Mehrere bunte Eier in einer Reihe (Foto: IMAGO, Ulrich Roth)

Wenige, aber bewusst genießen

Eier sind gesunde kleine Kraftpakete

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AUTOR/IN
Sabine Schütze
Portrait von Sabine Schütze (Foto: SWR, Sabine Schütze)

Im Ei sind viele Nährstoffe auf kleinstem Raum. Es ist vielfältig nutzbar und schmeckt. Eier sind aber leider auch Massenware. Dabei verdienen sie mehr Achtung.

Im letzten Jahr haben wir wieder mehr Eier gegessen als in den Jahren davor, nämlich 236 Stück pro Kopf. Das könnte daran liegen, dass Eier in Zeiten der Inflation als vergleichsweise günstiges Lebensmittel wahrgenommen werden oder aber, dass sie im Zuge eines angestrebten Fleischverzichts anstelle von Schnitzel auf den Teller kamen.

Eier essen wir massenweise

Um unseren Bedarf zu decken, haben 2023 mehr als 50 Millionen Hennen hierzulande Eier gelegt. Weil das nicht ausreicht, mussten trotzdem noch etwa 30 Prozent der Eier importiert werden.

Mehr als die Hälfte der Eier haben wir direkt genutzt - als Frühstücksei, zum Backen oder Kochen. Die anderen Eier haben wir in Restaurants und Kantinen gegessen sowie in gekauften verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln, Kuchen oder Mayonnaise.

Eier als Kostbarkeit genießen

Gerade hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen herausgegeben. Das tut sie seit über 60 Jahren. Doch diesmal hat die Fachgesellschaft beim Zusammenstellen der Empfehlungen nicht nur auf eine gesundheitsfördernde Ernährungsweise geachtet, sondern auch berücksichtigt, wie wir sie nachhaltig und klimaschonend umsetzen können.

Herausgekommen ist, wenig überraschend übrigens, dass wir weniger tierische Lebensmittel essen sollten. Denn sie bergen das meiste Potenzial, wenn wir uns klimafreundlicher ernähren wollen. Fleisch, Wurst, Milch und Milchprodukte wie Käse und Joghurt sowie Eier sollten deshalb maximal ein Viertel unserer Nahrungsmittel ausmachen.

Die Mengenempfehlungen für diese Produkte hat die DGE deshalb reduziert. Bislang war die Empfehlung: 3 Eier pro Woche. Aus gesundheitlicher Sicht wäre diese Menge aber kein Problem.

Ein weißes Ei liegt im Stroh (Foto: IMAGO, Zoonar)
Ein Ei ist ein kostbares kleines Kraftpaket

Höchstens ein Ei pro Woche wäre wünschenswert

52 Eier im Jahr hieße das nach der Idealvorstellung der DGE. Doch derzeit essen wir mehr als viermal so viele Eier. Und ich fürchte, ich bin eine dieser Durchschnittskonsumentinnen - werde jetzt auch öfter mal Kuchen ohne Ei backen.

Immerhin entscheide ich bewusst, aus welcher Haltung meine Hühnereier stammen.  Bei mir am Ort gibt es einen mobilen Hühnerstall. Beim Spazierengehen laufe ich an den Hühnern vorbei, die gesund aussehen.

Aber nicht alle haben dieses Glück oder können zuhause eine Schar Hühner halten, um sich selbst zu versorgen. Die meisten Menschen sind auf Supermärkte angewiesen, können hier immerhin auf die Haltungsform achten, in der die Legehennen gelebt haben.

Und wir alle können tatsächlich das ein oder andere Ei weglassen, bzw. mit ein paar einfachen Tricks beim Backen beispielsweise die Eier ersetzen.

Wahrheiten aus der Ei-Erzeugung: Bruderhahn und Geschlechterprüfung

Glücklich scharrende Hühner auf dem Bauernhof sind selten. Das ist uns allen klar. Ställe mit tausenden Hühnern auf engstem Platz dagegen sind häufig Realität. Da macht auch die Bio-Haltung meist nur wenig aus.

Seit 2022 dürfen die männlichen Küken aus sogenannten Legehennenlinien in Deutschland nicht mehr getötet werden, weil sie "überflüssig" sind. Zwar ein richtiger Ansatz, aber einer mit Schwächen.

Denn einerseits gilt dieses Gesetz nur in Deutschland - das heißt, dass Brütereien ihre Eier nach Polen oder die Niederlande bringen und nur mit den geschlüpften Legehennen zurückkommen. Die Bruderhähne werden vor Ort "entsorgt". Oder die Eier werden frühzeitig einer "Geschlechterprüfung" unterzogen und direkt aussortiert. Am System ändert das Verbot des Kükentötens also nichts.

Lösungsweg Zweinutzungshuhn

Sogenannte Zweinutzungshühner waren früher auf den Höfen Normalität. Das heißt, egal welche Rasse, es wurden beide Geschlechter aufgezogen: Die weiblichen Küken wuchsen als Legehennen heran, die männlichen Küken sind gemästet worden.

Doch solange wir nach effektiver Masse streben, hat ein Zweinutzungshuhn, das sowohl Fleisch liefert als auch Eier, keine Chance. Denn eine Hühnerrasse kann nicht beides in Hochleistung. Und eigentlich ist das gut so.

Denn Hochleistung bedeutet für die Tiere Stress. Rund 300 Eier im Jahr zu legen, mergelt den Körper aus. Viel Fleisch innerhalb kürzester Zeit anzusetzen ist auch kaum besser. Zweinutzungshühner werden für landwirtschaftliche Betriebe allerdings nur dann eine echte Alternative, wenn sie wirtschaftlich attraktiv sind. Dafür müssen sie aber mehr Eier legen und sich besser mästen lassen als die alten Rassen von früher.

Das Zweinutzungshuhn, das sowohl Fleisch liefert als auch Eier, hat keine Chance, so lange Hochleistung gefordert wird. (Foto: Colourbox)
Das Zweinutzungshuhn, das sowohl Fleisch liefert als auch Eier, hat keine Chance, so lange Hochleistung gefordert wird.

Projekte, die sich mit der Zucht solcher Rassen beschäftigen, gibt es schon länger. Und sie haben Erfolg. Im Ökolandbau haben sich Zweinutzungshühner bereits etabliert, wenn auch in sehr kleinem Maßstab. So züchtet und vermarktet beispielsweise die Ökologische Tierzucht GmbH seit knapp zehn Jahren Zweinutzungsrassen.

Ein weiteres Projekt, "RegioHuhn", das bis 2028 vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert. Hier werden einige regional bekannte und gefährdete Hühnerrassen mit leistungsstarken Tieren aus der Legehennen- und Mastzucht gekreuzt. Das soll das Zweinutzungshuhn nicht nur wirtschaftlich machen, sondern auch die genetische Vielfalt des Haushuhns erhalten.

 Viele Eier an Ostern

Die Halter von Legehennen sorgen dafür, dass wir auch an Ostern ausreichend Eier haben. Dafür werden nicht nur mehr Tiere eingestallt, sondern die Küken so gekauft, dass sie vor Ostern in einem Alter sind, in dem sie die meisten Eier legen.

Weniger Eier genussvoll essen

Nichts spricht dagegen, hin und wieder Eier oder Gerichte mit Eiern zu essen. Doch es ist Zeit, dass uns wieder bewusst wird, was für eine Kostbarkeit und damit welch ein Genuss ein solches Lebensmittel sein sollte - egal, ob im Kuchen, als Frühstücksei, Rührei oder als Bestandteil einer krossen Panade.

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