Wenn Füße schmerzen

Mut zum Barfuß laufen

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Unsere Füße haben es schwer. Sie müssen uns nicht nur den ganzen Tag tragen, sondern werden auch meist in Schuhe gesteckt, die sie einengen und vermeintlich schützen.

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Wenn Füße anfangen zu schmerzen, werden schnell Einlagen verordnet und Operationstermine vereinbart. Dabei kann die Lösung manchmal so einfach sein: Mut zu mehr Barfuß laufen.

Was ist der Unterschied zwischen Barfuß laufen und dem Laufen in Schuhen?

Die meisten Schuhe sind sehr fest und geben den Füßen eine Form. Mit Schnürsenkeln, Riemchen und Klettverschlüssen werden die Füße in einem festen Fußbett gehalten.

Alexander Kiesow läuft barfuß über den Asphalt (Foto: SWR)
Alexander Kiesow ist Barfußläufer aus Leidenschaft. Seit Jahren geht er ohne Schuhe durchs Leben.

Füße sind sehr beweglich gebaut. Beim Barfuß laufen können ihre physiologischen Vorzüge perfekt zur Geltung kommen:

  • Ohne die vermeintlich schützende feste Hülle reagieren sie bei jedem Schritt auf Unebenheiten des Bodens.
  • Geübte Füße funktionieren durch ihre Gewölbestruktur und Fettpolster, etwa an der Ferse, wie eine natürliche Federung.
  • Nackte Zehen haben Platz um sich zu spreizen und geben Halt.
  • Der Gang wird beim Barfuß laufen stabiler, aufmerksamer und beeinflusst die Statik des ganzen Körpers.

Wie gesund ist Barfuß laufen?

Barfuß laufen fördert die Durchblutung, aktiviert die Fußreflexzonen und verbessert die klimatischen Bedingungen am Fuß.

  • Das hilft gegen Schweißfüße.
  • Ebenso gegen Krankheiten im Zehenbereich, die durch zu viel Feuchtigkeit auftreten.
  • Durch den direkten Kontakt mit unebenen und wechselnden Untergründen werden die Fußmuskeln aktiviert.
  • Diese Muskeln unterstützen die Längs- und Quergewölbe der Füße, was sich wiederum positiv auf die Sprung- und Kniegelenke auswirkt.
  • In der Folge gibt es auch Auswirkungen auf die Hüfte und die Haltung des Menschen.
  • Freie Füße werden stark stimuliert und geben eine direkte Rückmeldung auf Fehlhaltungen, die von Schuhen eher gedämpft oder von Einlagen umgeformt werden.

Worauf muss ich achten, wenn ich mehr Barfuß laufen möchte?

Wolfgang Schöllhorn, Leiter der Trainings- und Bewegungswissenschaft an der Universität Mainz. (Foto: SWR)
Wolfgang Schöllhorn, Leiter der Trainings- und Bewegungswissenschaft an der Universität Mainz.

Bewegungsexperte Wolfgang Schöllhorn rät dazu langsam anzufangen, erst jeden dritten Tag 10 Minuten barfuß zu gehen und nach und nach die Zeit auf 15 Minuten zu erhöhen. Wichtig ist dabei die Federung.

"Prinzipiell würde ich es unterteilen in zwei Formen von Federung. Die eine Form wäre, dass man auf dem Vorfuß läuft. Damit wird das ganze Mittelfußgewölbe und die Sprunggelenkmuskulatur zum Dämpfungsglied. Wenn man jetzt einen Fersenläufer hat, fällt diese Dämpfung weg. Dann kann eigentlich fast nur über Fettpolster unter der Ferse gedämpft werden. Das ist was, was in der Regel bei Läuferschuhen mit ganz dickem Absatz erreicht wird.“

Die beste Federung sei der Lauf über den Vorfuß. Das sei eine starke Belastung für die ganze Muskulatur, deshalb müsse die Umgewöhnung so langsam vonstattengehen.

Körperpädagogin Iris Schwarz-Klein (Foto: SWR)
Körperpädagogin Iris Schwarz-Klein rät zur Kontaktaufnahme mit den eigenen Füßen.

Unterstützend helfen einfache Aufmerksamkeits-, Balance- und Kräftigungsübungen.

"Ich kümmere mich um meine Füße, in dem ich mir bewusst mache, wie ich sie im Alltag einsetze. Laufe ich stark fersenlastig? Wie setze ich den Fuß ein beim Gehen? Kippe ich eher nach innen? Also dieses Kontaktaufnehmen und Wahrnehmen ‚Was macht mein Fuß eigentlich?‘ ist wichtig."

Selbst passionierte Barfußläufer - im Alltag und beim Sport - würden sich selbst auch nach Jahren noch nicht als "vollständig umgestellt" bezeichnen. Ein Tipp ist, mit kleinen Wegen zu beginnen, zum Supermarkt oder zur Apotheke. Außerdem sollten Anfängern die Angst vor ungemütlichen Untergründen verlieren: die Füße gewöhnen sich daran!

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SWR Fernsehen