Folge 656

20.09.2007 Reisetagebuch

Stand
AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Es ist eine Reise der ganz besonderen Art: die gesamten 2.500 Kilometer von Nürnberg nach Istanbul, zum alten Bahnhof Sirkeci werden mit Dampf zurückgelegt.

Viel zu früh aufgestanden

7.30 sollen die Busse die Gäste aus den Hotels abholen. Diese Zeiten verschieben sich ein wenig. Ebenso die Abfahrt unseres Zuges. Die beiden Wagen sind in der Nacht wieder aufgearbeitet worden. Trotzdem dauern Rangierarbeiten, Bremsprobe und sonstige organisatorischen Arbeiten noch eine ganze Weile, so dass sich die Abfahrt immer wieder herauszögert. Endlich, 11.15 Uhr, setzt sich der Zug mit dem dampfenden Doppelpack an der Spitze in Bewegung. Der ganze Tag ist eine etwas dissonante Sinfonie aus Grauschleier und Landregen. Die 30 Grad vom Dienstag sind wie eine Erinnerung aus längst vergangenen Tagen.

Die Zeit plätschert dahin

Die Verspätung wird immer größer. Hervorgerufen durch organisatorische Mängel, wie beim Wasserfassen. Ein Kesselwagen begleitet den Zug, aber die Pumpe arbeitet in solcher Ruhe, dass schnell zwei weitere Stunden Verspätung hinzukommen. Der Regen tut ein Übriges, so dass die Fotos nur für den Papierkorb taugen. Bei der Verfolgung des Zuges im Balkangebirge landen wir in einer Gegend, die nur noch mit einem Landrover zu befahren ist, wenn überhaupt. Es wird schon dunkel durch den Hochnebel, die Straßenschilder in kyrillischer Schrift sind rostig und kaum zu entziffern und wenn dann auch noch die Strasse nicht dorthin führt, wohin sie soll, dann ist eben ein geordneter Rückzug das Sinnvollste.

Kein Schlagloch bei Nacht

Zehn Kilometer durch Dickicht und ausgefahrenen Hohlwege zurück, dann zurück auf die rote Straße und dann wieder vorwärts. Wir schlängelten uns durchs Gebirge. Auf dem Weg nach unten bremste uns der eine oder andere Lastwagen kurz aus, ohne uns wirklich bremsen zu können. Dennoch wird es lange vor dem Tagesziel Plovdiv dunkel. Der Vorteil, die Straßen haben nur bei Tag Schlaglöcher, nachts sind sie nicht zu sehen, so dunkel sind die Dörfer. Kein Straßenlicht, die Fenster dunkel, die Strassen in einem bedauernswerten Zustand, keine wahre Vergnügungsreise.
In Plovdiv geben wir die Hotelsuche früh auf, den Weg weist uns dann ein Taxi. Nach kurzer Zeit und 1.65 Lewa sind wir im Hotel. Der Fahrer ist korrekt und erhält anschließend ein ordentliches Trinkgeld. In Bukarest waren wir noch über den Tisch gezogen worden und mussten 20 Euro für die Vorausfahrt zahlen, aber wir waren so froh, der Sucherei entflohen zu sein.

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)