Nur noch Reste sind von einem Kaminholzstapel im Keller eines Privathaushalts übrig. Als Folge der gestiegenen Energiepreise und möglicher Gasknappheit ist Kaminholz kaum noch zu bekommen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck)

Nachfrage-Boom durch Energiekrise

Warum Brennholz im Südwesten weiter knapp und teuer bleibt

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Alice Thiel-Sonnen
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Christoph Mautes

Die Nachfrage nach Brennholz ist in den vergangenen Monaten spürbar gestiegen, das Angebot dagegen kaum. Mal eben mehr einschlagen hilft in der jetzigen Situation aber auch nichts.

Der Holzmarkt ist in diesem Jahr extrem angespannt. Viele sehen im Brennholz die Alternative zum Gas - und damit einen sicheren Hafen im bevorstehenden Winter. Mehr Holz wird es aber so schnell nicht geben.

Kaiserslautern

Experten erwarten hohe Nachfrage Forstamt warnt: Wer Brennholz kaufen will, muss sich beeilen

Die Energiekrise lässt die Preise für Strom und Gas explodieren. Viele Menschen setzen deshalb beim Heizen wieder auf Holz. Die Forstämter nehmen ab sofort Bestellungen an. Ob jeder seinen Festmeter bekommt: fraglich.

Mehr Bäume fällen ist keine Lösung

Die Knappheit durch mehr Holzeinschlag bekämpfen ist im Südwesten keine Option. Im Wald gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit: es wird nur so viel Holz aus dem Wald herausgenommen, wie auch zeitnah wieder nachwächst. Deshalb sagen die Forstverwaltungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unisono: Es wird nicht einfach mehr Holz eingeschlagen, nur weil die Nachfrage gestiegen ist.

Es würde jetzt aktuell auch niemandem helfen. Denn die Forstverwaltungen verkaufen Frischholz. Bevor das im Kamin verbrannt werden kann, sollte es mindestens zwei Jahre an der Luft getrocknet werden. Damit könnte man in der anstehenden Heizperiode also überhaupt nichts anfangen.

Neukunden gehen leer aus, Holzdiebstahl und Betrug nehmen zu

Einige Forstbetriebe melden inzwischen, dass Kaminholz ausverkauft ist. Manche nehmen sogar keine neuen Kunden mehr auf, weil das vorhandene Holz nur für die Bestandskunden reicht. Anderenorts - etwa in der Region Reutlingen - hat sich der Holzpreis im Vergleich zum Vorjahr wegen der Knappheit teilweise verdoppelt:

Donaueschingen

Brennholzboom in Donaueschingen Brennholzpreis verdoppelt: Boom beim Waldbesitzer Fürstenberg

Wir erleben einen regelrechten Brennholzboom», sagte der Leiter des Forstbetriebs Fürstenberg, Jens Borchers, in Donaueschingen. Der Brennholzpreis habe sich innerhalb eines Vierteljahres verdoppelt. Kunden werden demnach direkt beliefert, es sind aber auch Händler eingeschaltet. Über die Lieferfähigkeit mache er sich keine Sorgen, sagte Borchers, denn der Wald habe ein «riesiges Potenzial». Mit 180 Quadratkilometern Fläche ist das Haus zu Fürstenberg nach eigenen Angaben Deutschlands zweitgrößter privater Waldbesitzer - und der größte in Baden-Württemberg. Rund zwei Drittel der Flächen liegen im Schwarzwald. Noch mehr Wald hat die Familie Thurn und Taxis.

Die Knappheit und der explodierende Preis sorgen außerdem immer häufiger für Diebstahl und Betrug. In Hockenheim wurde zum Beispiel bestelltes Holz einfach nie geliefert. Forstbetriebe in Baden-Württemberg markieren inzwischen Stämme mit GPS-Sendern, um sie bei Diebstählen nachverfolgen zu können.

Brennholzhändler und Baumärkte an der Kapazitätsgrenze

Wer sofort Brennholz für den Kamin in diesem Winter braucht, dem bleiben nur Brennholzhändler oder Baumärkte. Die verkaufen ihr Holz kaminfertig. Das ist bereits getrocknet. Maximale Feuchte von 25 Prozent. Viele Brennholzhändler arbeiten aber oft mit Trocknungsanlagen. Die haben nur eine gewisse Kapazität und die ist inzwischen fast ausgereizt. Außerdem sind auch die Lager der Händler oft leer. Die nächste Holzernte steht erst noch bevor.

Unser Reporter Bertram Schwarz hat in Dettingen mit einem Brennholzhändler gesprochen

Dazu kommen Transportprobleme, bestätigt der Bundesverband Brennholz auf Nachfrage. Der Mangel an LKW-Fahrern macht der Branche Probleme. Mal eben einen zusätzlichen Schwung Brennholz auf den Markt werfen - das wird also auch hier nicht gehen.

Import von Brennholz aus Osteuropa als Lösung?

Importe aus Osteuropa sind für Brennholzhändler aus den deutschen Branchenverbänden keine brauchbare Variante. Die arbeiten mit dem Qualitätszeichen „Kooperation Sauberes Holzfeuer“ – und da wird bewusst heimisches Holz vermarktet, weil lange Transportwege die Ökobilanz von Holzheizungen kaputt machen würden.

Baumärkte bekommen dagegen ihr Brennholz oft aus Osteuropa. Auch dort ist oft aber nichts mehr zu bekommen. Wegen des Ukrainekrieges sind die Lieferketten von dort zusammengebrochen. Also kurzfristig lässt sich am Brennholzmarkt auch da nichts besorgen.

Auch wer langfristig Holz braucht, sollte sich beeilen

Bei den rheinland-pfälzischen Forstämtern beginnen jetzt die Bestellzeiträume für Frischholz. Die gehen meist bis Ende Oktober, manchmal bis in den November. In der Regel läuft das über Bestellscheine, die beim jeweiligen Forstamt eingereicht werden. Ausgeliefert wird dann Anfang 2023.

Das Forstamt Rheinhessen warnt schon im Bestellschein, dass möglicherweise nicht alle Bestellungen berücksichtigt werden können. Es könnte dann eine Warteliste geben. Aus dem Staats- und Gemeindewald in Rheinland-Pfalz kommen im Schnitt jährlich 400.000 Festmeter Brennholz.

Der baden-württembergische Staatswald arbeitet mit einem Online-Portal. Da erfährt man auch gleich, ob es in dem gewählten Forstbezirk noch Brennholz gibt. Aus den baden-württembergischen Staatswäldern wurden zuletzt rund 220.000 Festmeter Brennholz im Jahr geliefert.

Baden-Württemberg

Steigende Preise Holzdiebe stehlen mehr Brennholz in Baden-Württemberg

Angesichts steigender Energiepreise interessieren sich Holzdiebe zunehmend auch für Brennholz. Die Forstwirtschaft will ihre Ware vermehrt mit Peilsendern gegen Diebstahl sichern.

Nachrichten, Wetter SWR2

Neu-Ulm

Sorge vor Energie-Krise hoch Baumärkte in der Region: Heizlüfter ausverkauft, Gartenpools bleiben liegen

Pools, Ventilatoren und Klimaanlagen sind mitten im Sommer die Ladenhüter. Das berichten Baumärkte von Ostwürttemberg bis Oberschwaben. Heizgeräte hingegen sind ausverkauft.

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