Folge 656

16.09.2007 Reisetagebuch

Stand
AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Es ist eine Reise der ganz besonderen Art: die gesamten 2.500 Kilometer von Nürnberg nach Istanbul, zum alten Bahnhof Sirkeci werden mit Dampf zurückgelegt.

Überraschende Ausfahrt

Die Dampfausfahrt am Morgen aus dem Wiener Südbahnhof sollte bei Fahrgästen und dem Außenteam nicht in allerbesten Erinnerung bleiben. Die Lok 19 der Wiener Privatgesellschaft Brenner&Brenner hat eine ziemlich feuchte Aussprache, gewürzt mit zahllosen Rußpartikeln. Dies ist in den Wagen bei geöffneten Fenstern sicherlich kein Hochgenuss. Das Außenteam hat den Sackbahnhof ein wenig unterschätzt, denn die Einfahrt vom Abend zuvor ist nicht identisch mit der Ausfahrt am nächsten Morgen. Es gibt im Südbahnhof nämlich eine West- und eine Ostausfahrt. Als uns dies klar geworden ist und wir mit quietschenden Reifen die Bahnhofsseite wechseln, bläst im selben Augenblick das Dampfross seine dunklen Wolken in die kühle Morgensonne. Pech.
Knapp zu spät ist auch zu spät.

Loklegende als Motiv

Der erste Halt nach Wien ist auch unser erstes Fotomotiv. Der Bahnhof von Bruck an der Leitha. Es ist auch eine der ganz wenigen Möglichkeiten Lok 919.138 vor das Objektiv zu bekommen, sie ist kurzfristig für die verhinderte 33 eingesprungen. Bereits kurz nach der ungarischen Grenze bekommt sie Unterstützung durch Lok 109 109, einem Klassiker, der schon mehrere Jahrzehnte ununterbrochen im Museumseinsatz steht. Man sieht der Lok ihr Alter von 80 Jahren nicht an.
Allerdings hat sie bereits kurz nach der Abfahrt einige kleinere technische Probleme, die einen längern Halt und somit eine Verspätung von knapp einer Stunde nach sich zieht, die den ganzen Tag nicht mehr aufgeholt werden kann.

Budapest

Für die architektonischen Schönheiten von Budapest, Ungarns Hauptstadt, haben wir kaum ein Auge, müssen wir doch unseren Zug im Auge behalten, den wir dann aber durch eine verpasste Autobahnausfahrt ebenfalls verpassen. Schwierig gestaltet sich die Motivsuche auf der Strecke nach der Hauptstadt. Die Puszta ist ziemlich flach, damit sind landschaftliche Höhepunkte ziemlich dünn gesät, erschwerend kommen noch zahlreiche Schallschutzwände an der Strecke hinzu.
Die Zugmaschinen werden in Budapest getauscht. Anstelle der österreichisch-ungarischen Kombination steht nun ein Doppelpack der Baureihe 424 vor unserem Zug. 424.009, mit knapp 3.000 PS die leistungsstärkste Lok unserer Reise und die formschönere aber etwas schwächere 424.247.

Sonnenuntergang

Wie schon erwähnt gestaltet sich die Motivsuche etwas schwierig, aber das Licht der langsam untergehenden Sonne kommt uns zu Hilfe und setzt jedes Bild in ein goldenes Licht. Die Zugverfolgung ähnelte immer einer Rennpartie mit einigen Geschwindigkeitsübertretungen, die allerdings ungeahndet blieben.
Die sehr stimmungsvolle Ausfahrt aus dem Bahnhof Mezoberen ist die letzte Filmaktion in Ungarn, dann sind wir schon an der rumänischen Grenze, bei der wir einfach durchgewunken wurden.

Straßenbahn

In Arad machen wir noch einen kurzen Nachtspaziergang und bewundern das toll angeleuchtete Rathaus, das ohne Licht am nächsten Morgen ziemlich nüchtern aussieht. Auch können wir noch einen Blick auf die Straßenbahnfahrzeuge werfen. Die Straßenbahn in Arad verkehrt auf einer Spurweite von 1.000 Millimetern. Zahlreiche unterschiedliche Bahntypen sind dort im Einsatz. Die Stuttgarter Straßenbahnwagen GT4 ebenso, wie Wagen aus Ulm. Außerdem sind Tatrawagen in unterschiedlichen Baustilen zu bewundern, teilweise noch mit der Rollanzeige auf deutsch.

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)