Die Briefe, die Energieversorger gerade verschicken, versetzen ganz Deutschland in Schrecken. Oftmals vervielfachen sich die Preise. Betroffen sind vor allem Haushalte, die mit Gas heizen, aber auch Strom wird eklatant teurer. Können Verbraucherinnen und Verbraucher selbst schon etwas tun, um ihren Verbrauch und damit ihre Kosten zu senken, ohne viel investieren zu müssen?
Tipp 1: Digitale Thermostate
Energieberater Jonas Pischner erklärt, ob digitale Thermostate etwas nutzen: "Es bringt einiges, weil ich jetzt absolute Zahlen habe - Temperaturzahlen, die ich davor nicht hatte. Und jetzt kann ich sie genau einstellen." Viele drehen herkömmliche Thermostate bis zur Stufe fünf auf, warten bis der Raum warm ist und drehen sie dann wieder herunter. Das ist nicht das ideale Vorgehen, da jede Zahl für eine bestimmte Temperatur steht, die der Raum später haben soll. Auf einem digitalen Thermostat sehen Sie die Temperatur direkt und können sie damit passgenau einstellen.
Doch braucht es Handwerker für die Installation der Thermostate? "Ich sag immer, wenn man ein Ikea-Regal zusammengebaut bekommt, dann bekommt man auch den Heizkörper-Thermostat gewechselt", erklärt Pischner. Einfach den alten Thermostat abschrauben. Den mitgelieferten Adapter aufstecken, und den neuen Thermostat aufschrauben. Einfache digitale Thermostate gibt es im Baumarkt schon ab gut 11 Euro. Damit lassen sich etwa zehn Prozent Heizkosten sparen.
Ein weiterer Tipp: Die Heizkörper regelmäßig entlüften. Das verbessert die Energieeffizienz. Mit einem Entlüftungsschlüssel können Sie das recht schnell und einfach selbst zu Hause durchführen.

Tipp 2: Reflexionsmatten
Auch ein neues Thermostat hilft nicht mehr ganz so viel, wenn einiges an Wärme verloren geht - etwa durch die Wand nach draußen. Denn viele Heizungen liegen an der Wand eines Raumes. Zwischen Heizung und Wand ist jedoch meist noch ein paar Zentimeter Platz. In dem Fall empfiehlt Energieberater Pischner sogenannte Dämm- oder Reflexionsmatten. "Die Heizung strahlt ja in zwei Richtungen Wärme ab. Einmal in den Raum, wo man es haben möchte und einmal nach draußen, wo man es nicht haben möchte. Da geht mir einfach sehr viel Strahlung verloren. Wenn ich so eine Dämmmatte dahinter mache, kann ich die Strahlung, die nach außen gehen würde, wieder zurückholen. Einfach, effizient und günstig. Ich kann es mir einfach selbst zuschneiden, wie ich es brauche. Damit lassen sich gut Heizkosten sparen."
Matten, die hinter fast alle gängigen Heizkörper geklebt werden können, gibt es ab gut 3 Euro.
Tipp 3: Wenig genutzte Räume
Heizkosten lassen sich auch sparen, indem weniger genutzte Räume nicht oder zu bestimmten Zeiten weniger geheizt werden. Ist tagsüber beispielsweise niemand im Schlafzimmer, so braucht das nicht so warm zu sein wie das Arbeitszimmer. Dann aber wichtig: Türe zum weniger beheizten Zimmer schließen. Außerdem sollten auch die weniger beheizten Räume regelmäßig gelüftet werden, damit sich dort kein Schimmel bildet.
Tipp 4: Fenster abdichten
Nicht nur an Wänden, auch über die Fenster gelangt Wärme nach draußen. Um zu überprüfen, ob das in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus der Fall ist, am besten testen, ob die Fenster noch dicht sind. Dafür braucht es nur ein Blatt Papier, erklärt Pischner: "Ich mache das Fenster auf, lege das Blatt Papier ein und mache das Fenster wieder zu. Und wenn ich es herausziehen kann, ohne dass es zerreißt, gibt es auf jeden Fall Verbesserungspotenzial."
Ist das der Fall, brauchen die Fenster neue Dichtungen. Fenster- und Türdichtungen gibt es im Baumarkt - häufig selbstklebend. So lassen sie sich leicht am Fensterrahmen anbringen. Die Kosten belaufen sich pro Fenster auf etwa 6 Euro.

Lohnen mobile Heizgeräte?
Könnte es sich vielleicht lohnen, die feste Heizung weniger zu nutzen und sich stattdessen Zusatzgeräte ins Haus zu holen? Immerhin gibt es mobile Heizgeräte, die mit Strom betrieben werden. Diese mobilen Radiatoren sind vermeintlich günstig. Doch kann man damit jetzt tatsächlich Heizkosten sparen? "Das ist ein Blender. Die Anschaffungskosten sind sehr günstig, dadurch wirkt das sehr günstig. Aber im Gebrauch sind die sehr teuer. Weil die mit Strom heizen", sagt Pischner. Nur wenn der Strompreis stabil bleibe und der Gas- und Ölpreis nach oben schießt, könne das irgendwann vielleicht Sinn machen.
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Tipp 5: Wassersparender Duschkopf
Tatsächlich lässt sich mit einem wassersparenden Duschkopf nicht nur Wasser, sondern auch Geld sparen. Solche Duschköpfe sorgen dafür, dass die durchlaufende Wassermenge reduziert wird. Auf diese Weise wird auch Heizenergie gespart, weil weniger Warmwasser benötigt wird.
In einem Praxistest mit Energieberater Pischner ergab der Vergleich eines herkömmlichen mit einem wassersparenden Duschkopfs nach einer Minute: Mit dem wassersparenden Duschkopf verbraucht man einen Liter weniger, gut 17 Prozent.
