Folge 911

Die Chiemseebahn

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AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Mitten im Herzen Oberbayerns liegt Prien am Chiemsee. Seit 1860 hat das Örtchen Bahnanschluss nach München und Salzburg. Damals diente das Reisen mehr und mehr dem Vergnügen und Sommerfrischler zog es an den herrlichen Chiemsee, dem Bayerischen Meer. Wie damals in Bayern üblich eiferten die Menschen dabei Ludwig II., dem "Kini", wie ihn seine Bayern noch heute nennen, nach.

Er hatte die Insel Herrenchiemsee gekauft und ließ das neue Schloss Herrenchiemsee, ein Abbild von Versailles, erbauen. Die Baukosten trieben Ludwig II. fast in den Ruin. Nach seinem rätselhaften Tod 1886 wurden die Bauarbeiten eingestellt. Das Schloss wurde zur Besichtigung freigegeben und die Menschen strömten in Scharen – die Geburtsstunde der Chiemseebahn. Für den knapp zwei Kilometer langen Weg vom Bahnhof zur Schiffsanlegestelle benutzten die Touristen Pferdekutschen. Bis zu 60 Kutschen waren auf den schlecht befestigten Straßen unterwegs und es passierten allerhand Unfälle. Die einzige Lösung war 1887 der Bau der Chiemseebahn – vor 130 Jahren.

Mit dem Bockerl, wie Nebenbahnen in Bayern gern genannt werden, kann man heute noch Kleinbahnidylle erleben, besonders bei weiß-blauem Jubiläumswetter über der ältesten ununterbrochen in Betrieb stehenden Dampfstraßenbahn – herzlichen Glückwunsch.

(ESD: 13.10.2017)

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)