosten.

Um die Gewürzpflanzen besser zu schützen, könnten auch Mischkulturen eine Lösung sein. Sie könnten das umgebende Klima belastbarer machen, sagt Wissenschaftler Ulbrich: „Zum Beispiel in Kombination mit Kokos- oder Kaffeeplantagen. Eventuell sogar auch mit Teeplantagen.“

Nachhaltig Pfeffer kaufen: So geht's

„Die Verpackung spielt für Pfeffer eine ganz wichtige Rolle. Wir sprechen bei verpacktem Pfeffer von sehr kleinen Füllmengen, da ist die Ökobilanz der Verpackung besonders wichtig."

Von Einwegmühlen rät Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe ab: „Wenn Sie die mal öffnen, ist da ein Kunststoffmahlwerk. Das führt dazu, dass man sich Kunststoff mit dem gemahlenen Pfeffer in das Essen bröselt.“ Er empfiehlt ein Keramikmahlwerk. Und beim Pfefferkauf den Griff zum Mehrwegglas oder den dünnen Nachfüllpackungen, die bis zum Rand gefüllt sind.

Zu sehen ist Pfeffer in unterschiedlichen Gefäßen (Foto: Colourbox)
Hochwertige Pfeffermühlen ohne Kunststoffmahlwerk sind aus Gesundheitssicht die bessere Wahl.

Außerdem lohnt es sich, auf Siegel zu achten. „Bei Pfeffer ist es ganz wichtig, dass Sie auf Bio setzen. Und Fairtrade ist natürlich auch ganz wichtig, denn wir wollen ja, dass die Kleinbauern, bei denen der Pfeffer bezogen wird, auch mitverdienen“, sagt Thomas Fischer.

Ob der Pfeffer mithilfe von lebenden Rankbäumen oder toten Rankpfählen angebaut wurde, ist für Verbraucher noch nicht nachvollziehbar. Hinweise auf der Verpackung fehlen bislang. Auf Nachfrage heißt es von Naturland, dass ihr Pfeffer meist mithilfe von Rankbäumen angebaut werde, auch wenn es nicht explizit auf der Packung steht.

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