Rund 50 Prozent infektiöser

Warum die neuen Mutationen des Corona-Virus gefährlich sind

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Die neue Corona-Variante, die erstmals in Großbritannien nachgewiesen wurde, sorgt seit einigen Wochen für weltweite Aufregung. Auch bei uns. Wie gefährlich ist B.1.1.7?

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Noch laufen die Forschungen zu der Frage, was es mit dieser Corona-Virus-Variante auf sich hat. Währenddessen aber breitet sie sich in hoher Geschwindigkeit aus.

  • In London und Südengland ist sie inzwischen vorherrschend bei Infektionen.
  • Auch in Dänemark, Island, den Niederlande und Italien ist B. 1.1.7 schon aufgetaucht.
  • Kurz vor Weihnachten wurde B 1.1.7. in Deutschland entdeckt.

Ein England-Rückkehrer hatte die Virus-Mutation wohl mit nach Deutschland gebracht.

Wie Mutationen entstehen

Eine Mutation ist eine Veränderung im Erbgut des Virus. Das Ziel von Viren ist, sich zu vermehren. Um das zu erreichen, befallen sie eine Wirtszelle und schleusen ihre eigene Erbinformation in die befallene Zelle, sie tauschen also die "gesunde" Erbinformation einer Körperzelle gegen Ihre eigene Virus-Erbinformation aus.

Auf diese Weise reproduzieren die befallenen Körperzellen dann Millionen Kopien des Virus. Dabei kommt es immer wieder zu Kopierfehlern. Jeder dieser Fehler verändert den genetischen Code des Virus, das heißt: es mutiert.

Das Virus, mit dem wir es seit vielen Monaten zu tun haben, ist nicht erst jetzt mutiert. Eine neue Variante war bereits in China aufgetaucht.

Im Sommer wurde in Spanien eine andere Variante gefunden. Mutationen sind per se nicht gefährlich, sagen Virologen. Doch die Variante B.1.1.7 ist anders. Sie hat eine gefährliche Eigenschaft: Sie verbreitet sich rasant.

Deshalb breitet sich die neue Variante so schnell aus

Die neue Mutante soll im Schnitt um 56 Prozent infektiöser sein als andere SARS-CoV-2-Varianten. Normalerweise weist ein Virus eine Mutationsrate von einer Mutation pro Monat aus.

Der Mainzer Virologe Bodo Plachter (Foto: SWR)
Viren mutieren ständig. Das alleine macht sie nicht per se gefährlicher, sagt der Mainzer Virologe Bodo Plachter.

"Diese neue sogenannte englische Variante hat mehrere Mutationen, unter anderem an dem Bereich, mit dem das Virus die Zelle, die Zelloberfläche, erkennt. Damit kann das Virus die Zelle besser infizieren."

B.1.1.7 hat mehrere Mutationen in einem Protein entwickelt, dem Spike-Protein auf der Oberfläche. Experten vermuten, dass diese Veränderungen dem Erreger das Andocken und Eintreten in die Wirtszelle erleichtern und so die Ausbreitung des Virus begünstigen.

Aus Angst vor einem exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen hatte Deutschland Ende Dezember alle Flugverbindungen nach Großbritannien gekappt. Seitdem gelten hinsichtlich der ausgewiesenen Risikogebiete Beförderungsverbote, strenge Regeln und für Einreisende eine Testpflicht.

Die Datenlage zur neuen Virus-Mutation ist noch recht dünn. Experten aber vermuten: Außer, dass sich B. 1.1.7 schneller ausbreitet und damit, wie in England, zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führt, ist B.1.1.7 wohl nicht gefährlicher als andere Varianten.

Diese Bedeutung hat die neue Virus-Mutation für den Impfstoff

Nach ersten Erkenntnissen hat die neue Mutation wohl keine negativen Auswirkungen auf die Wirkweise der bislang eingesetzten Impfstoffe, beruhigt BioNtech, das Mainzer Unternehmen, das den ersten in Europa zugelassenen und zur Zeit am weitesten verbreiteten Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt hat, in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Pharmakonzern Pfizer.

Zur Not könne man den Impfstoff auch innerhalb von sechs Wochen so verändern, dass er auch gegen die neue Virus-Mutation wirksam sei, so BioNtech-Chef Prof. Ugur Sahin.

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SWR Fernsehen