Lieber draußen oder drinnen?

Schildkröten: Alles über ihre Haltung und die Winterstarre

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Schildkröten haben ihre eigene Faszination - immerhin leben sie schon seit Dinosaurier-Zeiten hier auf Erden. Man kann sie auch artgerecht als Haustier halten - wir zeigen wie.

Wie alt können Schildkröten werden?

Bevor Sie sich für eine Schildkräte entscheiden, müssen Sie überlegen, dass Schildkröten ziemlich alt werden können: Wasser- und Sumpfschildkröten werden ca. 30 bis 40 jahre alt. Landschildkröten werden meist über 60 Jahre alt. Es gibt einzelne Ausreißer, die deutlich älter werden - so kann die griechische Landschildkröte um die 60 bis 80 Jahre alt werden.

Riesenschildkröten können auch mal über 100 Jahre alt werden (und 150 bis 250 kg wiegen), oft werden sie über Jahrzehnte in mehreren Familiengenerationen vererbt.

Zwei Riesenschildkröten (Foto: IMAGO, Photo4emotion via www.imago-images.de)
Zwei Riesenschildkröten

Welche Schildkröten eignen sich zur Haltung in Deutschland?

Zusammengefasst sind sie unter dem Begriff "Europäische Landschildkröten". Dazu zählen die griechische Landschildkröte, die Breitrandschildkröte, die Steppenschildkröte und die maurische Landschildkröte. Diese Schildkrötenarten können ein erfülltes Leben bei uns führen.

Griechische Landschildkröte sitzt auf einem Stein  (Foto: IMAGO, Andreas Volz)
Griechische Landschildkröte

Was ist die richtige Ernährung für Schildkröten?

Schildkröten werden oft falsch gefüttert. Schuld daran sind z.B. veraltete Fehlinformationen in Büchern oder auch Online-Portalen.

Optimal für Schildkröten ist ein rohfaserreiches Futter, das auch in ihrer natürlichen Umgebung vorhanden wäre (karge, spröde Kräuter). Trockener Gartenbewuchs ist ideal für Landschildkröten. Unsere grünen Wiesen in Deutschland hingegen sind schon wahrer Luxus für die Tiere.

Wichtig: Obst und Gemüse und vor allem Fleisch (auch Katzenfutter) sind tabu! Schildkröten sind Vegetarier und können dadurch schwere Nierenprobleme bekommen. Viele Tiere sind in Deutschland aufgrund von Fehlinformationen überfüttert und leiden darunter gesundheitlich.

Schildkröte beisst auf Grashalm (Foto: Getty Images, Getty Images/iStockphoto)

Wie und wo halte ich Schildkröten artgerecht?

Am besten ist eine Außenhaltung. Der Garten ist ideal; eine begrünte Terrasse o.ä. ist auch möglich. Außenhaltung ist generell besser als Innenhaltung, denn die Schildkröten brauchen frische Luft und Sonnenlicht, damit sie gesund bleiben. Mangelndes Sonnenlicht macht einen krummen Panzer.

So sollte ein Schildkröten-Gehege aussehen

Im Schildkröten-Gehege sollten schattige Plätze genauso wie Sonnenplätze vorhanden sein. Wichtig sind auch unterschiedliche Bodenoberflächen, harte (z.B. steiniger oder verdichteter Bodengrund) und weiche Anteile (z.B. Sand-Lehm-Gemisch). Größere Steine und Büsche eignen sich als Sichtschutz. Auch Versteck- und Buddelmöglichkeiten sollten vorhanden sein. Ein Schutzhaus ermöglicht eine Heizung für die kühleren Tage.

Achtung: Die Tiere sollen sich nicht unten durch die Begrenzung durchgraben können. Bei kleinen Tieren bis ca. 150 g muss unbedingt ein Schutzgitter über das Gehege gelegt werden, damit sie nicht von Krähen oder Madern weggetragen werden können.

Achtung bei Innenhaltung

Bei Innenhaltung mit künstlichem UV Licht-Strahlern, die das Sonnenlicht ersetzen, sollten täglich mindestens 20 Minuten natürliches Sonnenlicht angeboten werden, um die Defizite der Kunstlichtbeleuchtung vermindern.

Ist Einzelhaltung oder in Gruppen besser?

Weibchen sind untereinander sehr verträglich und friedlich und kommen gut miteinander aus. Männchen haben ein stark konkurrierendes Verhalten und sind außerdem sehr paarungswillig. Optimal sind ein Männchen und drei bis fünf Weibchen. In der Natur sind sie auch oft Einzelgänger.

Wie bestimmt man das Geschlecht von Schildkröten?

Eine Geschlechtsbestimmung ist ab ca. 150 Gramm bei griechischen Landschildkröten gut möglich, und zwar anhand der Unterseite und vor allem anhand der Schwanzlänge. Bei den anderen Arten ist sie etwas schwieriger, aber auch möglich. Weibchen werden größer als Männchen, sie müssen ja auch Platz für 5-10 Eier haben.

Schildkröte wird gewogen (Foto: IMAGO, via www.imago-images.de)

Winterstarre - wie lange dauert die Überwinterungsphase?

Schildkröten haben in ihrer natürlichen Umgebung nicht das ganze Jahr über Hitze, sondern verfallen in eine Winterstarre. Diese ist, abhängig von der Schildkrötenart, ungefähr von November bis März. Die Tiere atmen während dieser Ruhephase kaum und es findet so gut wie kein Stoffwechsel hat. Bei den ganz kleinen Schildkröten mit erster Überwinterung dauert diese beim ersten Mal lediglich ca. 8 Wochen.

Überwinterung im Kühlschrank oder Keller

Man kann die Schildkröten während ihrer Winterstarre in einem extra Kühlschrank überwintern lassen, den man auf 4 bis 7 Grad kühlt. Möglich sind auch sehr kühle Gewölbekeller. Einmal pro Woche die Tür aufmachen, nach dem Tier schauen und sein Gewicht kontrollieren. Wenn sie mehr als 5 Prozent des Körpergewichts verlieren, könnte ein Problem vorliegen. Die Schildkröte wach werden lassen und zum Tierarzt gehen.

Überwinterung im Garten

Eine Überwinterung ist auch im Garten möglich, aber weniger empfehlenswert, da sich die Tiere so tief vergraben, dass man sie nicht mehr findet. Außerdem könnten Ratten, Mader oder andere Tiere die Schildkröten im Winterschlaf überraschen und ihnen gefährlich werden.

Schildkrötenhotels

Wer keine Möglichkeit zur eigenen Kühlung hat, kann seine Schildkröte in ein Schildkrötenhotel für die Winterzeit geben (ca. 1-2 Euro pro Tag). Es gibt einige davon in ganz Deutschland. ): Die Tiere werden dort regelmäßig auf ihren Gesundheitsstatus kontrolliert.  

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