Nicht wegzudenken aus der Fastnacht

Das steckt hinter dem Brauch der Büttenrede

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Büttenreden sind fester Bestandteil der Fastnacht. Volk und Politikern wird auf den Mund geschaut und der Spiegel vorgehalten. Doch woher kommt dieser Brauch eigentlich?

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Wann ist die Büttenrede entstanden?

Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des "Rügerechts" zurück.

"Das war ein in vielen Gegenden juristisch verbrieftes Recht, einmal im Jahr an einem Tag die Wahrheit zu sagen, vor allen Dingen gegenüber dem Nachbarn."

Gerügt wurde am Fastnachtsdienstag und das Gesagte blieb ungestraft. Die Büttenrede gibt es seit Anfang des organisierten Karnevals, also seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts.
Sie war zuerst nicht politisch, die Vereine tolerierten keine politischen Äußerungen. Das änderte sich mit dem Vormärz, zwischen dem Hambacher Fest und der Revolution 1848, da war die Bütt sehr gefragt.

Woher kommt der Begriff Büttenrede?

Der Name kommt vom Rednerpult, der Bütt, einem offenen Fass. Vielleicht weil dort früher die schmutzige Wäsche gewaschen wurde. Aus dem schlichten Fass wurde später die Eulentonne.

"Die Eulen-Tonne, sagen einige, würde an den griechischen Philosophen Diogenes erinnern. Das war ja ein großer Spötter und er hat mit seinem Spott im Grunde die ganze Zeit in einer Tonne gelebt."

Was macht eine Büttenrede aus?

Ursprünglich war sie in Reimform verfasst und der Redner sprach direkt aus der Bütt. Den Auftritt des Büttenredners begleitet die Saalkapelle mit einem oft eigens komponierten Marsch, heute ist es meist der Narhalla-Marsch.

Auch heute noch bietet die Büttenrede Gelegenheit, offen Missstände zu kritisieren. Wie weit Kritik und Lustig-Machen über andere gehen darf, hat aber seine Grenzen.

"Im Grunde gibt es kein Tabu mehr. Das liegt auch daran, dass die Büttenredner Wortkünstler sind, und sie genießen damit künstlerische Freiheit. Diese künstlerische Freiheit ist allerdings eingeschränkt, wenn sie ein anderes Recht verletzen, nämlich das Persönlichkeitsrecht."

Den Daumen in die Wunde legen ja, doch das Wichtigste bleibt der Spaß im Publikum und manchmal auch mehr:

"Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man aus der Bütt den Leuten ein bisschen Trost spendet. Das können sie gerade in diesen Jahren sehr gut gebrauchen."

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