Ralph Baer, geboren in Pirmasens, erfand die weltweit erste Spielekonsole für den Heimgebrauch (Foto: dpa Bildfunk, Jens Wolf)

Erfinder der Spielekonsole

Wie ein Pfälzer die Gaming-Ära einläutete

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AUTOR/IN
Christoph Mautes

Der gebürtige Pfälzer Ralph Baer gilt als der Erfinder der Spielekonsole. In Pirmasens kann man noch heute auf der Mutter der Konsolen spielen.

In Köln herrscht diese Woche der Ausnahmezustand für Gamer: Die Gamescom ist zurück. Die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele ist nach zweijähriger Corona-Pause wieder da. Doch ob es sie ohne den Pirmasenser Ralph Baer überhaupt gäbe?

Die "Brown Box": Erster Prototyp einer Spielekonsole

1922 wurde Ralph Baer in Pirmasens geboren, verbrachte dort seine Jugend. 1938 floh Baers jüdische Familie vor den Nationalsozialisten noch rechtzeitig in die USA. Dort arbeitete er zunächst für die Rüstungsindustrie, später, Ende der 1960er Jahre, entwickelte er die „Brown Box“, wie er seine erste Spielekonsole für den Heimbedarf nannte.

Ralph Baer, geboren in Pirmasens, erfand die weltweit erste Spielekonsole für den Heimgebrauch (Foto: dpa Bildfunk, Michael Reynolds)
Die "Brown Box" war ganz simpel gestaltet: Eine große Kiste, zwei kleine als "Controller".

Der Urtyp aller Videokonsolen ist so groß wie ein Schuhkarton. Dazu kommen noch zwei Steuereinheiten für die Spieler. 1972 ging sie unter dem Namen "Odyssey" in Serie, als erste Konsole für Daheim überhaupt. Sie war einfach gehalten, es gab nur wenige Spiele, große Abwechslung bot die erste Konsole nicht.

Das Plagiat "Pong"

Das Basis-Spiel der "Odyssey" erinnert aus heutiger Sicht stark an einen der absoluten Klassiker: Eine Tennis-Simulation. Ganz ähnlich wie „Pong“ von der Firma Atari, das nur kurze Zeit später erschien und zu einem der ersten, weltweit beliebten Videospiele wurde.

Ralph Baer, geboren in Pirmasens, erfand die weltweit erste Spielekonsole für den Heimgebrauch (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/ dpa | ars publicandi)
Ralph Baer 2008 in Pirmasens. Im Hintergrund läuft seine Tennis-Simulation.

Die Ähnlichkeit ist kein Zufall: Atari-Gründer Nolan Bushnell hatte bei einer Präsentation auf der Odyssey Tennis gespielt. Und es anschließend schlicht von seinen Entwicklern kopieren lassen. Einige Jahre später wurde deswegen eine Klage eingereicht. Unter anderem ein Gästebucheintrag von der Präsentation diente als Beweis, dass Bushnell das Spiel gesehen hatte. Die beiden Firmen einigten sich außergerichtlich.

Atari und „Pong“ wurden weltberühmt, die "Odyssey" dagegen eher ein Flop. 350.000 Konsolen wurden verkauft. Nicht mal das Geld für die großangelegte Marketingkampagne wurde eingespielt.

Ralph Baer der Erfinder

Später machte sich Ralph Baer selbständig und entwickelte eine verrückte Idee nach der anderen. Beispielsweise ein Plüschbären, der sich mit einem Cartoon-Bären auf dem Bildschirm unterhalten konnte oder das Spiel Senso (heute auch bekannt als "Simon Says"), das in Deutschland in den Achtzigerjahren in jedem zweiten Kinderzimmer zu finden war. Ein Spiel, bei dem farbige Tasten aufblinken und Töne produziert werden, die man in der richtigen Reihenfolge nachspielen musste. 150 Patente gehen auf Ralph Baer zurück.

Bekannt bleibt er aber vor allem als „Vater der Videospiele“. Wer die Ur-Spielekonsole einmal ausprobieren möchte, kann das in Baers Geburtsstadt Pirmasens tun. 2008 hat Baer dem Technikmuseum Dynamikum in Pirmasens einen Nachbau der „Brown Box“ geschenkt. 2014 starb Ralph Baer. Dieses Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden.

Unser Reporter Wolfgang Brauer war für uns im Dynamikum und hat Probespielern über die Schulter geschaut:

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