Ein junger Mann mit Smartphone sitzt auf der Toilette: Hämorrhoiden dichten zusammen mit dem Schließmuskel den After ab. Sobald wir auf dem Klo sitzen, schwellen die Hämorrhoiden ab und geben die Bahn frei. Sind sie vergrößert, kommt es oft zu Beschwerden. (Foto: SWR, SWR Doc Fischer)

Nicht herumdoktern

Hämorrhoiden – wer frühzeitig zum Arzt geht, hat es leichter

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AUTOR/IN
Heike Scherbel

Brennen, Nässen und Jucken am After: Hämorrhoiden machen Schmerzen, sogar Blutungen - ein Tabuthema. Wir erklären Ursachen, Behandlung und geben Tipps zum Vorbeugen.

Kaum einer spricht darüber, aber viele leiden darunter: 70 Prozent der Menschen in Deutschland haben Probleme mit ihren Hämorrhoiden. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Die meisten bekommen Beschwerden zwischen 45 und 65 Jahren, aber es kann auch jüngere treffen.

Was sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden sind mit Blut gefüllte Gefäßpolster. Sie sitzen am Ausgang des Enddarms. Zusammen mit dem Schließmuskel dichten sie den After ab.

Sobald wir auf dem Klo sitzen, schwellen die Hämorrhoiden ab und geben die Bahn frei. Sind sie vergrößert, kommt es oft zu Beschwerden wie Jucken, Nässen, Schmerzen oder Blut im Stuhl.

Ein junger Mann mit Smartphone sitzt auf der Toilette: Hämorrhoiden dichten zusammen mit dem Schließmuskel den After ab. Sobald wir auf dem Klo sitzen, schwellen die Hämorrhoiden ab und geben die Bahn frei. Sind sie vergrößert, kommt es oft zu Beschwerden. (Foto: SWR, SWR Doc Fischer)
Hämorrhoiden dichten zusammen mit dem Schließmuskel den After ab. Sobald wir auf dem Klo sitzen, schwellen die Hämorrhoiden ab und geben die Bahn frei. Sind sie vergrößert, kommt es oft zu Beschwerden.

Wie können Hämorrhoiden behandelt werden?

Je nach Größe und Schweregrad werden Hämorrhoiden

  • verödet
  • oder mit einer sogenannten Gummibandligatur abgebunden.
  • Im Extremfall, wenn die Hämorrhoiden außen am After sichtbar sind und sich nicht zurückschieben lassen, muss meist operiert werden.

Der richtige Zeitpunkt für die ärztliche Behandlung

Vergrößerte Hämorrhoiden führen also zu schmerzhaften Beschwerden. Viele Betroffene gehen jedoch zu spät zum Arzt, die Krankheit ist noch immer ein Tabuthema.

Das ist ein Fehler, denn zu Beginn der Erkrankung reichen verschiedene Salben oder eine schmerzlose Verödung für eine Behandlung aus. Wer jedoch zu lange wartet mit dem Arztbesuch, für den kann auch eine Operation nötig werden.

Rat vom Facharzt für Enddarmerkrankungen, dem Proktologen

Auch in unserem Fallbeispiel zieht sich die Suche nach der richtigen Behandlung über Jahre hin. Die Patientin sucht nacheinander verschiedene Proktologen - Experten für Enddarmerkrankungen - auf, probiert verschiedene Behandlungsmethoden aus. Doch nichts hilft dauerhaft. Verzweiflung macht sich breit - ihre Lebensqualität wird immer schlechter.

Professor Derek Zieker-Fischer kennt viele solche verzweifelten Patienten. Zu dem Proktologen aus Reutlingen kommen immer wieder Betroffene, die nicht richtig versorgt sind oder sich zu spät trauen, zum Arzt zu gehen.

"Schön wärs, sie würden früher kommen und nicht erst mit Omas Trickkiste rumdoktern. Je früher sie eine Therapie machen, desto einfacher ist es, und sie können auf nicht-operative Methoden zurückgreifen, und so die Symptome gut behandeln."

