Durch Sturm beschädigtes Dach: Nach einem Unwetter können Dachziegel zur tödlichen Gefahr werden. Nach Sturmtief und Starkregen: Wer Schäden hat - braucht eine gute Versicherung. Was, wenn sie nicht zahlen will? Wie ist es bei Autos und Mietwohnungen? Tipps vom Rechtsexperten. (Foto: dpa Bildfunk, Friso Gentsch/dpa )

Sturm, Regen, Feuer

Nach Unwetter oder Brand: Welche Versicherung zahlt was?

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Karl-Dieter Möller
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Dorothée Panse

Umgestürzte Bäume, umherfliegende Teile: Bei Unwetter oder Feuer ist man froh, wenn es nur Sachschäden gibt. Viele sind versichert: Was, wenn die Versicherung nicht zahlen will?

Die versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen sind 2023 gegenüber 2022 um rund 900 Millionen Euro auf 4,9 Milliarden Euro gestiegen, berichtet der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die größten Schäden verursachten heftige Unwetter allein im August.

Ein Feuerwehrmann räumt Teile eines Baums von der Fahrbahn. Mit Sturmtief "Ignatz" zieht der erste starke Herbststurm über Deutschland und hinterlässt Schäden. Welche Versicherung zahlt was? (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt)
Feuerwehrmänner räumen Bäume von der Fahrbahn. Immer wieder ziehen starke Stürme über Deutschland und hinterlassen Schäden. Welche Versicherung zahlt was?

Hausrat- oder Gebäudeversicherung plus Elementarschaden

Eine normale Hausrat- oder Gebäudeversicherung kommt für Schäden durch Grundwasser, Hochwasser, Witterungsniederschläge oder einen durch solche Ereignisse verursachten Rückstau nicht auf. Vollgelaufene Keller, verschlammte Wohnzimmer und Ähnliches sind samt der oft erheblichen Folgeschäden für Gebäude und Hausrat daher nur versichert, wenn eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen ist.

Diese kann in Form einer Zusatzversicherung oder seit einigen Jahren auch als Ergänzung zur Hausrat- oder Gebäudeversicherung abgeschlossen werden.

Doch Vorsicht: Selbst mit Einschluss von Elementarschäden ist nicht alles versichert. Und nicht für jedes Gebäude lässt sich eine solche Versicherung abschließen.

Welche Versicherung wann zahlt – ein Überblick:

Schäden durch Unwetter entstehen meistens auf dem Grundstück, am Haus, im Haus oder in der Wohnung, aber auch am Auto. Zusätzlich zu den Schäden an Gebäuden und Hausrat mussten die Versicherer 2020 beispielsweise für 73 Millionen Euro an Fahrzeugschäden durch Unwetter aufkommen.

Kraftfahrzeugversicherung und Sturm

Unwetterschäden an Autos und Motorrädern begleicht die Teilkasko – wobei bei Stürmen mindestens Windstärke 8 die Voraussetzung ist. Besser haben es Autofahrer mit einer Vollkaskoversicherung: Hier sind auch windbedingte Schäden unter Windstärke 8 mitversichert. Der Autoversicherer ersetzt bei Teilkasko wie Vollkasko auch Schäden durch umherfliegende Gegenstände wie Ziegel oder Äste. Auch das Risiko Überschwemmung ist mitversichert.

Aber: Wer sein Fahrzeug in hochwassergefährdeten Gebieten parkt und nicht sofort nach der ersten behördlichen Warnung wegfährt oder trotz Polizeiwarnung in Überschwemmungsgebiete hineinfährt, handelt eventuell grob fahrlässig und bekommt den Schaden nur anteilig ersetzt.

Und: Wer wegen des Unwetters einen Unfall verursacht, braucht in der Regel einen Kfz-Vollkaskoschutz, um den Schaden ersetzt zu bekommen.

