Lungensport und bestimmte Medikamente bringen Erleichterung im Alltag mit der Lungenkrankheit COPD. (Foto: Colourbox)

Atemnot und Husten

Die Lungenkrankheit COPD – ihre Ursachen und was dagegen hilft

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AUTOR/IN
Simone Schaumberger

Sie bleibt oft lange unbemerkt und immer mehr sind davon betroffen: die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD. Wie man die Krankheit erkennt und welche Therapien helfen.

Schätzungen zufolge leiden in Deutschland rund 3,7 Millionen Menschen an einer COPD. Die Volkskrankheit gehört weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die Abkürzung COPD kommt aus dem Englischen und steht für „Chronic obstructive pulmonary disease“, also „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“.  

Die Ursachen für die Lungenerkrankung COPD  

Als Hauptursache gilt jahrelanges Rauchen. Aber auch eingeatmete Giftstoffe, Luftverschmutzung und vermehrte Atemwegsinfekte zählen zu den Risikofaktoren. Wenn die Krankheit erst einmal da ist, das heißt, wenn die Lunge chronisch geschädigt ist, kann sie Betroffenen das Leben schwer machen. 

Die Symptome von COPD 

Atemnot zählt neben chronischem Husten und vermehrtem Auswurf zu den typischen ersten Anzeichen der COPD.  

Die Lunge ähnelt einem umgedrehten Baum. Beim Einatmen gelangt Sauerstoff über die Luftröhre in die Lungenflügel und zu den großen Bronchien. Von diesen Hauptästen gehen immer feinere Äste ab, die in Millionen kleinen Lungenbläschen enden, in denen der Gasaustausch stattfindet. Durch die feinen Wände der Luftbläschen gelangt Sauerstoff ins Blut, gleichzeitig wird Kohlendioxid als Abfallprodukt zurück in die Lunge transportiert und abgeatmet. Bei COPD ist dieser Gasaustausch gestört.

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So wird COPD diagnostiziert 

Die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Lunge wird mit dem sogenannten Lungenfunktionstest überprüft. Ausschlaggebend ist die Luftmenge, die ein- und ausgeatmet werden kann. Die eingeatmete Luft kann durch die Engstellung der Bronchien nicht wieder vollständig ausgeatmet werden. Und das kann man mit einer Lungenfunktion messen und so die Diagnose stellen.

Auch die Leistungsfähigkeit der Lunge unter körperlicher Belastung wird getestet, mit dem sogenannten Belastungstest. Dafür werden mit einer Blutgasanalyse der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut bestimmt. Mediziner unterteilen dann den Fortschritt der Krankheit in vier Stufen.

Die Lungenerkrankung COPD kann durch unterschiedliche Therapien verbessert werden. (Foto: Colourbox)
Die Lungenerkrankung COPD kann durch unterschiedliche Therapien verbessert werden.

Eine Reha kann bei COPD helfen und fitter machen 

Studien zeigen, dass COPD-Patienten, die an einer Reha teilnehmen, ihre körperliche Leistungsfähigkeit, die Atemnot und Lebensqualität deutlich verbessern können. Auch wenn die Krankheit nicht heilbar ist, kann die Reha helfen, das Fortschreiten der COPD zu verlangsamen und Verschlechterungen vorzubeugen. In unserem Fallbeispiel wurde der Patientin von ihrem Hausarzt eine stationäre Reha an der Hufeland-Klinik Bad Ems verschrieben.  

Dort erklärt der Pneumologe Dr. Frank Wimmershoff: „COPD ist eine Erkrankung, die wir schwierig fassen können. Sie umfasst eine gewisse Bandbreite. Wir haben auf der einen Seite den Bereich der chronischen Bronchitis - also eine entzündliche Veränderung der Schleimhaut, die mit Schleimbildung und mit Hustensymptomatik einhergeht, die häufig Infekte zeigt. Und wir haben auf der anderen Seite das Emphysem. Das heißt, die Lunge ist überbläht, Luft, die Sie einatmen, kommt nicht mehr richtig raus.” Dadurch staut sich die Atemluft in der Lunge. Lungenbläschen können platzen, das Lungengewebe wird zerstört. 

