Obst, Gemüse, Wurst und Co auf dem Prüfstand

Wie Lebensmittel-Kontrollen uns schützen

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Es ist verlockend! Obst, Gemüse, Brot, Wurst oder Käse…das Angebot an Lebensmitteln für den Verbraucher – im Überfluss und zum Reinbeißen! Doch hält die Ware auch das, was sie auf den ersten Blick verspricht?

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Damit wir mit ruhigem Gewissen genießen können, sind Lebensmittelkontrolleure im Einsatz. 120 sind in Rheinland-Pfalz unterwegs, die im Auftrag der Kreisverwaltungen alle Betriebe und Händler unter die Lupe nehmen, die mit Lebensmitteln zu tun haben. Dazu zählen zum Beispiel Restaurants, Lieferbetriebe, Kantinen, Supermärkte oder Marktstände.

Welche Aufgabe haben Lebensmittelkontrolleure?

Achim Blum ist Lebensmittelkontrolleur in Mainz und hat zwei Aufgabenbereiche: Betriebskontrollen und Planprobenentnahmen. In beiden Fällen kontrolliert er Betriebe, die Lebensmittel herstellen oder damit handeln.

Lebensmittelkontrolleure kommen immer unangekündigt. Bei einer Betriebskontrolle schaut er sich beispielsweise ein Restaurant genauer an: Wie sauber ist es in der Küche? Wie werden Lebensmittel gelagert?

Gibt es etwas zu beanstanden, hat der Betreiber zunächst die Chance, nachzubessern. Erst danach würde Achim Blum ein Bußgeld verhängen. Bei groben Verstößen wie etwa starker Schimmelbefall müsste er das Restaurant sofort schließen, erklärt der Lebensmittelkontrolleur. Eine sogenannte "Planprobe" nimmt Achim Blum zum Beispiel im Supermarkt oder an Marktständen.

Was kontrolliert wird, legt das Landesuntersuchungsamt in Koblenz fest. Da stehen dann für Juni und Juli Erdbeeren auf dem Plan, die auf Salmonellen untersucht werden sollen.

Lebensmittelkontrolleur Achim Blum (Foto: SWR)
Lebensmittelkontrolleur Achim Blum ist viel in Mainz unterwegs und kann selbst entscheiden, wo er die Proben nimmt.

Bei den Probenentnahmen achtet er darauf, dass die Betriebe aus der Region sind und große Mengen der Ware in Umlauf bringen, wie beispielsweise Erdbeerhändler aus Rheinland-Pfalz.

Wo werden die Proben untersucht?

Die Proben verpackt Achim Blum sicher in einer speziellen Tüte, die kein Dritter öffnen kann. Dann bringt sie ein Kurier nach Koblenz zum Landesuntersuchungsamt. Dort werden alle Proben aus dem Land von Fachleuten auf Gesundheitsgefahren oder irreführende Angaben hin untersucht.

Lebensmittel im Labor (Foto: SWR)
Im Landesuntersuchungsamt in Koblenz werden die Proben im Labor untersucht. Das Untersuchungsergebnis wird anschließend an die zuständige Kreisverwaltung sowie an den Lebensmittelkontrolleur weitergeleitet.

Im vergangenen Jahr waren es knapp 20.000 Proben von Lebensmitteln, Kosmetika, Spielzeug und Kleidung. Jede neunte Probe wurde beanstandet. Tatsächlich gesundheitsschädlich waren aber nur 26 Proben.

Im Labor werden so auch die Erdbeeren genau unter die Lupe genommen. Um Salmonellen nachzuweisen, werden die Erdbeeren zerkleinert und mit einer Nährlösung angereichert. Dieses Erdbeermus kommt dann bei 37 Grad Celsius in einen Brutschrank – ideale Bedingungen für Salmonellen, um sich zu vermehren. Anschließend wird die Lösung in einer Petrischale auf einem farbigen Nährboden aufgetragen. Sieht man kleine schwarze Punkte, sind das Salmonellen. Dieses Verfahren dauert allerdings drei Tage. Ist Gefahr im Verzug, können Salmonellen durch einen Schnellverfahren auch schon innerhalb eines Tages nachgewiesen werden.

Was passiert, wenn die Probe nicht in Ordnung ist?

Das Landesuntersuchungsamt fertigt zu jeder Probe ein Gutachten an und schickt das Untersuchungsergebnis an die zuständigen Kreisverwaltungen zurück. Der zuständige Lebensmittelkontrolleur entscheidet, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt oder eine Straftat vorliegt. Je nachdem kann ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro verhängt werden und eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren drohen. Die Ware wird sofort aus dem Verkehr gezogen oder der Betrieb geschlossen.

Wie erfährt der Verbraucher davon?

Sollten tatsächlich Salmonellen oder andere krankmachende Keime nachgewiesen werden, reagiert das Landesuntersuchungsamt sofort und gibt über Hörfunk Warnmeldungen raus. Gleichzeitig wird das Ergebnis der Untersuchung im Internet auf www.lebensmittelwarnung.de veröffentlicht. Das ist ein staatliches Internetportal vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, an das bundesweit alle Untersuchungsämter ihre Ergebnisse übermitteln, allerdings nur, wenn es um Gesundheitsgefahren für den Verbraucher geht.

Erdbeeren (Foto: SWR)
Welche Lebensmittel kontrolliert wurden, erfährt der Verbraucher meistens nicht.

Alle anderen Mängel in Lebensmitteln, wie beispielsweise Rückstände von Pflanzenschutzmitteln werden nicht veröffentlicht. Genauso wenig wie die Ergebnisse von Hygienekontrollen in Restaurants.

Verbraucher sollten von allen Ergebnissen der amtlichen Kontrollen erfahren, fordert Susanne Umbach von der Verbraucherzentrale in Mainz. Sie plädiert für ein bundesweit einheitliches Portal, wo Verbraucher sowohl über Gesundheitsgefahren als auch über Hygienemängel informiert werden. Heißt: ob Salmonellen auf Erdbeeren oder Schimmel beim Lieblingsitaliener, diese Infos soll der Verbraucher auf einen Blick geliefert bekommen.

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SWR Fernsehen