Mehrere Menschen sitzen wie im Wartezimmer beim Arzt nebeneinander und halten unterschiedliche kaputte Haushaltsgeräte auf dem Schoß: Mixer, Toaster, Mikrowelle und Fernseher. Ganz Links im Bild steht ein Arzt. Sollen die Elektrogeräte zur Reparatur oder zum Recycling?

Kühlschrank, Wasserkocher, Toaster & Co.

Kaputte Haushaltsgeräte: Reparatur oder Recycling?

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Isabella Campanelli
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Anna Macho

Jedes zweite Elektrogerät wird fälschlicherweise im Restmüll entsorgt und kann damit nicht recycelt werden. Aber muss das sein: Kaputtes wegwerfen? Oder ist eine Reparatur möglich?

Besuch im Repair-Café: Kaputte Haushaltsgeräte kostenlos reparieren lassen
Wichtige Tipps zur Reparatur von Elektrogeräten
Falls eine Reparatur nicht mehr gelingt... 
Daran erkennst du Elektroschrott 
Was zählt alles zu Elektroschrott?
Diese Entsorgungswege für Elektrogeräte gibt es
Ein Recht auf Reparatur? 
Das will die Politik tun, um die Menge an Elektroschrott zu verkleinern
Ein zweites Leben für Elektroschrott dank Recyclinghof  
Wie gut funktioniert das Recycling bei Elektrogeräten? 

Besuch im Repair-Café: Kaputte Haushaltsgeräte kostenlos reparieren lassen

Manche Elektrogeräte lassen sich gut und einfach reparieren. Wer sich eine Reparatur nicht selber zutraut, kann zum Beispiel in Reparatur-Cafés (Repair-Cafés) gehen. Dort arbeiten Hobbyhandwerker, die ehrenamtlich versuchen alte und kaputte Geräte wieder funktionstüchtig zu machen.

Die Idee stammt aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es auch in Deutschland schon über 960 Repair-Café. Übrigens: Die Reparatur ist bis auf eventuell benötigte Ersatzteile kostenlos. Spenden sind erwünscht.

Wichtige Tipps zur Reparatur von Elektrogeräten

  • Bevor man anfängt den Fehler im Elektrogerät zu suchen, sollten alle Stromquellen entfernt werden. Das heißt: Vor dem Reparieren immer den Stecker aus der Steckdose ziehen und alle Batterien aus dem Gerät entnehmen.
  • Beim Zerlegen des Geräts ist es außerdem hilfreich, alle Schrauben gesondert zu sortieren, damit man später beim Zusammenbauen nicht den Überblick verliert.
Auf einer Werkbank liegt ein auseinandergenommener Staubsauger zur Reparatur bereit. Um ihn herum sind Werkzeuge und elektronische Bauteile des Haushaltsgeräts verstreut. Ein Hobbyhandwerker schraubt eine Platine ab.
Auf einer Werkbank liegt ein auseinandergenommener, kaputter Staubsauger zur Reparatur bereit. Um ihn herum sind Werkzeuge und elektronische Bauteile des Haushaltsgeräts verstreut. Ein Hobbyhandwerker schraubt eine Platine ab.

Falls eine Reparatur nicht mehr gelingt... 

Verbraucher können mithelfen wertvolle Ressourcen zu schonen, indem sie Elektrogeräte richtig entsorgen. Das heißt, indem sie dem Recycling zugeführt werden und nicht einfach im Hausmüll entsorgt werden. 

In Elektronikgeräten sind eine große Menge Rohstoffe verbaut, die schon viel höher konzentriert sind als in den Erzen. Metalle aus Elektrogeräten wiederzuverwenden, anstatt sie neu aus Erzen zu gewinnen, schont die Umwelt und spart viele Emissionen ein.