Welche Möglichkeiten zur Reha gibt es bei COPD? 

Es geht sportlich los in der Reha, in unserem Fallbeispiel in der Hufeland-Klinik Bad Ems – mit Ausdauertraining auf dem Ergometer. Sportwissenschaftler Joannis Kalimeris checkt vorher ab, ob bei der Patientin Sauerstoffsättigung und Puls stimmen. Erst dann darf sie loslegen. Sie sagt: “Vor der Reha war meine Fitness absolut am Boden. Leider habe ich aber wenig Zeit gehabt. Und jetzt merke ich, wenn man sich so ein bisschen auf sich konzentriert, ist das schon ganz richtig.” Stück für Stück will sie sich ihre Kraft zurückholen. 

Sportwissenschaftler Joannis Kalimeris erklärt: “Das Ausdauertraining erhöht langfristig das Atemvolumen, verbessert die Atmungsvorgänge, stabilisiert den Atemrhythmus und auch den Sauerstoffgehalt im Blut - und der Patient fühlt sich besser.” 

Nach dem Ausdauertraining: Physiotherapie 

Nach dem Ausdauertraining geht das individuelle Reha-Programm der Patientin weiter. Physiotherapeutin Sonja Petmecky zeigt ihr eine Kräftigungsübung mit Therabändern. Bei Belastung wie bei dieser Kräftigungsübung soll sie über die sogenannte Lippenbremse ausatmen. Eine Atemtechnik mit leicht aufeinander gepressten Lippen, die sie im Ernstfall auch bei Atemnot anwenden kann. Das erweitert und stabilisiert die Atemwege. 

Die wichtigste Maßnahme hat die Patientin aber bereits hinter sich: Sie hat vor acht Jahren aufgehört zu rauchen. Sie macht in der Reha deshalb vor allem ein sportliches Training und erhält eine neue medikamentöse Therapie. Die Reha verbessert so nachweislich die Lebensqualität der COPD-Patienten. 

Auch wichtig bei COPD: Medikamente und Inhalation 

Auf dem Therapieplan steht außerdem eine Schulung im Umgang mit Medikamenten. Meist sollen die Patienten diese inhalieren - für viele eine Herausforderung. 

Atmungstherapeut Lucas Schulz demonstriert, wie man das, etwa bei einem Spray, richtig macht: Kappe entfernen, prüfen, ob wirklich kein Fremdkörper drin ist, schütteln, damit sich das Gasgemisch und der Wirkstoff vermischen können, ausatmen über die Lippenbremse und nach oben schauen. Erst dann wird gesprüht. 

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Experte werden für die eigene Krankheit 

Durch solche Schulungen soll die Eigenkompetenz im Umgang mit der COPD-Erkrankung gestärkt werden. Denn nur wenn die Patienten zu Experten ihres eigenen Krankheitsmanagements werden, kann sich ihre Situation langfristig verbessern. 

Unsere Patientin schätzt die neuen Erfahrungen, die neuen Therapien, die Hilfe und Unterstützung, die sie in der Reha erfährt. Das motiviere sie und bringe sie voran, sagt sie. 

Wie Patienten sich nach der Reha selbst helfen können 

Wichtig ist es, das Erlernte in den eigenen Alltag zu integrieren, rät auch der Pneumologe Dr. Olaf Schmidt aus Koblenz. Zahlreiche Wege helfen auch nach der Reha, selbst für positive Effekte zu sorgen - zum Beispiel durch Sportgruppen oder die Möglichkeiten der Telemedizin:  

  • die Teilnahme an Lungensportgruppen und Selbsthilfegruppen kann verordnet werden vom Hausarzt oder Facharzt und wird von der Krankenkasse bezahlt 
  • gratis Apps für das Smartphone zeigen zum Beispiel Sportübungen zum Trainieren 
  • Apps als Gesundheitstagebücher, etwa zum regelmäßigen Dokumentieren der Lungenfunktion mit einem analogen Messgerät oder dem digitalen Peak-Flow-Messgerät, das per Bluetooth mit der App verbunden wird. Die Messergebnisse werden in der App gespeichert und an den Arzt weitergeleitet.  

 

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Simone Schaumberger