Preiswert, nützlich, gut?

Wie das billigste Thermo-Shirt zum Sieger wurde

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Eva Röder
ONLINEFASSUNG
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele (Foto: Dirk Bannert)

Muss es das Merinowolle-Shirt für 100 Euro sein? Oder hält das 10 Euro-Polyester-Shirt vom Discounter auch schön warm? Frostbeulen und Kälte-Profis checken Thermokleidung.

Thermoshirts im Labor

Gekauft wurden drei Thermo-Shirts: Ein Modell aus 100 Prozent Merinoschafwolle für knapp 100 Euro. Ein Kunstfaser-Shirt aus Polyester von einem Markenhersteller für 45 Euro. Und ein Polyester-Shirt vom Sport-Discounter für knapp 10 Euro. Im Textilforschungsinstitut Thüringen Vogtland werden die drei Shirts geprüft: Auf den Wärmedurchgang, die Luftdurchlässigkeit und die Wärmeleitfähigkeit.

Im Textilforschungslabor wird bei den Thermoshirts die Wasserdampfdurchlässigkeit getestet  (Foto: SWR)
Im Textilforschungslabor wird bei den Thermo-Shirts die Wasserdampfdurchlässigkeit getestet

Erstaunliche Ergebnisse

Alle Shirts hatten im Forschungslabor eine gute Atmungsaktivität. Bei der Luftdurchlässigkeit und Wärmeleitfähigkeit schnitten die drei Modelle fast gleich gut ab. Das Merino-Shirt hatte einen etwas besseren Wärmedurchgang und lag auch bei den anderen zwei Untersuchungen leicht vorne. Die Unterschiede waren aber sehr knapp.

Praxistest auf der Zugspitze: Ein klares und überraschendes Urteil

Drei Frauen von der Rettungshundestaffel Zugspitz -/Karwendelregion e.V. probieren die drei Thermoshirts (mit verdeckten Markenlogos) aus: Zunächst eine halbe Stunde draußen und danach bei einem Aufwärmtee drinnen in der Berghütte. Welches Shirt hat den drei Kälte-Profis am besten gefallen? Das Urteil ist einstimmig: Das billige Polyester-Shirt vom Sport-Discounter kommt auf Platz Eins. Begründung: Fühlt sich schön warm draußen an, weich zum tragen, sehr angenehm auf der Haut. Auf Platz 2 landet das teure Merino-Shirt.

Frauen haben eine dünnere Haut und weniger Unterhautfettgewebe als Männer. Niedriger Blutdruck kommt oft hinzu. All das lässt sie schneller auskühlen.

Nur ein Vorurteil: Gute Naturfasern - böse Synthetik?

An der Hochschule Reutlingen wird an der Weiterentwicklung von Textiltechnologien geforscht. Textilexperte Kai Nebel findet nicht, dass man bei Naturfasern und synthetischen Materialien von besser oder schlechter sprechen kann. Die Wahl sei eine sehr individuelle Entscheidung, meint der Experte, da manche Wolle mögen - andere sie dagegen ablehnen.

Das Kunstfaser-Thermoshirt aus dem Sport-Discounterfür 10 Euro begeisterte im Praxistest.  (Foto: SWR, PNG Thermokleidung 10.12.2019)
Das Kunstfaser-Thermoshirt aus dem Sport-Discounter für knapp 10 Euro begeisterte im Praxistest.

"Kunstfasern werden ständig weiterentwickelt – nähern sich den Naturfasern immer weiter an. Sie sind jedoch nicht biologisch abbaubar, sondern landen irgendwann im Müll."

Außerdem kommen wir bei unserem Kleiderkonsum mit dem bisschen Wolle, was wir haben, gar nicht hin. Das heißt, bei diesen Massen, müssen wir auf Synthetik ausweichen. Dabei spielt auch der Preis eine wichtige Rolle. Eine Synthetikfaser – wie Polyester – kostet oft weniger als ein Zehntel als Wolle und man kann die Fasern genauso herstellen, wie sie gebraucht werden: Grob, fein, weich, kratzig.

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SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele (Foto: Dirk Bannert)