Fleischlabel für mehr Tierwohl

Was taugen die neuen Tierschutzlabel?

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Am Fleisch scheiden sich die Geister. Die meisten essen es gern, aber aus ethisch moralischen Gründen kommt es selterner auf den Tisch. Zwei Drittel der Fleischwaren kaufen die Deutschen günstig im Supermarkt und Discounter.

Vor Jahren startete die Initiative Tierwohl. Ihre Anforderungen gehen wenig über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus. Die Tierhalter kriegen für bessere Haltungsbedingungen mehr Geld. Der Lebensmittelhandel zahlt dafür in einen Fond ein. Der Verbraucher hat nichts davon, weil er an der Theke nicht erkennt, ob sein Steak aus einem Tierwohl-Betrieb stammt. Immerhin wird zumindest das Geflügelfleisch ab April aus entsprechenden Betrieben gekennzeichnet sein.

Nun hat der Discounter Lidl vorgelegt. Ab April kennzeichnet er sein Frischfleisch mit einem Vier-Stufen-Modell. Und lässt dem Verbraucher so die Wahl...

Das Lidl-Modell

Lidl will dem Verbraucherwunsch nach mehr Transparenz an der Fleischtheke nachkommen, ohne die Verbraucher mit hohen Preisen abzuschrecken. Da es aber Tierwohl zum Nulltarif nicht gibt, kann demnächst der Verbraucher entscheiden, ob er ein Schnitzel mit der preiswerten Stufe eins aus Standardmassenhaltung wählt, oder mehr hinlegt, weil sein Schnitzel Auslauf und Frischluft hatte.

Gekennzeichnet werden alle Frischfleischprodukte der Eigenmarken.

In einem Jahr sollen 50 % der Frischfleischprodukte auf Stufe 2 umgestellt sein.
Das erklärte langfristige Ziel: alle Frischfleischprodukte der Eigenmarken auf Stufe 2 zu kriegen.

Parallel arbeitet Lidl auch noch weiter am Label des Deutschen Tierschutzbundes „Für mehr Tierschutz“ mit. Entsprechend gelabeltes Fleisch gibt es beim Discounter ebenfalls. Schade, dass der Discounter sein Engagement nicht darauf konzentriert hat.

Ein Alleingang von Lidl wird nichts ausrichten. Andere Handelsketten müssen nachziehen, die Politik mitmachen. Sonst bleibt die neue Kennzeichnung nichts weiter als ein großangelegter praktischer Versuch, der endlich mal zeigen wird, wie viel mehr wir Verbraucher tatsächlich für Tierwohl zu zahlen bereit sind.

Eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht ist letztendlich nötig. Das hat auch bei den Eiern funktioniert. Doch Verbraucher allein können das nicht richten. Das ist nichts weiter, als Verantwortung abschieben, weil man politisch nicht stark genug ist. Dazu kommt noch, dass freiwillige Vereinbarungen nicht funktionieren. Das zeigt die Praxis immer wieder.

"Für mehr Tierschutz" – das Label des Deutschen Tierschutzbundes

Das gibt es jetzt seit fünf Jahren, konnte sich einigermaßen im EZH etablieren. Das Problem: beim Schwein bleiben viele Betriebe auf der Anfangsstufe mit einem Stern „hängen“.

Wirklich tierfreundlich ist aber der Zwei-Sterne-Premiumstandard, der immer mit Auslauf verbunden ist. Mehr als 200 Betriebe halten ihre Schweine, Hühner und Milchkühe nach dem Standard.

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Autor/in
SWR Fernsehen