Ein Autobesitzer kann sich auch an den Grundstückseigentümer wenden, wenn Dachziegel, Äste oder Bäume von dessen Grund aufs Auto gefallen sind. Der Grundeigentümer muss aber nur Schadenersatz zahlen, wenn ihn auch eine Schuld trifft, wenn er seine "Verkehrssicherungspflicht" verletzt hat.

Ähnlich sieht es aus, wenn ein Verkehrsschild aufs Auto stürzt. Wenn es sauber verankert und in Ordnung war, muss die Stadt keinen Schadenersatz leisten, denn auf extreme Wetterlagen müssen Schilder nicht ausgelegt sein (OLG Koblenz, Az. 12 U 11/03).

Wohngebäudeversicherung: Brand oder Sturm

Die Wohngebäudeversicherung schützt das gesamte Wohngebäude einschließlich aller fest eingebauten Gegenstände vor Schäden durch:

  • Feuer
  • Blitzschlag, Explosion oder Implosion
  • Sturm (ab Windstärke 8) und Hagel
  • Leitungswasser
  • Überspannung

Da die Versicherung bei Sturm erst ab Windstärke 8 zahlt, gilt im Schadensfall: Sichern Sie Beweise, die belegen, wie stark das Unwetter war. Das geht vor allem über Windmessungen der Wetterämter oder auch Zeitungsausschnitte zum Sturm.

Nach Starkregen, Sturm, Feuer Unwetter oder Brand: Schäden dokumentieren für Versicherungen, Vorsicht beim Aufräumen

Mit dem Klimawandel steigt das Risiko für Stürme und Starkregen. Was tun bei Schäden, auch nach Feuer? Fotografieren für die Versicherung, dann wegräumen. Gefahren beim Aufräumen.

Übrigens: Wer eine Photovoltaikanlage hat, sollte genau auf die Versicherungsbedingungen achten: Ist die Anlage überhaupt versichert, ist sie komplett versichert, welche Teile sind nicht versichert und kann man das hinzufügen oder braucht es eine Zusatzpolice?

Hausratversicherung: Brand oder Sturm

Die Hausratversicherung deckt alle Schäden an der Einrichtung. Sie ist daher auch für Mieter sehr wichtig. Zerstören Blitz, Feuer, Leitungswasser oder Sturm Gegenstände in der Wohnung, zahlt die Hausratversicherung.

Über die Hausratversicherung ist der komplette Hausrat von Möbeln über Kleidung bis hin zu Elektrogeräten abgesichert - also Gegenstände, die nicht fester Bestandteil des Gebäudes sind. Mieter sollten eine Hausratversicherung abschließen, Besitzer von Immobilien benötigen zusätzlich eine Wohngebäude-Versicherung.

Die Hausratversicherung kommt auf für Schäden durch:

  • Feuer
  • Blitzschlag, Explosion oder Implosion
  • Einbruch/Diebstahl
  • Sturm (ab Windstärke 8) und Hagel
  • Leitungswasser
  • Überspannung

Der Bund der Versicherten rät, eine Inventarliste aller Gegenstände zu erstellen und sie an einem sicheren Ort außerhalb der eigenen vier Wände aufzubewahren. Außerdem sollten Kaufbelege von wertvollen Gegenständen aufbewahrt werden.

Wenn es im Schadensfall keine Belege gibt, sollten Versicherte plausibel erklären können, dass sie die Sachen tatsächlich besessen haben. Notfalls helfen Verwandte oder Freunde als Zeugen oder Fotos der Gegenstände - etwa vom Familienfest, bei dem der Schmuck getragen wurde. Bei teuren Geräten oder Armbanduhren können auch Reparaturrechnungen den Besitz nachweisen.

Elementarschadenversicherung

Die Elementarschadenversicherung schützt das Gebäude vor Gefahren wie Starkregen und Überschwemmung. Sie wird als optionaler Zusatzbaustein zur Wohngebäude- und zur Hausratversicherung angeboten.

