Wohin damit?

Medikamente im Sommer richtig lagern

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Viele Medikamente sind hitzeempfindlich - da fällt es bei hohen Außentemperaturen manchmal schwer, einen geeigneten Aufbewahrungsort zu finden. Apothekerin Dr. Sigrun Rich erklärt, wo sie am besten aufgehoben sind.

Warum darf man manche Medikamente nicht über 25 Grad lagern?

Dr. Sigrun Rich: Das bedeutet, das Arzneimittel ist gegenüber höheren Temperaturen empfindlich. Beachten Sie deshalb immer die Hinweise auf der Umverpackung.

Arzneimittel, für die keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich sind, sind auch bei den Stabilitätstests mit höheren Temperaturen bis 40 Grad stabil geblieben und daher nicht so empfindlich. Aber auch diese Arzneimittel sollten keinen extremen Temperaturen ausgesetzt werden.

Was mache ich, wenn ich die Medikamente im Sommer bei mir trage oder gar in den Sommerurlaub an den Strand mitnehme? 

Arzneimittel sollen grundsätzlich an einem kühlen, trockenen Ort gelagert werden. Da die tatsächlichen Temperatureinflüsse im Sommer nicht abschätzbar sind und verschiedene Arzneimittel verschiedene Empfindlichkeit aufweisen, ist es besser, Arzneimittel mit einer Isoliertasche vor der Hitze zu schützen.

Kühl zu lagernde Arzneimittel müssten tatsächlich in der Kühltasche transportiert werden. Dann sollte man darauf achten, dass der Kühlakku nicht direkt in Kontakt mit dem Arzneimittel kommt - dann besteht die Gefahr, dass es an der Stelle gefriert.

Und wenn ich sie mal im Auto vergesse bei Außentemperaturen von über 30 Grad?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Auch im Auto sollten Arzneimittel im Sommer immer an der kühlsten Stelle  verstaut werden, also im Fußraum oder weiter unten im Kofferraum. Bei längerer Fahrt am besten in einer Isoliertasche.

Die höchsten Temperaturen (bis zu 70 Grad) sind auf dem Armaturenbrett oder im Handschuhfach möglich, dort sollten Arzneimittel nicht abgelegt werden. Wenn es doch passiert, muss man sich das Arzneimittel ansehen: ist es temperaturempfindlich, weil für die Lagerung Temperaturgrenzen angegeben sind? Sind äußerliche Veränderungen erkennbar? Dann besser nicht mehr verwenden.

Gibt es Medikamentenarten, die besonders hitzeempfindlich sind?

Nicht alle Medikamente sind gleich empfindlich. Einerseits kann die Darreichungsform temperaturempfindlich sein, wie beispielsweise bei Zäpfchen oder Cremes. Sie schmelzen oder die Emulsion zersetzt sich.

Wirkstoffhaltige Pflaster können ebenfalls temperaturempfindlich sein. Zahlreiche Wirkstoffe können ab bestimmten Temperaturen einfach kaputtgehen. Ein Beispiel dafür sind Impfstoffe, Insuline oder andere Peptid-Wirkstoffe (eine Art Eiweiß). Sie müssen daher im Kühlschrank gelagert oder sogar bei Kühlschranktemperatur transportiert werden. Darauf wird in der Apotheke bei der Abgabe hingewiesen.

Wichtige Lagerhinweise können auch jederzeit in der Packungsbeilage nachgelesen werden.

Und wenn ich die Medikamente in die Tiefkühltruhe lege?

Braune kleine Fläschchen, teils mit Tabletten gefüllt, stehen und liegen verstreut umher, dazwischen liegen bunte Tabletten

Davon rate ich ab. Es gibt zwar einige Arzneimittel, die tiefgekühlt transportiert und gelagert werden müssen. Abgesehen davon ist es aber nicht sinnvoll, Arzneimittel in der Tiefkühltruhe zu lagern. Es bringt keinen Vorteil. Im Gegenteil: Flüssige und halbfeste Arzneimittel und Arzneimittel wie Impfstoffe und Insulin, die zwischen 2 und 8 Grad gelagert werden müssen, dürfen nicht eingefroren werden.

Und in den feuchten Keller oder ins Bad?

Zu Hause gilt die Empfehlung, Arzneimittel möglichst im kühlsten und trockensten Raum in der Wohnung aufzubewahren. Außerdem sollen Kinder keinen Zugriff haben. Dies trifft in den meisten Fällen auf das Schlafzimmer der Eltern zu.

In einen trockenen, kühlen Keller kann man die Arzneimittel im Sommer natürlich auslagern. Allerdings hat man sie dann auch nicht griffbereit und vergisst womöglich die Einnahme. Im Bad ist es zu feucht und die Temperaturen schwanken zu sehr. Das Bad ist daher ebenso wenig geeignet, wie der feuchte Kartoffelkeller.

Ein wichtiger Tipp: Arzneimittel immer im Umkarton mit dem Beipackzettel aufbewahren. Dann ist es vor Außeneinflüssen geschützt und man hat alle Informationen zum jeweiligen Medikament sofort zur Hand auch wenn man es erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder benötigt.

Wie erkenne ich verdorbene Medikamente? Was sagt mir das Haltbarkeitsdatum?

Bei Arzneimitteln gibt es ein konkretes Verfallsdatum. Das bedeutet, dass es bei richtiger Aufbewahrung bis zum Ablauf dieses Datums stabil ist und eingenommen werden kann. Danach ist nicht mehr garantiert, dass es noch die volle Wirkung hat, da sich möglicherweise bereits Wirkstoff zersetzt hat oder die Darreichungsform nicht mehr stabil oder keimfrei ist. Gerade bei Augentropfen ist das zu berücksichtigen.

Bei manchen Medikamenten kann ich erkennen, dass es verdorben ist. Beispielsweise wenn klare, flüssige Arzneimittel trüb werden, wenn sie komisch riechen oder bei Tabletten Flecken zu sehen sind. Bei halbfesten Cremes oder Lotionen kann man einen Verfall daran erkennen, wenn sich die Emulsion in flüssige und feste Bestandteile trennt.

Im Studio: Dr. Sigrun Rich, Apothekerin

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SWR Fernsehen