Wenn sich beim Lesen die Zeilen krümmen

Die Makuladegeneration: Veränderungen im Zentrum des Sehens

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Die bei uns häufigste Erkrankung des Auges ist die Makuladegeneration. Dabei ist das Sehen für viele von uns so selbstverständlich, dass wir manchmal vergessen, wie wertvoll das Augenlicht ist. Jedes Jahr erkranken daran in Deutschland schätzungsweise 50.000 Menschen. 5.000 werden jährlich als Folge blind.

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Die Erkrankung der Netzhaut: Die Makuladegeneration

Die sogenannte Makula ist die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut. Alles, was wir direkt anschauen, wird darin abgebildet. Sterben Netzhautzellen hier ab, kommt es zu Einblutungen oder zu Gefäßwucherungen und es treten bleibende Sehstörungen auf. Diese können beispielsweise blinde Flecken oder häufig sich krümmende Linien sein.

Je nach Ursache unterscheidet man die trockene Degeneration, bei der Zellen abgestorben sind und die aus ihr folgende - seltenere - feuchte Form. Die feuchte Makuladegeneration ist in ihrem Verlauf aggressiver als die trockene. Aber der durch sie entstandene Sehverlust kann behandelt werden.

Sichtbild eines Makulapatienten (Foto: SWR)
Auch Unscharfe Punkte in der Mitte des Sehfeldes können ein Zeichen für eine Makuladegeneration sein.

Es trifft Frauen etwas häufiger als Männer

Das Risiko, an einer Makuladegeneration zu erkranken, trifft vor allem Menschen über 70 Jahre. Sie ist Folge eines langen Lebens. Denn die Stoffwechselprozesse, die über Jahrzehnte im Auge stattfinden, führen schließlich zu dieser "Abnutzung". Es trifft Frauen etwas häufiger als Männer, auch weil sie älter werden. Zu den allgemeinen Risikofaktoren zählen die genetische Veranlagung, vor allem aber das Rauchen.

Eine unbehandelte Makuladegeneration kann zum völligen Verlust der Sehkraft führen. Das Hauptrisiko liegt in einer nachlässigen Vorsorge.

Symptome nicht ignorieren

Wer eine Verschlechterung seiner Sehkraft feststellt, sollte sich umgehend ärztlich untersuchen lassen. Solche Probleme zu ignorieren kann den Schaden vergrößern.

"Jeder über 70 sollte seine Augen regelmäßig selbst überprüfen und bei Anzeichnen einer Verschlechterung innerhalb von einer Woche zum Arzt gehen. Wenn wir innerhalb der ersten zwei Wochen bei einer feuchten Makuladegeneration mit den Therapien beginnen, können wir Schlimmeres verhindern."

So ist die feuchte Form der Makuladegeneration behandelbar

Die sogenannte feuchte Form der Makuladegeneration kann behandelt werden. Dabei spritzt der Arzt ein Medikament in die Netzhaut. Solche Injektionen erfolgen in regelmäßigen Abständen von circa vier Wochen und werden von den Kassen bezahlt. Sie können den Krankheitsverlauf eindämmen und manchmal sogar eine Verbesserung herbeiführen. Zudem kann damit teilweise auch der Krankheitsverlauf stabilisiert werden.

Anders bei der trockenen Form der Makuladegeneration: Diese ist bisher noch nicht behandelbar, aber es wird daran geforscht. Eine wirksame Therapie für diese Augenerkrankung ist aber noch lange nicht in Sicht. 

Sehhilfen und Ernährung helfen den Betroffenen im Alltag

Es gibt nicht viel, was man selbst gegen eine Makuladegeneration tun kann. Zu den wenigen aber wichtigen Dingen gehört: nicht mehr rauchen. Auch ein gut eingestellter Blutzucker und auch Bluthochdruck könnte nach Meinung mancher Ärzte stabilisierend wirken. Das gilt für beide Formen der Makuladegeneration.

Um den Sehkraftverlust, den die Erkrankung mit sich bringt, auszugleichen, gibt es im Handel Lupen in verschiedenen Formen sowie elektronische Lesegräte.

Lesehilfe (Foto: SWR)
Für Betroffene kann auch eine Lesehilfe wichtig sein, um ihre Lebensqualität zu erhalten und auch weiterhin lesen zu können.

In Internetforen und innerhalb alternativ-medizinischer Kreise wird für zum Teil sehr aufwendige Behandlungen geworben, beispielsweise Sauerstofftherapien. Manche schwören hier auch auf eine vitaminreiche Ernährung mit zum Beispiel viel grünem Gemüse. Auch sollen, so liest man, Vitaminpräparaten helfen. Professor Dr. Martin Wenzel schließt nicht aus, dass eine vitaminreiche Ernährung dem einen oder anderen Patienten helfen kann, sich besser zu fühlen. Er warnt aber davor, die Not der Menschen, vor allem derjenigen, die an einer trockenen Form der Makuladegeneration leiden, ausnutzen.

Angemessener Umgang mit Krankheit ist wichtig

Wichtiger als teure Therapien ist aus Sicht vieler Mediziner der angemessener Umgang mit der Krankheit. Dazu gehört, das eigene Leben auf die geringere Sehkraft umzustellen. Das heißt zum Beispiel, dass man statt fern zu sehen oder zu lesen mehr Podcasts oder Radio hört. Öffentliche Verkehrsmittel können das Auto ersetzten. Auch sollten Betroffene sich nicht scheuen, Familie, Freunde oder Nachbarn um Hilfe zu bitten. Niemand sollte sich wegen des Verlustes der Sehkraft isolieren. Wem das gelingt, der kann sich mit der Erkrankung arrangieren und sein Leben auch wieder genießen. 

Fazit

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SWR Fernsehen