Ein älterer Mann greift sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Brustkorb im Bereich des Herzens. (Foto: Adobe Stock)

Lauernde Gefahr

Aneurysma an der Aorta: Nur wenige Symptome, aber große Gefahr

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Kristina Graß
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Silja Kopp

Eine krankhafte Ausweitung der Hauptschlagader bleibt oft unerkannt. Doch wenn ein Aortenaneurysma reißt, droht Lebensgefahr. Was sind die Risikofaktoren und Symptome?

Die Hauptschlagader, auch Aorta genannt, ist das größte Blutgefäß im Körper und seit März ein eigenständiges Organ! Sie transportiert Blut vom Herzen bis ins Becken. Von ihr führen Gefäße ab, die den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Wenn sich die Gefäßwand an einer Stelle krankhaft erweitert, spricht man von einem Aortenaneurysma. Das ist gefährlich, denn die ausgesackte Schlagader kann reißen.

Ursachen für ein Aortenaneurysma

Wie jedes Gewebe im Körper büßt auch unser größtes Blutgefäß mit zunehmendem Alter an Festigkeit ein. Bis zum 70. Lebensjahr eines Menschen kann sich der Durchmesser der Aorta um bis zu 35% vergrößern. Bei Ausbuchtungen, die diese Größenordnung übersteigen, spricht man von einem Aneurysma. Ein Aortenaneurysma kann sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum entstehen.

Wie stark die Gefäßwand der Aorta verschleißt, hängt von der individuellen Gesundheit ab. Vor allem eine ausgeprägte Arteriosklerose (Verkalkung der Arterien) und ein hoher Blutdruck begünstigen die Entstehung eines Aneurysmas. Rauchen und hohe Blutfettwerte gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren.

Aber auch Gewebeschwächen (angeboren oder erworben) und Bindegewebserkrankungen, bakterielle Infekte oder Pilzinfektionen können Aneurysmen begünstigen.

Aortenaneurysma: Männer häufiger betroffen als Frauen

Je höher das Lebensalter, desto höher das Risiko, an einem Aortenaneurysma zu erkranken – die meisten Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Männer sind außerdem deutlich häufiger betroffen als Frauen.

Für Männer ab 65 Jahren gibt es deshalb seit 2018 die Möglichkeit einer Früherkennungsuntersuchung von Bauchaortenaneurysmen. Diese wird per Ultraschall durchgeführt.

Symptome eines Aortenaneurysmas in Bauch oder Brust

Aneurysmen werden meist durch Zufall im Zuge von anderen Untersuchungen entdeckt - die meisten Menschen spüren keine Symptome.

Ein Mediziner untersucht die Niere eines Patienten mit einem Ultraschallgerät. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Ein Bauchaortenaneurysma tritt häufg ohne Symptome auf. "Aneurysmen melden sich erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, nämlich wenn es schon kurz vor zwölf ist. Zumeist sind das Zufallsbefunde, die im Rahmen von einem Oberbauchultraschall entdeckt werden oder im Rahmen eines Nierenultraschalls beim Urologen", weiß Prof. Dr. Martin Czerny, ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg.

Wenn doch Symptome auftreten, unterscheiden sich diese je nach Lage des Aneurysmas im Körper. Aortenaneurysmen können entweder im Bauch- oder im Brustbereich auftreten.

Laut Deutschem Herzzentrum der Charité äußern sich Aortenaneurysmen im Bauch durch:

  • Stechende, anhaltende Schmerzen im unteren Bauch
  • Rückenschmerzen, Ausstrahlen der Schmerzen in die Beine
  • Synchron zum Puls pulsierende, tastbare Struktur im Bauch
  • Verdauungsbeschwerden (vereinzelt)

Folgende Symptome können bei einem Aortenaneurysma im Brustbereich auftreten:

  • Schmerzen in der Brust
  • Atemgeräusch, bedingt durch eine Verengung der Atemwege („Stridor“)
  • Husten und Heiserkeit
  • Atemnot

Behandlungsmöglichkeiten eines Aortenaneurysmas

Wenn ein Aortenaneurysma erkannt wird und einen gefährlichen Durchmesser von mindestens 5 cm erreicht, ist das Risiko eines Risses erhöht. In diesen Fällen muss operiert werden, dabei kommen Gefäßprothesen zum Einsatz. Eine Prothese aus einem dünnen Metallgitternetz und einer Kunststoffhaut soll die ausgesackte Schwachstelle überbrücken. In einer Operation wird die Stent-Prothese minimal invasiv über die Leistenschlagader eingeführt und bis zum Aortenaneurysma geschoben. Dort kleidet sie die ausgesackte Aorta von innen aus, so dass diese nicht mehr einreißen kann.

Einmal im Jahr sollte der Sitz der Stent-Prothese mit einer CT-Untersuchung kontrolliert werden. Im besten Fall zeigt sich dann, dass das Aneurysma geschrumpft ist.

Wie Betroffene mit einem Aortenaneurysma umgehen sollten, kommt auf die Größe und Art an. In manchen Fällen kann mit Blutdrucksenkern behandelt werden. Auch eine Umstellung des Lebensstils, zum Beispiel die Abgewöhnung des Rauchens spielt eine Rolle. Ebenso wird empfohlen, mit einem Aneurysma keine allzu schweren Gegenstände mehr zu tragen. Dennoch können die meisten Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen.

Seltene Erkrankung der Aorta: Aortendissektion

Eine weitere Erkrankung der Aorta ist die Aortendissektion. Sie tritt selten auf, ist aber äußert lebensbedrohlich und wird nicht immer schnell genug erkannt. Das Problem: "Eine Aortendissektion kann das Bild eines Herzinfarktes, eines Schlaganfalls oder sogar einer akuten Querschnittslähmung verursachen", erklärt Prof. Dr. Martin Czerny, ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg.

Typisch sind plötzliche und unerträgliche Schmerzen in Brust, Bauch und Rücken. Im Gegensatz zu einem Herzinfarkt oder Lungeninfarkt ist der Schmerz nicht lokal, sondern er wandert. Zudem können Symptome wie Bewusstseinsstörungen, Kribbeln und Schmerzen in den Gliedmaßen, Lähmungserscheinungen und Atemprobleme hinzukommen.

Ärzte operieren einen Menschen am offenen Herzen. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
OP an der Aorta am offenen Herz.

Bei richtiger Diagnose wird sofort eine Notfall-Operation durchgeführt. Ein Riss an der Aorta wird am offenen Brustkorb operiert. Weil das Herz während der OP stillstehen muss, wird der Blutkreislauf des Patienten von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen. Wie bei einem Aneurysma wird hier mit einer Gefäßprothese gearbeitet: An der nun blutleeren Hauptschlagader wird der Riss mit einer Prothese überbrückt: Eine technisch äußerst anspruchsvolle Operation.

Es gibt viele Risikofaktoren der Aortendissektion, unter anderem Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus. Mit einer guten Behandlung dieser Erkrankungen, einem Rauchstopp, ausgewogener Ernährung und dem Abbau von Übergewicht lässt sich eine Aortendissektion allerdings vorbeugen.

Experten:

Prof. Dr. Martin Czerny, ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg

Dr. med. Patrick Stark, Gefäßchirurg am Katholischen Klinikum Marienhof Koblenz

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