Was ist eine ketogene Ernährung?
Die ketogene Ernährung ist eine kohlenhydratarme, aber dafür fettreiche Ernährungsweise. Sie umfasst hauptsächlich fetthaltige Lebensmittel wie Fisch, Käse, Nüsse oder Avocados. Außerdem stehen kohlenhydratarme Gemüsesorten wie etwa Zucchini oder Gurken auf dem Speiseplan. Obst findet sich eher selten auf dem Speiseplan, da es einen sehr hohen Fructose-, also Fruchtzuckergehalt hat.
In der klassischen ketogenen Ernährung sind in etwa 80 bis 85 Prozent Fett, 10 bis 15 Prozent Eiweiß und etwa 5 Prozent Kohlenhydrate erlaubt. Zum Vergleich: Der Ernährungsverein „Die Deutsche Gesellschaft“ empfiehlt 55 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent Fett sowie etwa 15 Prozent Eiweiß für eine ausgewogene Ernährung.
Was im Körper passiert
Normalerweise gewinnt der menschliche Körper seine Energie vor allem aus Kohlenhydraten. Er zerkleinert Glukose, wandelt diese um und speichert das gewonnene Glykogen. Das Problem dabei: Ist zu viel Glukose vorhanden, wird der Zucker in Fett umgewandelt und abgelagert - Fettpolster entstehen. Bei einer ketogenen und damit dem weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate passt sich der Körper an. Zunächst zapft er seine Speicher in Leber und Muskeln an. Sind diese Speicher leer, schaltet der Körper nach mehreren Tagen auf den sogenannten Ketose-Stoffwechsel um. Das heißt, er bildet aus Fettsäuren Ketonkörper. Diese Abbauprodukte des Fettstoffwechsels liefern jetzt die notwendige Energie. Der Körper verbrennt Fett und die Fettpolster werden abgebaut.
Was spricht gegen eine ketogene Ernährung?
Zwar kann die ketogene Ernährung beim Abnehmen helfen, doch es gibt auch gesundheitliche Risiken. "Zum einen essen wir viel Fett, dadurch weniger Obst, weniger Gemüse. Es kann zu Nährstoff-Mangel kommen. Es gibt Wasser-Veränderungen. Man kann sozusagen austrocknen, kann, muss aber natürlich nicht. Es kommt zu Elektrolyt-Veränderungen und das kann dazu führen, dass sich Nierensteine bilden. Es kommt zum Abfall des Blutzuckers. Das passiert nicht bei jedem Menschen, der so etwas durchführt. Aber es ist eine Möglichkeit, die auftreten kann", erklärt Ernährungsmediziner Jann Arends von der Uniklink Freiburg. Zudem entstehe beim Hochschalten der Fettverbrennung ein bis zwei Wochen lang Aceton im Körper. Da dieses zu Teilen auch ausgeatmet wird, kann man es sogar riechen.
Ketogene Ernährung und Epilepsie
Immer wieder trifft Arends auf Patienten, die durch ketogene Ernährung nicht nur Abnehmen wollen, sondern zum Beispiel auch auf Heilung bei Krebs hoffen. "Wir wissen, dass Krebszellen mehr Zucker verbrennen als gesunde Zellen. Und dann liegt das vielleicht nahe, ist einleuchtend, Zucker in der Ernährung - Kohlenhydrate in der Ernährung - zu reduzieren, weitgehend zu vermeiden. Aber wir wissen; das auch bei völligem Verzicht auf Kohlenhydrate weiter Zucker im Blut vorhanden ist. Wir kriegen also nie eine völlige Zucker-Verarmung hin. Und zum anderen gibt es wahrscheinlich auf dieser Grundlage keine zuverlässigen Studien, die zeigen, dass man damit Krebs tatsächlich beeinflussen kann", erläutert der Ernährungsmediziner.
Zuverlässige wissenschaftliche Studien für die Verbesserung von Krankheiten durch die ketogene Ernährung gibt es also nicht. Aber: Bei manchen Erkrankungen gibt es Beobachtungen, die einen positiven Effekt der ketogenen Ernährung vermuten lassen. Das trifft zum Beispiel auf angeborene Stoffwechselerkrankungen oder Epilepsie bei Kindern zu. Laut Arends hat eine ketogene Ernährung gerade bei Kindern, die viele Krämpfe haben und deren Medikamente nicht gut eingestellt werden könnten, den Effekt, dass sich die Krampf-Neigung bei der Hälfte bis zu dreiviertel entweder ganz beseitigt oder deutlich vermindert.
Vorsicht bei bestimmten Vorerkrankungen
Allerdings gibt es auch Vorerkrankungen, bei denen Arends von der fetthaltigen Ernährung abrät. So sollten beispielsweise Diabetes-Erkrankte oder Personen mit chronischen Nierenerkrankungen vorsichtig sein. Gleiches gelte für Personen, die von Erkrankungen betroffen sind, die zu Gewichtsverlust führen können. Ihnen sei von einer keto Ernährung eher abzuraten.
Wie lässt sich eine Keto-Diät umsetzen?
"Wir sind langsam rein. Wir haben die Kohlenhydrate einfach nach und nach reduziert, nicht von heut auf morgen komplett weggelassen. Und dann ist es eine schleichende Umstellung und das merkt man dann nicht direkt", erzählt Bäcker Matthias Hofmann. Seit sechs Jahren ernährt er sich ketogen. „Am Anfang war es die Gewichtsabnahme, dass ich einfach ohne Sport, ohne Bewegung zehn Kilo Gewicht verloren habe. Und dann eben, dass man leistungsfähiger ist, dass man fitter ist, dass man weniger essen muss über den Tag, dass man keinen Hunger hat." Essen tue er nur abends, morgens und mittags brauche er nichts. Negative Begleiterscheinungen gibt es bei Hofmann keine.
Wie lebt es sich mit dem Verzicht?
"Man meint immer, wenn ich auf Zucker verzichten muss oder wenn ich auf Nudeln verzichten muss, da fehlt mir irgendwas. Aber es gibt ja Alternativen dazu und dadurch ist es nur Umgewöhnung. Man isst anders, aber man isst ja nicht schlechter", erzählt Hofmann. Jedoch machte er auch die Beobachtung, dass es für eine ketogene Ernährung wenig Fertiges zu kaufen gibt. "Also man muss alles selbst machen. Und dann haben wir gesagt: Okay, der Markt ist da, nur die Produkte gibt es noch nicht." So kam er auf die Idee, ein ketogenes Brot zu entwickeln. Fast zwei Jahre hat er dafür gebraucht. Jetzt aber kommen seine ketogenen Brotvarianten, die hauptsächlich aus Saaten und Fett bestehen, gut an. Er verkauft sie mittlerweile in ganz Deutschland.
Fazit
Die ketogene Ernährung ist eine sehr kohlenhydratarme, aber fettreiche Ernährungsweise. Dadurch stellt sich der Energiestoffwechsel im Körper um. Eine Gewichtsabnahme wird begünstigt und bei bestimmten Erkrankungen gibt es zudem den Verdacht, dass eine ketogene Ernährung positive Effekte erzielen kann. Ob sie bei Krebs hilft, ist allerdings nicht bewiesen. Gleichzeitig kann die ketogene Ernährung jedoch auch zu negativen Effekten wie beispielsweise einem Nährstoffmangel führen. Außerdem raten Medizinerinnen und Mediziner von einer solchen Ernährung bei bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes ab.