Grünen Strom erzeugen: Welche Steckdose für ein Balkonkraftwerk (Foto: IMAGO, IMAGO Bildnummer: 0245690323)

Bürokratie und Rechtssicherheit

Verwirrung um Balkonkraftwerk - welche Steckdose die richtige ist

Stand
AUTOR/IN
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.  (Foto: SWR, Andrea Schombara)

Ein Balkonkraftwerk kaufen, an die Steckdose anschließen und den selbst erzeugten Strom nutzen. Das ist möglich, aber nicht unbedingt ratsam. Wie Sie nichts falsch machen.

Viele Menschen wollen an der Energiewende teilhaben und mit einem Balkonkraftwerk Strom zum Eigenverbrauch erzeugen. Doch beim Anschluss an das Stromnetz gibt es einiges zu beachten - unter anderem, welche Steckdose geeignet ist. Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten.

Verband VDE fordert zum Strom einspeisen Energiesteckdose nach DIN-Norm

Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) weist darauf hin, dass der Betrieb eines Balkonkraftwerks nicht damit zu vergleichen ist, ein Radio oder ein anderes elektronisches Gerät in die Steckdose zu stecken. Immerhin speist das Balkonkraftwerk selbst Strom in den Stromkreislauf ein.

Ob ein bestehender Anschluss dafür geeignet ist oder ob dafür Arbeiten nötig sind, sollte laut VDE eine Elektrofachkraft überprüfen. Außerdem ist dem Verband zufolge eine spezielle Energiesteckdose Pflicht. Anlagen mit dem typischen Schutzkontaktstecker seien in Deutschland noch nicht zulässig. Der VDE warnt insbesondere davor, mehrere Balkonkraftwerke über eine Mehrfach-Steckdose an die Haushaltssteckdose anzuschließen.

Der VDE stellt auch Informationen zum sicheren Betrieb einer steckerfertigen PV-Anlage zur Verfügung.

Beim Balkonkraftwerk anmelden: Indirekte Pflicht zur Energiesteckdose

Laut Verbraucherzentrale ist die Installation einer Energiesteckdose über einen Elektriker unnötig aufwändig und teuer. Ein Experte stellt klar: Die VDE-Norm sei kein Gesetz. Das bedeutet: Es ist nicht illegal, ein Balkonkraftwerk selbst an eine Haushaltssteckdose anzuschließen. Allerdings bedeutet das nicht, dass man es tun sollte, denn indirekt besteht in vielen Fällen doch eine Pflicht zur Energiesteckdose.

Und das kommt so: Balkonkraftwerke, die ans öffentliche Stromnetz angeschlossen sind, müssen angemeldet werden. Viele Stromnetzbetreiber lassen sich in den Anmeldeformularen bestätigen, dass die Anlage über eine Energiesteckdose angeschlossen wird. Aus diesem Grund melden viele Menschen ihre Anlagen nicht an - was nicht erlaubt ist und als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden kann. Bisher sind allerdings nur wenige Bußgelder öffentlich geworden und sie fielen auch deutlich geringer aus.

Vereinfachung der Vorgaben unter anderem zur Steckdose absehbar

Auch der VDE selbst tritt für Erleichterungen für den Betrieb von Balkonkraftwerken ein. Dazu gehört auch, dass ein Balkonkraftwerke bis zu einer Gesamtleistung von 800 Watt in eine normale Haushaltssteckdose eingesteckt werden darf - wie es auch die Bundesregierung plant. Der VDE fordert von Herstellern, dass sie verpflichtet werden, die elektrische Sicherheit ihrer Anlagen zu gewährleisten. Und auch, dass ein unabhängiges Prüfinstitut Balkonkraftwerke freigibt.

Die Bundesregierung und der Bundestag haben ein Gesetzespaket beschlossen, das den Betrieb von Photovoltaik auch in Form von Balkonkraftwerken erleichtern soll. Darin ist unter anderem geplant, die Meldepflichten zu vereinfachen. Das Gesetzespaket soll zum Januar 2024 in Kraft treten, muss vorher aber noch den Bundesrat passieren. Darüber hinaus überarbeiten die Normungsgremien die Vorgaben. Das Bundeswirtschaftministerium, das Umweltbundesamt und die Bundesnetzagentur hatten dazu Stellungnahmen eingereicht.

VDE: Normierungsverfahren ist komplex und dauert

Der VDE bestätigt, dass bereits seit einiger Zeit ein Normentwurf vorliegt, der von Herstellern, Verbraucherschützern, Handwerk, Politik und weiteren Akteuren kommentiert werden konnte. Diese Kommentare müssten nun geprüft werden.

Es sei das Ziel, in diesem Jahr eine Norm zu veröffentlichen. Diese wäre zwar nicht verpflichtend, aber eine Möglichkeit für alle Hersteller von Balkonkraftwerken, nachzuweisen, dass ihre Geräte vom Fachverband zugelassen sind und dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Die Norm ist eine Art allgemeines Regelwerk, das mögliche Kombinationen einzelner Komponenten eines Balkonkraftwerks festschreibt.

Schon jetzt können sich Hersteller ihre Geräte als Ganzes zertifizieren lassen. Das ist auch ohne die Norm bereits möglich, weil dafür die konkreten Komponentenkombinationen eingeschickt und geprüft werden. Der VDE hat diese Möglichkeit Anfang September 2023 öffentlich bekannt gemacht. Es ist nach Angaben eines Sprechers aber noch unklar, wann die ersten geprüften Geräte in den Handel kommen können. Unabhängig von einer Zertifizierung hält der Verband weiter daran fest: Vor der Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks sollte eine Elektrofachkraft den Hausstromkreis überprüfen.

Die häufigsten Irrtümer 5 Photovoltaik-Mythen

Photovoltaikanlagen boomen. Viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer planen derzeit
die Anschaffung einer Anlage, um günstigen Solarstrom zu erzeugen. Allerdings halten sich
noch immer einige falsche Vorstellungen.

ARD-Buffet Das Erste