Je nachdem wie viel geduscht wird und wie viel der neue Duschkopf kostet, sind die Anschaffungskosten nach einem Jahr wieder drin. Günstige Modelle gibt es ab rund 20 Euro.
Zusatztipps fürs Badezimmer: Die Haare nicht so lange oder gar nicht föhnen. Zudem die Heizung etwas runterdrehen und darauf achten, dass man beim Lüften nicht zum Fenster hinaus heizt.
Tipp 6: Stromfresser identifizieren
Wer teure Stromfresser im Haushalt erkennt, kann viel sparen. Zum Beispiel, wenn die Stromfresser seltener betrieben werden oder man sie durch eine sparsamere Neuanschaffung austauscht. Außerdem sollte man den Standby-Modus vermeiden. Geräte, die man nicht braucht und die nicht dauerhaft laufen müssen, sollten nicht dauerhaft an oder im Stand-by-Modus sein.
Tipp 6.1: Kühlschrank
Ein älterer Kühlschrank frisst also ordentlich Strom und liegt damit auf Platz 3 unter den Top-Verbrauchern im Haushalt. Doch es gibt ein paar Tipps, mit denen man sowohl bei alten als auch bei neuen Geräten Energie und damit Kosten sparen kann.
- Viele Kühlschränke sind zu kalt eingestellt. Ein Grad wärmer senkt den Verbrauch um circa 6 Prozent. Gut zu wissen: Auch bei 7 Grad bleiben Lebensmittel frisch.
- Bei einem volleren Kühlschrank speichern die Lebensmittel die Kälte wie Kühlakkus. Dadurch geht beim Öffnen der Tür weniger Wärme verloren.
- Gefriergeräte regelmäßig abtauen: Ein vereistes Fach verbraucht bis zu 45 Prozent mehr Energie.
Der Kauf eines neuen energiesparenden Kühlschranks lohnt nicht immer. Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale RLP: "Vorher unbedingt den Unterschied anschauen zwischen dem Verbrauch meines aktuellen Geräts und dann im Vergleich dazu bei dem Neugerät, was ich mir ausgeguckt habe. Und dann gibt es ja eine Art Amortisationszeit, die dann sagt nach wie viel Jahren hat denn die Neuinvestition in das Gerät sich amortisiert? (...) Alles, was älter als 15 Jahre ist. Da ist man auf der sicheren Seite, was die ökologische Amortisationszeit angeht."
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Tipp 6.2: Elektroherd
Der zweite Platz unter den Stromverbrauchern geht an den Elektroherd. Mit diesen Tipps lässt sich aber auch hier etwas sparen:
- Beim Kochen den Deckel drauf spart Energie.
- Wer die richtige Herdplatte für die richtige Topf- oder Pfannengröße wählt, sorgt dafür, dass nicht unnötig Energie daneben geht.
- Restwärme auf dem Herd und im Ofen nutzen. Die Herdplatte unter dem Gulasch also bspw. schon zehn Minuten vor Ende der Kochzeit abschalten und dann noch auf dem heißen Herd stehen lassen.
- Außerdem bei kleinen Mengen Wasser wie etwa für Tee, das Wasser im Wasserkocher erhitzen und auch nur so viel Wasser, wie man wirklich braucht.
- Den Ofen wenn möglich mit Umluft statt Ober- und Unterhitze verwenden, das spart 15 Prozent.
- Für mehrere Tage Essen vorkochen und dann nur noch aufwärmen ist sparsamer, als das Essen jeden Tag komplett neu zuzubereiten.
Tipp 6.3: Unterhaltungselektronik
Fernseher, Spielekonsolen und Computer gehören zwar für sich allein nicht zu den größten Stromfressern. Aber zusammen machen sie bis zu einem Drittel des gesamten Stromverbrauchs im Haushalt aus.
Wie viel Strom Unterhaltungselektronik braucht, hängt vor allem auch mit ihrer Größe zusammen. "Also je größer die Bildschirmdiagonale, umso größer ist letztendlich dann auch wieder der Stromverbrauch. Hatten wir früher 70 Zentimeter als Standard, sind es ja heute bis zu 1,50 Meter und damit wird dann der Stromspareffekt wieder ein Stück weit reduziert. Deswegen gilt immer auch auf die Größe achten und gucken, was brauche ich wirklich", erklärt Weinreuter.
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Tipp 7: Waschen
Egal ob Geschirr oder Wäsche: Waschen muss sein. Ratsam ist es hier laut Tina Götzsch von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, das Energiespar- beziehungsweise Eco-Programm zu nutzen. Das braucht zwar meist länger, ist jedoch trotzdem sparsamer. Die Wäsche an der Luft und nicht im Trockner zu trocknen, spart zusätzlich Energie. Und: Nach Möglichkeit Waschmaschine und Trockner nach Gebrauch ausstecken.
Beim Geschirrabwasch ist die Spülmaschine in Sachen Verbrauch meist effizienter als das Spülen von Hand. Vor allem, weil Umfragen zufolge die meisten Menschen unter fließendem warmem Wasser abspülen.
Fazit
Sparsame Duschköpfe, digitale Thermostate, Fenster-Dichtungen, Reflexions-Matten und ein paar Verhaltensänderungen sind kleine Investitionen mit großer Wirkung. "Je mehr die Energiepreise jetzt steigen, desto mehr lohnt sich das jetzt. Kleinvieh macht ja auch Mist. Ich muss wenig Geld investieren und habe einen Nutzen davon", bilanziert Pischner. Mit den richtigen Tipps lässt sich also viel Geld sparen. Ob sich eine Neuanschaffung aber lohnt, muss man sich genau ausrechnen.