Immer mehr Versicherer bieten vor allem Wohngebäude-, aber auch Hausratversicherungen inklusive der Elementarschadenversicherung an. Wer sie nicht nutzen möchte, muss sie gezielt abwählen. Aber das ist erst seit ein paar Jahren so, in vielen älteren Gebäudeversicherungsverträgen ist sie daher nicht enthalten.

Die Elementarschadenversicherung schützt Eigentümer und Mieter vor den finanziellen Folgen von Naturereignissen. Versichert sind – je nach Vertrag – das Gebäude oder das Eigentum. Sie zahlt beispielsweise bei Schäden durch:

  • Starkregen und Überschwemmung
  • Hochwasser
  • Schneedruck
  • Lawinen/Erdrutsch
  • Erdsenkung
  • Erdbeben
  • Vulkanausbruch

Vorsicht bei Rückstau aus Kanalisation und Rückstauklappe

Insbesondere im Bereich der Überschwemmungen kommt es auf Details an. Es ist wichtig zu wissen, welche Überschwemmungsschäden vom Versicherer ausgeklammert beziehungsweise nur gegen Aufpreis oder die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen versichert werden.

Ein Rückstau beispielsweise entsteht, wenn die Kanalisation durch starke Regenfälle, Tauwetter oder Überschwemmung so überlastet ist, dass sie kein weiteres Wasser mehr aufnehmen kann. In der Folge fließt das Wasser durch die Ableitungsrohre wieder ins Haus zurück und sammelt sich dort.

Die Versicherer bieten zwar Policen auch mit einer Deckung für Rückstauschäden an, verlangen dafür aber fast immer einen Prämienaufpreis. Außerdem müssen in der Regel Rückstauklappen in den Ableitungsrohren montiert werden, damit diese Deckung gewährt wird.

Auswahl der Versicherung gegen Elementarschäden

Die Elementarschadenversicherung muss nicht zwangsläufig beim selben Anbieter abgeschlossen werden, bei dem auch die Hausrat- oder Gebäudeversicherung abgeschlossen wurde. Unterschiede können sich in der Höhe der abgedeckten Schadenssummen, den monatlichen Beiträgen und nicht zuletzt auch in den versicherten Schadensfällen finden.

Zudem behalten sich die meisten Gebäude-Elementarversicherungen eine Selbstbeteiligung vor, die je nach Versicherungspaket, Gefährdungsklasse und Beitragshöhe um die 1.000 Euro betragen kann. Außerdem fällt für die ersten Monate oft eine Wartezeit an, in der keine Schäden übernommen werden.

Ein ausgiebiger Vergleich vor dem Abschluss lohnt sich, um die individuell beste Elementarschadenversicherung für sich zu finden.

Unterschiede in den Versicherungen - nach Risikogebieten

Wie die Namen es schon sagen, kommt eine Hausrat-Elementarversicherung bei elementaren Schädigungen des Hausrats – also der Möbel und der Inneneinrichtung – auf. Die Gebäude-Elementarversicherung deckt elementar verursachte Schäden am Gebäude ab.

Das Gebiet, in dem das Wohngebäude steht, ist entscheidend. Denn eine Elementarschadenversicherung unterscheidet nicht nur nach der Größe und dem Wert des zu versichernden Objekts, sondern auch nach dem sogenannten Risikogebiet, in dem es steht.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Gefahrenklassen:

Diese unterscheiden, wie oft Überschwemmungen in diesem Gebiet im Schnitt vorkommen:

  • selten bis gar nicht (Gefährdungsklasse 1)
  • etwa einmal alle 50 bis 100 Jahre (Gefährdungsklasse 2)
  • rund einmal in 10 bis 50 Jahren (Gefährdungsklasse 3)
  • oder häufiger als einmal in 10 Jahren (Gefährdungsklasse 4)

Die Beitragshöhe richtet sich immer auch nach der Gefährdungsklasse.

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Braucht man eine Elementarschadenversicherung wirklich?

