Feuerwehrleute löschen das Unfallwrack eines E-Autos.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Mythos Elektro-Auto

Geraten E-Autos häufiger in Brand als Verbrenner?

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AUTOR/IN
Lena Stadler

Es ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält: E-Autos sollen öfter brennen als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Das stimmt nicht - aber es gibt ein anderes Problem, wenn E-Autos Feuer fangen.

Wenn ein Elektro-Auto brennt, sorgt das für deutlich mehr Aufsehen, als wenn ein herkömmliches Auto brennt. Weil viele Menschen einfach noch skeptisch gegenüber der - im Vergleich zum Verbrenner - noch relativ jungen Technologie sind. Aber: Tatsächlich haben E-Autos gar kein höheres Risiko zu brennen als ein normales Auto. Trotzdem gibt es Unterschiede zwischen einem brennenden E-Auto und einem mit Verbrennermotor.

E-Autos brennen nicht öfter, aber schneller

Grundsätzlich ist es so, dass alle Autos heftiger brennen als noch vor 30 oder 40 Jahren. Egal, welchen Motor sie haben. Das liegt an den Materialien, die in den Autos verbaut sind: mehr Dämmung, mehr Kunststoff. Das alles verursacht bei einem Brand eine größere Hitze und mehr Flammen. Aber tatsächlich brennt ein E-Auto schneller ab als ein herkömmlicher Verbrenner. Das liege an der Lithium-Ionen-Batterie, deren Zellen sich in einer Art Domino-Effekt entzünden können, erklärt Hannes Schumann, Sprecher des Verbands der Automobilindustrie. Dann stehe das Auto binnen Sekunden in Flammen, während es bei einem Verbrenner ein paar Minuten dauere, bis das Auto komplett brennt.

Was bedeutet das für's Löschen?

Zum einen dauert es länger, ein brennendes E-Auto zu löschen. Und zum anderen braucht man mehr Löschmittel als bei einem herkömmlichen Auto. In diesem Fall Wasser, denn damit lässt sich ein Akku-Brand am besten löschen, das empfiehlt der Deutsche Feuerwehrverband. Vor allem geht es darum, den Akku mit Wasser abzukühlen, weil er sich sonst wieder entzünden kann. Wichtig ist dann auch, den Abschleppdienst zu informieren, dass es sich um ein E-Auto handelt, eben wegen dieser Wiederentzündungsgefahr. Laut ADAC können auch große Löschdecken eingesetzt werden, mit denen ein brennendes Auto komplett abgedeckt werden kann. So kann verhindert werden, dass der Brand auf andere Autos oder Gegenstände überspringt.

Der Verband der Automobilindustrie VDA und der Deutsche Feuerwehrverband haben unter anderem zusammen mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft einen Leitfaden entwickelt, wie man sich beim Brand einer Lithium-Ionen-Batterie verhalten sollte.

Feststoffbatterien könnten die Brandgefahr verringern

Um das Problem zu verringern, setzt die Automobilindustrie mittelfristig auf Feststoffbatterien. BMW hat zum Beispiel gerade erst bekannt gegeben, eine Pilotanlage für Festkörperzellen zu bauen. Die sollen zum einen deutlich schneller laden. Zum anderen sind die Feststoffzellen weniger brandanfällig, da sie laut VDA weniger reaktionsfreudig sind. Würden ein E-Auto, ein Benziner und ein Auto mit Feststoffbatterie gleichzeitig anfangen zu brennen, dann würde das Fahrzeug mit der Feststoffbatterie weniger stark brennen als die anderen beiden. 

Wer zahlt, wenn mein E-Auto brennt?

Laut ADAC unterscheidet das deutsche Haftungsrecht nicht zwischen einzelnen Antriebsarten – es ist also egal, ob ein Verbrenner oder ein E-Auto gebrannt hat. Bei einem Brand am eigenen Auto gilt: Die Kaskoversicherung zahlt. Wenn man denn eine hat. In der Regel ist in Deutschland aber fast jedes Auto Teil- oder Vollkasko versichert. Wenn durch das Feuer an meinem Auto andere Fahrzeuge beschädigt werden, übernimmt das die Haftpflichtversicherung. Der Hersteller selbst kann nur in die Pflicht genommen werden, wenn das Auto bei der sogenannten "Inverkehrgabe" fehlerhaft war. Also zu dem Zeitpunkt, als das Auto auf den Markt genommen wurde. Das müssen Besitzerinnen und Besitzer aber beweisen können. In der Praxis sei dies meist ziemlich aufwendig, warnt Christian Weishuber, Pressesprecher der Allianz-Versicherung.

Wer haftet, wenn ein E-Auto in einer öffentlichen Garage abbrennt?

Auch hier greift wieder die Haftpflichtversicherung. Sie begleicht Schäden am Gebäude oder an weiteren Fahrzeugen, die in der Nähe abgestellt waren. Die Versicherungssummen sind dort meistens auch recht hoch, manche decken laut Allianz sogar Schäden von bis zu 100 Millionen Euro ab. Bei Schäden in einer Garage kann aber auch die Wohngebäudeversicherung oder eine spezielle Feuerversicherung den Schaden übernehmen. Bei Sachschäden springt möglicherweise auch die Hausratversicherung ein. Oft schachern die Versicherungen im Nachhinein auch untereinander. Zum Beispiel könnte eine Gebäudeversicherung eines Dritten sich die Kosten bei der Haftpflicht desjenigen zurückholen, dessen Auto gebrannt hat. Aber grundsätzlich gilt: bei Feuer am eigenen Auto greift die Kasko, für Schäden bei Dritten die Haftpflicht.

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Lena Stadler