Mehr Sicherheit, weniger Schadstoffe

Was Tempo 30 in der Innenstadt bringen soll

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In weiten Teilen der Mainzer Innenstadt gilt seit 1. Juli ein Tempo-30-Limit, wo früher 50 erlaubt war - eine Maßnahme um Schadstoffemissionen zu senken. Den Mainzern hätte sonst ab Oktober ein Dieselfahrverbot gedroht. Mit Tempo 30 konnte die Stadt das gerade noch so verhindern, auch wenn es in seiner Wirkung umstritten ist, das zeigt unter anderem auch eine Broschüre des ADAC.

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Die Einführung von Tempo 30 war in Mainz notwendig geworden, um die Auflagen der EU zu erfüllen und Schadstoffemissionen zu begrenzen. Die Deutsche Umwelthilfe hatte in den vergangenen Jahren Klage gegen viele Städte eingereicht, weil sie permanent die Grenzwerte überschritten. So auch in Mainz.

Blick in einen Gerichtssaal, Richter plädoieren auf dem Podium (Foto: SWR)
Nach Klagen der Deutsche Umwelthilfe hatten in den vergangenen Jahren viele Städte Dieselfahrverbote zu befürchten.

2018 wurde die Landeshauptstadt gerichtlich dazu verdonnert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Andernfalls drohe ein Dieselfahrverbot.

Wer für und wer gegen Tempo 30 ist

Anwohner begrüßen die Geschwindigkeitsreduzierung. Sie erhoffen sich weniger Lärm und weniger Verkehr insgesamt. Doch noch ist davon nicht viel zu spüren. Der Verkehr rollt wie gewohnt, und nicht jeder hält sich an Tempo 30.

Die Entscheidung, Tempo 30 über weite Teile der Innenstadt einzuführen, fand aber nicht nur Zustimmung. In erster Linie nervt es die Autofahrer, vor allem Pendler. Autoverbände, aber auch die Opposition im Landtag kritisieren die Maßnahme und glauben sie sei wirkungslos. Streit um Tempo 30 hat schon eine lange Tradition:

Hier gab's die erste Tempo-30-Zone Deutschlands

1983 wurde im norddeutschen Buxtehude die erste Tempo-30-Zone auf einer Hauptverkehrsstraße eingeführt. Anlass waren die zahlreichen Verkehrsunfälle mit Personenschäden in der Innenstadt. Tatsächlich konnte die Zahl halbiert werden.

Buxtehude nahm damals als eine von sechs Städten an einem bundesweiten Modellprojekt teil, um zu erforschen, wie sicher Tempo 30 die Straßen macht. Viele andere Städte beschränkten sich aber lediglich auf die Einführung in Wohngebieten, viel befahrene Hauptstraßen blieben außen vor.

Darum sind Erfolgsaussichten von Tempo 30 umstritten

Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit lässt sich eindeutig sagen: Tempo 30 bringt was. Nicht so einfach lässt sich das für die Reduktion von Schadstoffemissionen feststellen. Da ist die Antwort schon komplizierter.

So erläutern Verkehrsexperten: Grundsätzlich bedeute eine geringe Fahrgeschwindigkeit auch einen geringeren Schadstoffausstoß. Allerdings haben Studien in Berlin ergeben, dass diese Reduktion sehr gering sei.

Tempo 30-Schild verweist auf Luftreinhaltung (Foto: SWR)
Erst wenn Verbrennungsmotoren in großer Zahl durch abgasfreie Technik ersetzt werden, ist reine Luft in den Innenstädten keine Fiktion mehr.

Sie plädieren dafür, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um den Verkehr in den Innenstädten insgesamt zu reduzieren. Dazu gehören: attraktive Angebote im ÖPNV-Bereich und Radschnellwege. Mit Tempo 30 alleine sei es nicht getan. Auch müssten Ampeln entsprechend geschaltet werden, damit der Verkehrsfluss nicht gestört werde.

Diese Rolle spielt die Ampelschaltung dabei

Um einen Stop-and-go-Verkehr möglichst zu vermeiden, werden die Ampeln entsprechend geschaltet. In Mainz wird das nach und nach passieren. Die Ampeln müssen so geschaltet werden, dass Bremsen und erneutes Anfahren auf ein Minimum reduziert werden, denn beim Bremsvorgang entsteht Feinstaub.

Ein wichtiger Faktor ist hier die Einrichtung von sogenannten "Pförtner-Ampeln". Wenn in der Innenstadt bereits zu viele Autos sind, schalten die Pförtner-Ampeln nur kurz auf grün und lassen wenige Autos durch. Dieses System hat sich bereits in anderen Städten bewährt.

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SWR Fernsehen