Unser Tipp: Prüfen Sie Ihre Versicherungsbedingungen. Sollte keine Elementarschadenversicherung vorhanden sein, sollten Sie das dringend nachholen. Denn Schäden durch Überschwemmungen auch fernab klassischer Hochwassergebiete nehmen zu.

Und sobald es in einer Region bereits zu Elementarschäden kam, wird danach der Abschluss einer Versicherung schwieriger bis unmöglich beziehungsweise teurer, da deshalb das Gebiet unter Umständen in der Gefahrenklasse hochgestuft wird.

Geld sparen und Schutz optimieren Diese Versicherungen können Sie kündigen

Bei Versicherungen entstehen häufig unnötige Ausgaben. Welche sind wirklich notwendig, und wo lässt sich guten Gewissens Geld einsparen?

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Mehr Informationen im Internet:

Stiftung Warentest: Welche Versicherung zahlt für die Schäden?, Hausratversicherung - die besten Tarife?, Wohngebäude- und Gebäudeversicherung (detaillierte Testergebnisse kostenpflichtig)

Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Richtiges Verhalten bei Hochwasser

Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Richtiges Verhalten bei Unwetter

Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Richtiges Verhalten, wenn es brennt

Hausratversicherung und Diebstahl:

Die Haustür immer abschließen?

Um sicher zu gehen, dass die Hausratversicherung bei Diebstahl zahlt, ist es besser, die Tür abzuschließen. Die Haustür nur zuziehen ist streitbar - hier kann es sein, dass dem Versicherungsnehmer eine Mitschuld gegeben und die Versicherungsleistung gemindert wird.

Einmal den Schlüssel umdrehen reicht in der Regel, zumindest aus rechtlicher Sicht. Ganz sicher ist selbstverständlich zweimal umdrehen.

Und nicht vergessen: Auch wenn man zu Hause ist, nachts die Haustür abschließen, um bei Einbruch und Diebstahl abgesichert zu sein.

Muss die Versicherung zahlen, wenn wegen Verlust des Schlüssels zuhause eingebrochen wird?

Ein Hausschlüssel wird aus einem Auto gestohlen, damit ins Haus eingebrochen und Wertsachen entwendet. Die Richter des Bundesgerichtshof (BGH) haben hier klargestellt: Die sogenannte erweiterte Schlüsselklausel in der Hausratversicherung ist ein wirksamer Vertragsbestandteil.

Der Versicherer konnte sich hier auf die Allgemeinen Versicherungsbedingungen berufen, demzufolge er Schäden aus einem Einbruch mit einem echten Schlüssel nur dann erstattet, wenn der Schlüsseldiebstahl nicht auf Fahrlässigkeit des Besitzers beruht – die sogenannte erweiterte Schlüsselklausel.

In diesem Fall hatte der Versicherungsnehmer fahrlässig gehandelt, denn er hatte die Aktentasche, in der sich der Schlüssel befand, gut sichtbar im Auto liegen lassen. Deshalb musste die Hausratversicherung nicht für den Schaden durch den Diebstahl aufkommen.

Einbruch und Diebstahl durch Tricks

Wenn die Diebe sich durch einen Trick Zugang in das Haus oder die Wohnung verschaffen, kann die Versicherung dann die Zahlung verweigern?

Seit Mai 2022 gelten neue Musterbedingungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Versicherungsschutz bei Einbruchsdiebstahl wurde erweitert und umfasst nun ausdrücklich auch den Diebstahl aus Kfz, den Trickdiebstahl aus der versicherten Wohnung sowie den Diebstahl von Gartenmöbeln und Wäsche vom Grundstück.

Es lohnt sich also, den eigenen Versicherungsvertrag zu überprüfen, um ihn an die neuen, erweiterten Bedingungen anpassen zu lassen.

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Unwetter können einen ordentlichen Schäden an dem eigenen Hab und Gut verursachen. Nicht nur äußerlich, sondern auch am Inventar des Hauses. Hier schützt eine Hausratversicherung.

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

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