Wie der Fuß so der Schuh

Was Barfuß-Schuhe leisten und was nicht

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Barfuß-Schuhe haben weder Fußbett noch Absatz. Sie sind extrem leicht und funktionieren so individuell, wie die Füße ihrer Träger*innen.

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Unsere Füße verdienen Beachtung, schließlich tragen sie uns im Lauf des Lebens ungefähr 120.000 Kilometer weit. Diese Belastung können sie dank ihrer komplexen Struktur bewältigen: 26 Knochen, 33 Gelenke sind mit 100 stabilisierende Bänder und 20 Muskeln über starke Sehnen verbunden.

Das macht Barfußschuhe aus

Sie können aussehen wie ein schicker Business-Schuh, wie ein normaler Turnschuh oder wie ein Handschuh für den Fuß, bei dem jeder Zeh Platz in einem eigenen Kämmerchen findet. Barfußschuhe gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und von mehreren Herstellern. Immer mehr Menschen tragen das Schuhwerk, das das pure Laufen simulieren soll.

Der größte Unterschied zum normalen Schuh liegt in der Sohle: Während wir bei herkömmlichen Schuhen auf einer meist mehreren Zentimeter dicken Sohle laufen, ist diese beim Barfußschuh besonders dünn und flexibel. Die Schuhe haben weder Fußbett noch Absatz. Sie sind außerdem sehr leicht, was sich laut Aussage der Hersteller positiv auf den Lauf- und Tragekomfort überträgt.

Darum ist das Laufen in Barfußschuhen gesund

Laut Medizinern ist der Barfußgang der natürlichste und gesündeste Gang, den der Mensch hat. Wir alle sind ohne Schuhe geboren und haben uns Jahrmillionen ohne Schuhe fortbewegt. Es liegt also in unserer Natur, schuhlos durchs Leben zu gehen. Laufen wir barfuß, so müssen sich unsere Füße bei jedem Schritt an die Unebenheiten des Bodens anpassen. Das stärkt die Muskeln und beugt Fehlstellungen vor.

Computer-Display zeigt Fußbett und -sohlen, zur Bestimmung orthopädischer Merkmale (Foto: SWR)
Computer-Display zeigt Fußbett und -sohlen - Digitale Diagnostik zur Bestimmung orthopädischer Merkmale

Das Problem: Unser heutiges Umfeld erschwert das Laufen auf nackter Fußsohle. Bei asphaltierten Wegen und schmutzigen Straßen packen wir unsere Füße lieber in festes Schuhwerk. Ein herkömmlicher Schuh schützt unsere Füße nicht nur vor Schmutz, Kälte und Nässe, er stabilisiert und polstert auch.

Aber der normale Schuh übernimmt auch viele Aufgaben, die eigentlich unsere Fußmuskulatur von alleine erledigen würde. Diese wird dadurch weniger trainiert und baut mit der Zeit ab. Beim Barfußschuh hingegen müssen die Füße die Arbeit selbst machen. Da der Schuh keinerlei Stützfunktion bietet, werden die Muskeln bei jedem Schritt angespannt und entspannt.

Durch die stärkere Beanspruchung der Fuß- und Beinmuskeln werden diese ständig trainiert. Gleichzeitig muss der Fuß alle Unebenheiten des Bodens von allein ausgleichen, wodurch die Fußmuskulatur ebenfalls gestärkt werden kann. Zudem lassen Barfußschuhe den Zehen ausreichend Platz, sich zu entfalten. Diese Bewegungsfreiheit kann helfen, die Balance zu halten und den Gleichgewichtssinn zu schulen.

Wann Barfußschuhe nicht zu empfehlen sind

Trotz dieser Vorteile sind Barfußschuhe laut Experten nicht für jedermann geeignet:

Prof. Bruno Gladbach arbeitet als Facharzt für Orthopädie und Fußchirurgie in Mainz.   (Foto: SWR)
Prof. Bruno Gladbach arbeitet als Facharzt für Orthopädie und Fußchirurgie in Mainz.

"Zum Beispiel für Menschen mit bereits bestehenden stärkeren Deformitäten am Fuß, die auch sonst barfuß Problemempfindungen haben. Da kommt es immer darauf an: Wie schlimm ist der Fuß krank und was hat der an Fehlstellungen? Und ist er vielleicht besser mit einer vernünftigen Einlage oder Schuhzurichtung zu versorgen."

Liegt beispielsweise eine starke Fehlstellung der Füße vor, kann zu intensives Barfußlaufen zu einer Verstärkung der Probleme und Schmerzen führen. Ein kranker Fuß ist demnach nicht prinzipiell mit "barfuß" zu behandeln. Bei stärkeren Deformitäten am Fuß wird daher eine medizinische, orthopädische Beratung empfohlen. Je nach Fußproblematik könnten in diesen Fällen Hilfsmaßnahmen wie Schuheinlagen oder Physiotherapie sinnvoller sein, als das Laufen auf nackter Fußsohle oder das Laufen im Barfußschuh.

Zur Vorsicht raten Mediziner außerdem bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und bei Erkrankungen des Nervensystems wie der Polyneuropathie. Denn Betroffene merken im Ernstfall nicht, wenn sie sich beim Barfußlaufen verletzen oder ihren Fuß zu sehr beanspruchen.

Darauf sollte man achten, wenn man in Barfußschuhen läuft

Wie so oft, ist auch das Laufen im Barfußschuh eine Sache des Trainings. Um Überlastungsbeschwerden zu vermeiden, raten Experten, sich langsam an die Schuhe zu gewöhnen und sie als Trainingsgeräte zu verstehen. Um zu beobachten, wie der Körper reagiert und wie sich der Fuß verhält, sollten die Schuhe erst einmal nur halbstundenweise getragen werden, zum Beispiel bei einem kurzen Spaziergang oder auch in der Wohnung. Nach schrittweiser Steigerung der Trainingsintensität und Trainingsdauer kann das Laufen im Barfußschuh immer weiter gesteigert und ausgebaut werden, so dass die Schuhe irgendwann den ganzen Tag und zu jeglichen Anlässen getragen werden können, sogar beim Sport.

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SWR Fernsehen