Symbolbild: Stress im Büro (Foto: SWR)

Raus aus dem kritischen Bereich

So gehen Sie mit chronischem Stress um

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Steigende Anforderungen im Job, ständige Erreichbarkeit, Belastungen im Privatleben. Und dann die Corona-Krise: die Herausforderungen nehmen kein Ende.

So macht sich Stress bemerkbar

Stress entsteht, wenn Menschen glauben einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Für viele Menschen sind die typischen Anzeichen von Stress lange Zeit nicht spürbar, sagen Fachärzte. Doch das kann gefährlich werden, erklärt Dr. Johannes Schrettenbrunner. Er ist der Chefarzt der Schlossparkklinik Dirmstein in der Pfalz.

Stress kann sich körperlich mit teilweise auch messbaren Parametern zeigen, indem man beispielsweise den Blutdruck oder den Pulsschlag misst. Wenn der Blutdruck erhöht ist und der Patient ansonsten gesund ist, könnte dies eine Stressreaktion auf den Körper sein. Stress äußert sich beispielsweise aber auch auf der psychischen Ebene:

  • durch Schlafstörungen,
  • Unruhe,
  • Aufgeregtheit,
  • Schwitzen,
  • bis hin zu einer ausgewachsenen Depression mit Selbstmordgedanken.

Dabei können psychische Erkrankungen in körperliche Erkrankungen münden, aber auch umgekehrt.

Diese Folgen kann chronischer Stress haben

Andauernder Stress kann sich negativ auf Körper und Seele auswirken und zu schweren Krankheitsbildern führen, wie unter anderem:

  • Burnout
  • Depressionen
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS)
  • Angst und Angststörungen
  • Zwangsstörungen
  • Konzentrationsstörungen 
  • Vergesslichkeit
  • Suchterkrankungen
  • Essstörungen

Das sind typische Auslöser von Stress

Stress kann viele Ursachen haben. Dazu zählen zum Beispiel Trennungen, Schicksalsschläge oder Trauer oder auch eine hohe Arbeitsbelastung. Aber auch die sogenannten externalen Stressfaktoren, wie (Flug-)Lärm oder Luftverschmutzung können sich auf den Körper negativ auswirken. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Forschungsgruppe der Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Darum steigt der Stress in Corona-Zeiten

Die Mainzer Forscher haben zudem beobachtet, dass vor allem die Arbeit im Home-Office und die Digitalisierung Stressfaktoren sind, die die Menschen zunehmend herausfordern, berichtet Dr. Omar Hahad, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Die Digitalisierung oder Konzepte wie Home Office haben Vor- und Nachteile. Einerseits kann man im gewohnten Kontext arbeiten und ist ein Stück weit flexibler. Auf der anderen Seite ist man aber auch ständig erreichbar.

"Man hat das Gefühl dauerhaft am Arbeiten zu sein, nicht abschalten zu können. Wir beobachten, dass die Menschen das, was sie auf der Arbeit beschäftigt auch mit nach Hause nehmen, ins private Umfeld. Und das private Umfeld sollte ja vor allem ein Rückzugort sein, um Stress zu puffern. Und da sehen wir jetzt quasi einen Negativtrend - dass sich diese Dinge auf andere Lebensbereiche verlagern. Das ist ein großes Problem."

Darüber hinaus haben Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz, wie Dr. Donya Gilan, herausgefunden, dass ältere Menschen gelassener mit der Corona-Krise umgehen als Jüngere.

"Das liegt vermutlich daran, dass sie schon Erfahrungskontexte mit Krisen erlebt haben und da wissen, wie sie die Emotionen regulieren können, wie sie vielleicht auch ihr Verhalten neu anpassen können und das ist wahrscheinlich dann ein Rückgriff auf Erinnerungen, die man vielleicht von anderen Krisenzeiten kennt."

Wie man mit Stress umgehen kann

Es geht darum, den Patienten spürbar zu machen, wie man Stress überhaupt spürt. Dazu gehört eine gute Form der Selbstwahrnehmung und der Selbstachtsamkeit. Dazu kann man sich drei Fragen stellen:

  1. Was passiert gerade eben mit mir?
  2. Tut mir das gut oder nicht?
  3. Was kann ich dafür tun, dass es mir besser geht?

Festzuhalten bleibt, dass die Form der Stressbewältigung für jeden individuell unterschiedlich ist. Ärzte empfehlen kurze Formen der Meditation, wie Atemtechniken oder Yogaübungen.

  • Vielen Patienten hilft es aber auch Achtsamkeit zu trainieren und bei einem Spaziergang in der Natur bewusst wahrzunehmen, was man sieht, hört oder riecht.
  • Dabei kann es helfen sein Handy einfach mal zu Hause zu lassen und sich bewusst eine digitale Auszeit zu nehmen.
  • Entspannungstechniken anwenden, um wieder zu sich selbst zu finden und das Bewusstsein zu stärken.
  • An seiner eigenen Einstellungsebene zu arbeiten.

Das rät Psychologin Dr. Donya Gilan vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung. Die Widerstandskraft eines Menschen gegen Stress ist nämlich nicht nur genetisch veranlagt, sondern kann auch gelernt werden.

Dabei kann es helfen, aktiv zu werden, nicht passiv zu bleiben, Gewohnheiten aufzubrechen, mit Familie oder Freunden offen über seine belastende Situation zu sprechen und sich darüber klar zu werden, dass sich alle Dinge wieder zum Besseren wenden.

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SWR Fernsehen