Ein Mann im Anzug mit einem Laptop auf dem Schoss schaut gebannt auf einen Fernseher (Foto: Colourbox)

Arbeitsrecht bei Sportgroßereignissen

Darf man auf der Arbeit die Frauen-Fußball-WM schauen?

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Tobias Frey
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Andreas Reinhardt
Bild von Wirtschaftsredakteur Andreas Reinhardt (Foto: SWR)

In diesen Tagen dreht sich auch im Büro vieles um den Fußball. Doch darf man dort im Trikot erscheinen oder die Spiele anschauen? Fragen an den Arbeitsrechtler Michael Felser.

Darf ich während der Arbeit Fußball gucken?

Michael Felser, Fachanwalt für Arbeitsrecht: Fernsehen dürfte in den meisten Jobs schwierig sein. Viele WM-Spiele sind tagsüber. Wenn ein Wachmann auf den Bildschirm schaut, weil gerade ein spannender Elfmeter geschossen wird, während ein Dieb sich an dem Objekt zu schaffen macht, ist das nicht gut. Oder die Intensivpflegerin auf den falschen Bildschirm schaut - also nicht auf den, auf dem die Herzfrequenz gerade absinkt, sondern dorthin, wo gerade ein Elfmeter geschossen wird - das geht natürlich nicht. Was in Ordnung ist und was nicht, hängt vom Job ab.

"Auf jeden Fall sollte man mit dem Chef abklären, ob man am Bildschirm schauen darf oder nicht."

Arbeitsrechtler Michael Felser (Foto: Pressestelle, Michael Felser)
Arbeitsrechtler Michael Felser

Wie sieht es mit Radiohören aus? Ist das okay während der Arbeitszeit?

Radiohören dürfte bei den meisten Arbeitsplätzen okay sein. Das Bundesarbeitsgericht hat das ausdrücklich entschieden. Radiohören kann der Chef im Grunde nicht verbieten, weil ja klar ist, dass man dabei seinen Job erledigen muss. Und das geht natürlich eher als beim Fernsehschauen.

Darf man bei der Arbeit ein Trikot tragen?

Es darf die Arbeit nicht stören. Wenn abends ein Franzose ins Hotel eincheckt und Frankreich gerade in diesem Augenblick gegen Deutschland verliert, und der Rezeptionist hat ein Deutschlandtrikot an, kann das dazu führen, dass der Gast sich ein anderes Hotel sucht. Man muss sich an die Dienstkleiderordnung oder die gängigen Gepflogenheiten im Betrieb halten. Da gibt es ja in der Regel unausgesprochene oder -geschriebene Grundsätze, und die gelten auch während der EM. Wenn das Trikot natürlich mit der Chefin oder dem Chef abgesprochen ist, ist das kein Problem.

Wie sieht es bei Videokonferenzen im Homeoffice mit dem Trikot aus?

Oft wird das bei einer Videokonferenz lockerer gehandhabt, weil die im engeren Umfeld stattfinden, in dem man sich kennt. Da könnte das eher zulässig sein als in anderen Situationen. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen verkauft werden soll und es steht eine wichtige Verhandlung mit dem Investor an, zu der alle mit blauem Anzug erscheinen. Wenn in so einer Situation ein Mitarbeiter aus dem zu verkaufenden Unternehmen im EM-Trikot auftaucht, kommt das nicht so gut an. Aber auch hier muss man immer auf die Umstände achten. In kleineren Unternehmen wie Werbeagenturen ist das vielleicht eher zulässig. In Banken oder bei Betrieben mit vielen Kundenkontakten eher nicht.

Darf man sich ein Bier gönnen, wenn ein EM-Spiel in die Arbeitszeit fällt?

"Kurioserweise ist Alkohol am Arbeitsplatz gar nicht grundsätzlich verboten."

Es sei denn, der Chef oder die Chefin verbietet es. Solange ein solches Verbot nicht besteht, könnte man etwas trinken. In den meisten Jobs ist es aber nicht erlaubt. Wer in seinem Beruf aufmerksam sein muss, sei es der Straßenbahnfahrer oder der Busfahrer, bei dem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Vorgesetzten damit einverstanden sind. In jedem Fall sollte man es abklären, sonst wird es sicher zu Ärger am Arbeitsplatz führen.

Darf der Chef sagen: Fußballschauen ist erlaubt – aber nur wenn die Deutschen spielen?

Ich glaube, das wäre zulässig. Letztendlich bestimmt der oder die Vorgesetzte die Regeln am Arbeitsplatz; auch darüber, was neben der Arbeit noch erlaubt ist. Daher glaube ich, dass man sich nicht beschweren kann. In Unternehmen, in denen die Belegschaft diverser ist, wird man sich bestimmt überlegen, ob man dort nicht andere Regeln aufstellen muss. Aber grundsätzlich darf der Arbeitgeber bestimmen, welche Spiele geschaut werden dürfen. Wenn der Chef Franzose ist, könnte er im Prinzip auch bestimmen, dass nur Frankreich gegen Portugal auf der Arbeit angeschaut werden darf.

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