Deutschland ist Weltmeister im Produzieren von Plastik. Mittlerweile gibt es aber entschieden zu viel davon und das überall: Auf unseren Straßen, in unseren Tieren, in unseren Flüssen und in den Weltmeeren.
Im Trennen von Plastikmüll fühlen wir uns in Deutschland übrigens auch als Weltmeister. Der "Gelbe Sack" ist hier das positive Symbol für Kreislaufwirtschaft. Zu Unrecht, wie eine SWR-Recherche jetzt festgestellt hat. Denn trotz aller guten Vorsätze läuft bei der Wiederverwertung vieles richtig schief.
Für Professor Peter Heck vom Umweltcampus in Birkenfeld ist Plastik ökologisch ein Problem, weil für schnell konsumierbare Produkte die langlebigsten Materialien verwendet werden.
Wo landet unser täglicher Plastikmüll?
- Was nicht in Entsorgungshöfen abgeladen wurde, hat Deutschland viele Jahre nach China exportiert.
- 2016 waren das mehr als 500.000 Tonnen – etwa 25.000 vollgestopfte Container.
- Seit 2018 gibt es einen chinesischen Importstopp. Der Grund: Viel zu viel unverwertbares Material, das auf illegalen Deponien abgeladen wurde oder im Meer landete.
China hält uns mit dem Importstopp einen Spiegel vor. Nach Meinung von Prof. Heck sind die Gründe für den Importstopp ein Armutszeugnis für Deutschland.
Was läuft schief bei der Entsorgung unseres Plastikmülls?
Entsorgungsbetriebe wie Jakob Becker in Worms haben die Technik, um den Plastikmüll sinnvoll zu trennen, und auch die Kapazität dazu: Bis zu 150 Tonnen werden hier jeden Tag sortiert. Die Voraussetzungen für Plastikrecycling sind also da.
Plastik wird in der Kreislaufwirtschaft nicht als Abfall betrachtet, sondern als wertvoller Rohstoff. Schließlich wird Plastik ja mit einem hohen Energie- und Kostenaufwand erzeugt.
Wie kann Plastikmüll sinnvoll recycelt werden?
Für die Firma Hahn Kunststoffe auf dem Flughafengelände in Hahn ist Plastik genau das: Ein wertvoller Rohstoff, der gut wiederverwertet werden kann. Sie stellt aus Altplastik das sogenannte Hanit her. Ein Material, dass sich in die unterschiedlichsten Formen pressen lässt.
Der Erfolg gibt der Firma Recht: Sie agiert mittlerweile weltweit. Die Aufträge kommen sogar aus Saudi-Arabien. In den nächsten fünf Jahren soll der Umsatz verdoppelt werden.
Der Markt scheint also offen zu sein für Wachstum und auch für eine immer höherwertigere Wiederverwertung von Plastik. Für die Herstellung von hochwertigem Plastik wird man aber in Zukunft Altplastik noch besser trennen müssen.
- Das Know-how dafür hat zum Beispiel die Firma Tomra in Mülheim –Kärlich, ein Weltmarktführer. Die Sortiertechnik hier macht schon jetzt besonders sortenreine Chargen möglich. Bei der Firma Tomra sieht man den nächsten Meilenstein, der das Sortieren erleichtern soll, beim Design für Recycling. Kunststoffverpackungen sollten demnach von Anfang an so geartet produziert werden, dass man sie im Nachgang sortenrein trennen kann.
- Vorbildlich im Recyceln ist bei uns im Land die Firma Werner und Merz in Mainz. Aus alten Spülmittelflaschen werden hier neue gemacht. Dafür gab es sogar den Deutschen Verpackungspreis für Nachhaltigkeit. Das ist die Zukunft, die sich auch die Politik in Europa wünscht.
Was kann man zur Vermeidung von Plastikmüll beitragen?
Wir selbst können durchaus etwas tun: In sogenannten "Unverpackt-Läden" einkaufen oder schlicht und einfach auf Plastiktüten verzichten. Es gibt genügend Alternativen dafür.
Das Bewusstsein für die Problematik steigt. Laut einer Studie in Deutschland vom letzten Jahr gaben 57 Prozent der Befragten an, in den vergangenen vier Wochen keine neue Plastiktüten mehr erworben zu haben.
Und 72 Prozent stehen auch einer Umweltabgabe auf Plastiktüten in Höhe von 22 Cent positiv gegenüber.