Hämorrhoiden-Behandlung ohne Operation: Die Gummibandligatur

Eine nicht-operative Methode bei mittelschweren Hämorrhoiden-Leiden ist die sogenannte Gummibandligatur mit einem winzigen Gummiring. Professor Zieker-Fischer erklärt: "Dieses kleine Gummichen ist unglaublich effektiv zur Therapie der Hämorrhoiden. Man geht in das Instrument, das Proktoskop, rein, fasst einen Teil der Hämorrhoide und kann dann das Gummibändchen abfeuern. Alles, was von diesem Gummiring gefangen wurde, stirbt ab, wenn es keine Gefäßdurchblutung mehr hat, und fällt nach zwei bis drei Wochen ab." Eigentlich eine schmerzfreie und meist erfolgreiche Prozedur.

Doch bei der Gummibandligatur passieren immer wieder Fehler. Der Facharzt ergänzt: "Wenn sie die Gummibandligatur zu tief setzen, sprich Richtung Analkanal runter, kann das sehr schmerzhaft sein, weil der Analkanal sehr gut mit Nerven ausgestattet und sehr sensibel ist."

Erfolgreiche Operation bei Hämorrhoiden

Auch die Patientin unseres Fallbeispiels ist bei Professor Zieker-Fischer in Behandlung - seit zwei Jahren. Er hat anfangs festgestellt: "Sie war bereits mehrmals langwierig behandelt worden, mit Verödungen und Gummibandligaturen. Bei uns damals in der klinischen Untersuchung zeigte sich, dass es eine teils fixierte Hämorrhoide dritten bis vierten Grades war. Und eine OP musste durchgeführt werden."

Die Hämorrhoide wurde unter Vollnarkose größtenteils entfernt. Seitdem ist die Patientin beschwerdefrei. Professor Zieker-Fischer kontrolliert zweimal pro Jahr. Weil die Hämorrhoiden sich in der Zwischenzeit nicht vergrößert haben, muss die Patientin ab jetzt nur noch jährlich zur Kontrolluntersuchung kommen. Zum Glück geht es ihr endlich wieder gut.

Hämorrhoiden vorbeugen: Maximal drei Minuten auf der Toilette sitzen

Ein wichtiger Punkt ist aber auch unser Verhalten auf der Toilette. Es kann entscheidend sein für die Entstehung von Hämorrhoiden. Die Toilette ist für manche das stille Örtchen, auf dem sie gerne Zeit verbringen - nicht nur für das eigentliche Geschäft.

Auf der Toilette fühlen sich vor allem Männer wohl, auch in Großbritannien. Laut einer Umfrage eines britischen Badherstellers gaben sogar ein Viertel der Männer an, die Toilette als Rückzugsort zu brauchen - vor ihren Kindern, ihren Partnern und den häuslichen Verpflichtungen.

Dabei ist langes Sitzen auf der Toilette schädlich. Höchstens drei Minuten sollte der Klo-Gang dauern. Denn durch zu langes Sitzen wird der Darm nach unten gedrückt und der Schließmuskel leiert allmählich aus. Wird dann noch mit Pressen versucht, den Darm zu entleeren, füllen sich die Blutgefäße, die Hämorrhoiden vergrößern sich - und das Risiko für ein Hämorrhoidalleiden steigt.

Was ist die perfekte, gesunde Toilettenposition?

Einige Experten meinen, dass die heute übliche Sitzhaltung auf der Toilette in einem 90-Grad-Winkel eher zu Pressen führt und damit auch das Risiko für Hämorrhoiden-Probleme erhöht. Denn durch diese Haltung wird der Enddarm leicht abgeknickt, der Stuhl könne so schwerer entweichen, müsse herausgepresst werden.

Besser sei es, die Füße auf einen Hocker zu stellen. In dieser 45-Grad-Position könne sich die Beckenboden-Muskulatur besser entspannen und der Stuhl ohne Pressen transportiert werden. Die Befürworter dieser Hockermethode argumentieren, dass der Mensch sich früher in der Natur auch in der Hocke entleert habe.

Wer sich nicht gleich einen Hocker vors Klo stellen möchte: Schon ein Nachvorneneigen soll helfen – die sogenannte Denkerpose. Wissenschaftliche Studien dazu gibt es zwar nicht, aber einen Versuch ist es wert.

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Heike Scherbel