Und: Bei richtiger Entsorgung wird verhindert, dass giftige Stoffe und Schwermetalle, wie Cadmium, Chrom, Blei oder Quecksilber aus den Elektrogeräten in die Umwelt gelangen. Quecksilber zum Beispiel steckt häufig in Energiesparlampen und gilt als „stark wassergefährdend“. Hohe Konzentrationen von Schwermetallen können sehr schädlich für die Umwelt, für Menschen und alle anderen Lebewesen sein.

Daran erkennst du Elektroschrott bei Haushaltsgeräten 

Eine durchgestrichene Mülltonne kennzeichnet Produkte als Elektroschrott und bedeutet, dass sie entsprechend entsorgt werden müssen. Batterien und Akkus, die aus Geräten entfernbar sind, sollten separat entsorgt werden in dafür vorgesehenen Entsorgungsbehältern und –stellen.

Was zählt alles zu Elektroschrott?

Grundsätzlich zählen alle kaputten Produkte mit Kabel, Batterien und Akkus zu Elektromüll. Etwa große Geräte wie Kühlschränke, Klimaanlagen, Waschmaschinen, Backöfen, Rasenmäher, Sportgeräte und Elektro-Werkzeug.

Zu den kleineren Geräten zählen beispielsweise Haushaltsgeräte, elektrische Zahnbürsten, Computer und Monitore, Fernseher, Handys und Lichterketten. Auch kaputte Photovoltaikanlagen, Bankkarten und Kuscheltiere mit kleinen elektrischen Bauteilen Sind Elektroschrott.

Bei Lampen genau hinschauen, denn Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren und LEDs zählen zu Elektroschrott. Glühlampen und Halogenlampen aber nicht. Diese können im Hausmüll entsorgt werden. 

Diese Entsorgungswege für Elektrogeräte gibt es:

  • Fachgeschäfte mit einer Verkaufsfläche über 400 Quadratmeter müssen Elektroschrott zurücknehmen. Für bis zu drei Altgeräte, die nicht größer als 25 Zentimeter sind, geht dies kostenfrei.
  • Das gleiche gilt seit Juli 2022 auch für Supermärkte oder Drogerien, wenn sie Elektrogeräte dauerhaft oder als Aktion im Sortiment haben und größer als 800 Quadratmetern sind.
  • Großgeräte, wie Waschmaschinen und Kühlschränke, müssen kostenlos vom Verkäufer zurückgenommen werden, wenn man im Gegenzug ein vergleichbares Gerät kauft. 
  • Altgeräte können außerdem zu Annahmestellen wie Wertstoffhöfen oder Recyclinghöfen gebracht werden. Lokale Abfallbetriebe bieten auch oft einen Abholservice an. 
  • Manche Städte haben mobile Sammelstationen
  • Mit dem Rückgabefinder kannst man Annahmestellen in seiner Nähe finden 

"Mittlerweile können Sie sich drauf verlassen, dass das Recycling über Annahmestellen und Elektromärkte wirklich gut funktioniert. Unsere größten Verluste an Elektrogeräten sind die, die entweder in der Mülltonne landen oder noch in der Schublade liegen und nicht zurückgegeben werden."

2020 wurden in Deutschland Neugeräte mit einem Gesamtgewicht von über 2,8 Millionen Tonnen verkauft. Laut Umweltbundesamt wurden gleichzeitig nur etwas mehr als 1 Million Tonnen Altgeräte gesammelt. Damit liegt die Sammelquote bei etwa 44 Prozent. Die EU schreibt eine Sammelquote ausrangierter Elektrogeräte von mindestens 65 Prozent vor. 

Ein Recht auf Reparatur? 

Laut Eurostat wirft jeder Deutsche im Schnitt 12,5 Kilogramm Elektroschrott pro Jahr weg. Damit liegt Deutschland sogar über dem EU-Durchschnitt mit zehn Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Reparieren wäre die deutlich bessere Alternative, aber Ersatzteile sind oft nicht verfügbar oder die Geräte werden extra komplex verbaut. Doch das will die Politik ändern. 

