n einem Glas Mineralwasser sprudelt Kohlensäure: Wenn der Druck aus der Flasche genommen wird, das passiert beim Öffnen,  kann das Wasser die Kohlensäure nicht mehr binden. Aus der Kohlensäure entsteht das gasförmige CO2 – und steigt in Form von Bläschen nach oben. So entsteht der Sprudel. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Frank May | Frank May)

Folge der Gas-Knappheit

Knappe Kohlensäure! Darum ist sie unerlässlich

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Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele (Foto: Dirk Bannert)
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Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.  (Foto: SWR, Andrea Schombara)

Schales Bier, gammeliger Schinken - nur, weil Kohlensäure fehlt? Weil Erdgas knapp ist, bangt die Industrie auch um Kohlensäure. Und die steckt in deutlich mehr Produkten als viele denken.

Nach Angaben des Verbands deutscher Mineralbrunnen sind derzeit nur 30 bis 40 Prozent der sonst üblichen Kohlensäure-Mengen auf dem Markt. Hintergrund ist knappes Erdgas: Das Gas ist der Energieträger für die Düngemittel-Produktion. Für Düngemittel braucht man Ammoniak. Bei der Herstellung von Ammoniak wird automatisch Kohlensäure - also reines CO2 - als Nebenprodukt gewonnen. Da Firmen momentan weniger Düngemittel herstellen, gibt es auch weniger Kohlensäure. Einige Hersteller stellen deshalb schon weniger stark sprudelnde Mineralwasser-Produkte her. In Bayern kam es sogar schon zu Produktionsstopps.

In der Getränkeproduktion ist Kohlensäure essentiell

Fast alle Mineralwasserhersteller brauchen das Gas für die Sorten Classic, Medium und für Limonaden. Nur wenige Mineralbrunnen haben eigene - sogenannte "geogene" - Kohlensäure-Vorkommen. Diese gibt es beispielsweise in der Vulkaneifel.

Auch Brauereien sind auf CO2 angewiesen, beispielsweise weil sie damit vor dem Befüllen von Flaschen und Fässern Luft herausdrücken. Dadurch bleibt Bier länger haltbar. Und auch Gaststätten nutzen CO2-Schankgas - sonst könnten sie Getränke nur in Flaschen abgefüllt verkaufen.

Kohlensäure auch ein wichtiger Rohstoff in der Lebensmittelproduktion

Kohlenstoffdioxid wird außerdem in der Fleisch- und Milchindustrie gebraucht. Beim Verpacken unter Schutzatmosphäre von Wurst und Käse wird das Gas benötigt - ansonsten würde alles zu schnell vergammeln.

Außerdem werden Schweine mit dem Gas betäubt, bevor sie geschlachtet werden. Deshalb warnt die Fleischindustrie schon vor Produktionsstopps, weil alternative Tötungsmethoden wie der Bolzenschuss mangels Personal und fehlender Räumlichkeiten nicht möglich seien.

CO2 wird auch in Gewächshäusern eingesetzt, damit Gemüsesorten schneller reif werden.

Kaum Alternativen zu Kohlensäure - Industrie fordert Hilfen

Es gibt nur wenige Alternativen und diese sind meist teuer. Dazu kommt: Kurzfristig können nicht alle Hersteller auf einen Plan B oder C ausweichen. Deshalb fordert die Ernährungsindustrie rasche Hilfen von der Politik.

Erstmals wird CO2 in kommerziellem Massstab aus der Luft gefiltert und als Rohstoff verwendet. Climeworks Anlage auf dem Dach der Müllverwertungsanlage der Kehrrichtverbrennungsanlage im Zürcher Oberland in Hinwil.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/KEYSTONE | WALTER BIERI)
Im Zürcher Oberland in Hinwil wird CO2 in kommerziellem Massstab aus der Luft gefiltert und als Rohstoff verwendet.

Kann man CO2 aus der Atmosphäre holen?

Das wird schon gemacht, Kohlenstoffdioxid (CO2) wird mit Staubsaugerartigen futuristischen Filtern aus der Luft entnommen. Das ganze nennt sich Direct Air Capture: C02 wird dabei abgesaugt, gefiltert und gespeichert. So könnte man auch reines CO2 für die Limonadenherstellung gewinnen. Das Problem: solche Anlagen sind noch zu teuer und ihr Hauptzweck ist erstmal der Klimaschutz. Der weltweit erste kommerzielle Kohlendioxid-Sauger steht in der Schweiz.

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