Von der Behauptung zur alternativen Wahrheit

Wie Fake News funktionieren und zu erkennen sind

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Fake News, "gefälschte Nachrichten", sind Informationen, die echt aussehen, aber frei erfunden sind. Die Macher verfolgen damit klare Ziele. Meistens geht es darum zu diffamieren, die Bevölkerung zu verunsichern oder zu manipulieren und damit auch politisch Einfluss zu nehmen.

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Dieses Jahr waren die Fake News in der Corona-Pandemie besonders erfolgreich und gleichermaßen gefährlich. Denn Corona hat zu einer großen Verunsicherung der Menschen geführt, auch darüber, welche Fakten stimmen und welche scheinbaren Informationen erfunden oder falsch sind.

Deshalb entstehen Fake News

Fake News entstehen hauptsächlich aus vier Gründen:

  1. Der erste ist schlicht: aus Spaß. Satire-Seiten wie “Der Postillon” veröffentlichen jeden Tag absurde Scherz-Meldungen. Auf der Seite selber ist klar, dass es sich um einen Scherz handelt – in den sozialen Netzwerken verbreiten sich die Artikel aber als vermeintlich wahre Nachrichten.
  2. Der zweite Grund heißt: Motivation. Mit Fake News wird auch Geld verdient. Programmierer-Teams erstellten während der US-Wahl 2016 unzählige Falschmeldungen. Jede News bringt Klicks auf der Seite und damit Geld durch Werbung.
  3. Die dritte Quelle von Fake News sind Verschwörungstheorien, zum Beispiel, dass Bill Gates das Corona-Virus erfunden habe.
  4. Der vierte und meist auch gefährlichste Grund: Fake News werden ganz gezielt erstellt, um politisch Einfluss zu nehmen. Das können dann Schmutzkampagnen gegen bestimmte Personen oder ganze Bevölkerungsgruppen sein.
Medienwissenschaftler Dr. Peter Maurer von der Uni Trier beschäftigt sich mit der Kommunikation in Sozialen Netzwerken. (Foto: SWR)
Medienwissenschaftler Dr. Peter Maurer von der Uni Trier beschäftigt sich mit der Kommunikation in Sozialen Netzwerken.

Dr. Peter Maurer weiß, warum diese Art von Fake-News während der Corona-Pandemie besonders erfolgreich ist: 

"Das Leben hat sich in dieser Zeit massiv verändert. Es ist klar, dass man Informationen braucht. Und nicht allen Menschen reicht es eben, sich aus normalen und etablierten Quellen zu informieren. Man ist auch offener für Infos, offener vielleicht als in normalen Zeiten."

Darum sollte man in Sozialen Netzwerken besonders kritisch sein

Fake News verbreiten sich vor allem im Internet in Sozialen Netzwerken und Chatgruppen bei WhatsApp und Telegram rasend schnell und unreflektiert weiter. Durch die große Unsicherheit in der Corona-Pandemie sind sie derzeit besonders erfolgreich.

Neben Falschaussagen und Desinformation zu Corona geht es inhaltlich auch oft darum, gegen Minderheiten und Politiker zu hetzen. So beeinflussen Fake News den Ausgang von Wahlen, manipulieren Meinungen und spalten die Gesellschaft. 

Experten warnen davor, sich ausschließlich in Sozialen Netzwerken zu informieren. Da kaum kontrolliert werden kann, wer etwas wann postet, sind Facebook, Twitter und Co. ein guter Nährboden, um Fake News zu verbreiten.

Inzwischen kennzeichnen einige Soziale Netzwerke Fake News mit einem Hinweis unter der Meldung. Allerdings kommen die Kontrolleure bei der Masse an Falschmeldungen nicht hinterher. Auch hier gilt also: Überprüfen Sie die Informationen auf jeden Fall noch an anderer Stelle.

Erst checken, dann teilen Fake News? So kannst du sie erkennen!

Falsche Studien, Lügen über das Coronavirus oder den Ukraine-Krieg: Fake News gehören mittlerweile zu unserem täglichen Leben. Hier gibt es Tipps zum Umgang damit.

So entlarvt man Fake News

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob eine Meldung wahr oder falsch ist, sollten Sie zuerst prüfen, ob dieselbe Information auch auf anderen, renommierten Medienseiten auftaucht. Gibt es die Meldung nur auf einer oder ein paar wenigen Webseiten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine Falschmeldung handelt.

Ist man sich dann immer noch nicht sicher, sollte man die Quelle selbst überprüfen:

  • Wer ist verantwortlich für den Inhalt der Seite?
  • Gibt es an anderer Stelle Hinweise darauf, dass die Quelle unseriös ist?
  • Wie oft taucht die Quelle bei anderen großen Medienseiten auf?
  • Hat die Quelle ein richtig geführtes Impressum mit konkreten Ansprechpartnern?

Zudem helfen verschiedene Angebote, Fake News zu erkennen: Über die Website Hoaxsearch können sie nach Meldungen suchen und kontrollieren, ob es sich um Fake News handelt. Die Seite sammelt und wiederlegt diese. Über die Bilderrückwärtssuche von Google oder TinEye können Sie prüfen, ob die Bilder in einem verdächtigen Artikel auch wirklich zum Thema passen.

In Fake News Artikeln werden oft Bilder verwendet, die selber manipuliert oder aus dem eigentlichen Kontext gerissen wurden. Die Bilderrückwärtssuche zeigt Ihnen an, wo das Bild im Netz schon überall verwendet wurde. So können Sie feststellen, ob das Bild gefälscht wurde oder zu einem völlig anderen Thema gehört.

Diese App kann die Medienkompetenz stärken

Am Gymnasium Birkenfeld sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, auch ohne Hilfe ein Gespür für Fake News zu bekommen. Dabei hilft die App “Buzzard”. An der Schule läuft das Pilotprojekt für Rheinland-Pfalz.

Die App zeigt keine Fake News an, sondern funktioniert wie ein Vergleichsportal für Nachrichten. Zu aktuellen Themen bekommen die Nutzer die wichtigsten Fakten angezeigt. Zusätzlich sehen sie, wie verschiedene Medien aus unterschiedlichen politischen Richtungen das Thema bewerten und einordnen. Wenn man alle Seiten der Debatte kennt, haben es Fake News schwerer.

Für Medienwissenschaftler Dr. Peter Maurer von der Uni Trier ein guter Ansatz:

"Wenn sie zum selben Thema eine ganze andere Meinung finden, die noch extremer oder viel unwahrscheinlicher klingt, dann werden sie vielleicht misstrauisch, weil sie ja schon unterschiedliche Perspektiven kennengelernt haben. Insofern ist die Idee gut, allerdings ist die Umsetzung noch nicht so, wie es aus meiner Sicht sein sollte."

In einigen Bundesländern gibt es die App bereits für alle Schülerinnen und Schüler kostenlos. Die Entwickler suchen auch in Rheinland-Pfalz nach einem Geldgeber, der das möglich macht. Aber auch Erwachsene können die App nutzen und so ihre Medienkompetenz stärken. Ein Abo kostet fünf Euro im Monat.

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SWR Fernsehen