„Ein Recht auf Reparatur ist ein wichtiges Mittel zur Ressourcenschonung und gegen wachsenden Müll.“ 

Das will die Politik tun, um die Menge an Elektroschrott zu verkleinern 

  • Ab 2025 sollen Hersteller in der EU für Handys und Tablets Reparaturinfos und Ersatzteile anbieten und das bis zu sieben Jahre nach Kauf.
  • Eine Skala soll außerdem anzeigen, wie gut die Geräte reparierbar sind.
  • Zusätzlich will die EU-Kommission erreichen, dass Verkäufer während der Garantiezeit Reparaturen anbieten müssen, wenn diese nicht teurer sind als es ein neues Gerät es wäre. Die endgültige Entscheidung über diese Vorgaben steht allerdings noch aus. 

Ein zweites Leben für Elektroschrott dank Recyclinghof  

Allein auf dem Elektro-Recyclinghof in Goslar landen jeden Tag rund 250 Tonnen Elektroschrott. Mehr als die Hälfte der Geräte, die wir in der EU wegschmeißen sind Haushaltsgroßgeräte, also zum Beispiel Waschmaschinen. Kleingeräte wie Toaster oder Wasserkocher machen nur etwa zehn Prozent aus.

Die Geräte werden in die Kategorien glas-, kunststoff- oder metallhaltig sortiert. Nach dem Schreddern werden die einzelnen Rohstoffe nochmal mit einem Magneten getrennt und in reinen Kunststoff, Eisen und Kupfer sortiert. Die Bestandteile können dann für neue Produkte verwendet werden. 

Ein Bagger hebt auf dem Gelände eines Recyclinghofes eine Ladung kaputter Haushaltsgeräte an. Im Hintergrund ist ein Berg weiterer Elektrogeräte zu sehen, die sich nicht mehr für eine Reparatur eignen.
Auf Recyclinghöfen oder Wertstoffhöfen, können kaputte Haushaltsgeräte, die sich nicht mehr für eine Reparatur eignen, abgeben werden. Dann können die Elektrogeräte dort sortiert, geschreddert und recycelt werden.

 
Geräte mit Batterien oder Akkus werden extra gesammelt und müssen per Hand zerlegt werden. 

“Lithium-Batterien zum Beispiel neigen dazu, Brände zu verursachen, wenn sie falsch behandelt werden. Außerdem gibt es in Deutschland das Batteriegesetz, nach dem Batterien separat zu erfassen und zum Recycling zu bringen sind."

Wie gut funktioniert das Recycling bei Elektrogeräten? 

Glas, Kunststoffe und Hauptmetalle lassen sich gut sortieren und recyceln. 

"Was sehr gut funktioniert ist natürlich der Bereich der Hauptmetalle, wie Eisen, Stahl, Kupfer und Aluminium. Was mittlerweile auch sehr gut funktioniert ist die Rückgewinnung der Edelmetalle, also Gold, Silber und Palladium.

Ein Mitarbeiter eines Recyclinghofes zeigt kleine geschredderte Metallstücke auf seiner Hand. Die Metallteile stammen von kaputten Elektrogeräten.
Ein Mitarbeiter eines Recyclinghofes zeigt kleine geschredderte Metallstücke auf seiner Hand. Die Metallteile stammen von kaputten Elektrogeräten, die sich nicht mehr zur Reparatur eignen.

Ganz perfekt ist der Recycling-Kreislauf bei Elektrogeräten allerdings noch nicht. 

"Wo es noch ein bisschen hapert sind die Sondermetalle, wie Tantal, Indium oder auch seltene Erden und Elemente."

Seltene Erden haben weltweit eine Recyclingquote von gerade mal einem Prozent! Das liegt daran, dass diese Sondermetalle in den Geräten nur in geringen Mengen vorkommen und komplex verbaut werden. Deshalb lohnt es sich wirtschaftlich bislang kaum, diese Materialien zurückzugewinnen.     

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