Eine Katze steht auf zwei Behältnissen mit Katzenstreu. (Foto: Colourbox)

Ökologischer Pfotenabdruck

So viel Müll entsteht durch Katzenstreu – und das passiert mit ihm

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AUTOR/IN
Betty Schlömer, Luisa Hartl
MODERATOR/IN
Panagiotis Fotiadis
REDAKTEUR/IN
Kathrin Gatzemeier/ sarah Weihsweiler (solisTV)
Katharina Voigt (SWR)
Corderlia Marsch (SWR)
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Katharina Buschkotte

Das beliebteste Haustier der Deutschen ist die Katze. Und Wohnungskatzen verbrauchen viel Katzenstreu – doch die produziert ganz schön viel Abfall.  

Katzenstreu: So viel brauchen wir  

Knapp 16,7 Millionen Katzen leben in deutschen Haushalten. Zur elementaren Ausrüstung gehört dabei – natürlich – das Katzenklo und die dazugehörige Streu. Davon benötigen die Haustiere eine ganze Menge: Jede Katze hat einen jährlichen Verbrauch von bis zu 270 Kilogramm Streu. Zu den beliebtesten Streuarten gehören mineralische Streu, außerdem werden Streu aus Silikat häufig genutzt. 

 Mineralische Katzenstreu: Folgen für die Umwelt? 

Laut der Initiative „Cats for Future“ verursacht mineralische Katzenstreu knapp 630.000 Tonnen Abfall im Jahr. Etwa 96 Prozent der in Deutschland verkauften Katzenstreuarten bestehen aus solchen mineralischen Rohstoffen, meistens handelt es sich um Bentonit.

Das Problem bei mineralischer und Silikatstreu: Sie kann in Müllverbrennungsanlagen nicht vollständig vernichtet werden und landet daher häufig in sogenannten Schlackebunkern. In den Bunkern sammelt sich alles an, was nach der Müllverbrennung übrigbleibt. Die Schlacke wird teilweise im Straßenbau eingesetzt oder deponiert, ein Teil davon kann aber nicht weiterverwertet werden.  

Eine Grafik zeigt, wie die bei der Müllverbrennung entstandene Energie ins öffentliche Netz eingespeist wird. (Foto: SWR)
Bei der Restmüllverbrennung dient der Abfall in der Regel der Stromversorgung.

Michael Behnke von der Initiative „Cats for Future“ hat 2018 die erste Studie zur Ökobilanz von Katzenstreu in Auftrag gegeben und bemängelt, dass mineralische Streu bei ihrer Verbrennung auch keinen thermischen Mehrwert leisten kann. Ein Plus für den Energiekreislauf ist diese Streu also nicht.

Pflanzliche Streu: Wirklich so nachhaltig? 

Eine Alternative zu mineralischer oder Silikatstreu ist pflanzliche Katzenstreu aus nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel Holz- oder Pflanzenfasern. Doch obwohl es sich bei diesen Streuen um rein organische Produkte handelt, erlauben nur wenige Kommunen, pflanzliche Katzenstreu in der Biotonne zu entsorgen.

Grund dafür: Die benutzte Streu könnte von Krankheitserregern, zum Beispiel von Toxoplasmose, befallen sein. Eine vollständige Vernichtung der Erreger ist bei der Kompostierung kaum möglich. Daher ist auch der heimische Komposthaufen nicht der richtige Ort, die benutzte Katzenstreu loszuwerden.  

Zu erkennen ist ein pflanzliches Katzenstreu. (Foto: SWR)
Pflanzliche Streu sind unter anderem Abfallprodukte aus der Holzindustrie.

Wie bei mineralischer Streu gibt es also auch für pflanzliche Streu nur einen Ausweg: Die Entsorgung in der Restmülltonne. Nichtsdestotrotz sei die Entsorgung von pflanzlicher Katzenstreu nachhaltiger und umweltfreundlicher, erklärt Behnke: Sie könne vollständig verbrannt werden. Damit leistet sie – anders als mineralische Streu – einen Beitrag zur Stromerzeugung und Energiegewinnung.  

Qualitätsunterschiede: Sind mineralische Streu besser als pflanzliche – oder umgekehrt? 

Tierpfleger Jan Knott sieht sich pflanzliche Katzenstreu genauer an. Im Tierheim Hilden versorgt er in Hochphasen 80 bis 100 Katzen. Auf das Jahr gerechnet bedeutet das einen durchschnittlichen Verbrauch von sechs bis sieben Tonnen Katzenstreu – dabei handelt es sich bisher meist um mineralische Produkte. Für den Pfleger wichtig: Die Streu muss gut klumpen.  

In seinem Praxistest treten mineralische Klumpstreu aus Bentonit, Klumpstreu aus Pflanzenfasern und eine nicht klumpende Variante aus Silikat gegeneinander an. Das Ergebnis: Die mineralische und pflanzliche Streu lassen sich durch die Klumpen einfacher austauschen und sind eher trocken, die Streu aus Silikat nimmt wiederum größere Mengen Feuchtigkeit auf. Dennoch bleibt sie länger nass.  

Gewinner ist für Jan Knott die pflanzliche Alternative: „Ich würde tatsächlich eher zu den Pflanzenfasern tendieren. Ich sehe da keinen großen Unterschied und bin sogar noch umweltfreundlich dabei.“  

Ein Verbot für mineralische Katzenstreu? 

Aber warum gibt es überhaupt noch mineralische Katzenstreu – wenn pflanzliche doch auch qualitativ mithalten kann und obendrein noch besser für die Umwelt ist? Das Umweltministerium teilt auf Nachfrage mit, dass Eingriffe in das Marktgeschehen nicht geplant seien, zumal immer mehr Kunden Katzenstreu aus nachwachsenden Stoffen nachfragen würden. Mit einem Verbot der mineralischen Streu oder Silikatstreu ist also in näherer Zukunft nicht zu rechnen.   

So nachhaltig, wie es aussieht? Darauf sollte man beim Kauf von pflanzlicher Katzenstreu achten 

Wer lieber auf pflanzliche Streu umsteigen will, dem empfiehlt Michael Behnke, auf einige Kennzeichnungen zu achten: Dabei seien Ausdrücke wie „100 Prozent biologisch abbaubar“, „Pflanzenfasern“ oder „pflanzliche Streu“ klare Indizien für ein organisches und nachhaltiges Produkt.  

Werden auf der Verpackung allerdings die Umschreibungen „natürlich“ oder „Naturprodukt“ verwendet, sollte man besser zweimal hinsehen: Geschützte Begriffe sind das nicht, auch mineralische Katzenstreu darf sich so nennen – eben, weil auch die Rohstoffe mineralischer Streuarten in der Natur vorkommen.  

Eine Katze sitzt vor einem Katzenklo. (Foto: Adobe Stock)
Wer seine Katze an neue Streu gewöhnen will, sollte das schrittweise tun.

Tipp für die Umgewöhnung der Hauskatze

Katzenhalter sollten beim erstmaligen Nutzen von pflanzlicher Streu bedenken: Viele Katzen müssen sich an neue Streu erst gewöhnen und nehmen sie nicht direkt an – unter Umständen verrichten die Tiere dann an anderen Orten ihr Geschäft.

Es bietet sich also an, nach und nach pflanzliche unter die mineralische Streu zu mischen, bis sich das Tier vollständig daran gewöhnt hat.  

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