Unter einem Gerstefeld reißt der ausgetrocknete Boden auf. Knappes Wasser ist auch in Deutschland ein wachsendes Problem. (Foto: IMAGO, Christian Ohde)

Dürren, Hitzesommer, sinkende Grundwasserspiegel

Wird in Deutschland das Wasser knapp?

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Christine Gründefeld
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Christoph Mautes

Wasser ist weltweit eine der wichtigsten Ressourcen überhaupt. Wird Wasserknappheit bald auch in Deutschland zum Dauerproblem?

Wer sind die größten Wasser-Verbraucher?
Haben wir schon einen Wassermangel?
Ist Wasser zu billig?
Die Nationale Wasserstrategie
Was kann ich selbst tun?

Wer verbraucht am meisten Wasser in Deutschland?

2019 wurden in Deutschland rund 20 Milliarden Kubikmeter Wasser entnommen:

  • Der größte Teil davon für die Energieerzeugung. 2019 wurden 44 Prozent des verbrauchten Wassers dafür verwendet.
2019 wurden in Deutschland rund 20 Milliarden Kubikmeter Wasser entnommen. Der größte Teil davon für die Energieerzeugung. 2019 wurden 44 Prozent des verbrauchten Wassers dafür verwendet. (Foto: SWR)
So verteilte sich die Wasserentnahme in Deutschland 2019.
  • Rund 27 Prozent wurden im Bergbau und der Industrie verbraucht, etwa genauso viel für die den öffentlichen Gebrauch. Also zum Beispiel für Privathaushalte oder öffentliche Gebäude.
  • Für rund zwei Prozent der Wasserentnahme war die Beregnung von Feldern in der Landwirtschaft verantwortlich.

Die Wasserentnahme insgesamt sinkt seit 30 Jahren. Gleichzeitig schwinden aber auch die Wasserressourcen. Daten des Recherchenetzwerks correctiv zeigen, dass der Grundwasserspiegel an den meisten Messstationen in den letzten 30 Jahren gesunken ist.

Haben wir in Deutschland schon einen Mangel an Wasser?

"Es gibt ja eine internationale Definition für Wasserstress", erklärt Jörg Rechenberg, Wasser-Experte beim Umweltbundesamt. Wasserstress beginne dann, wenn die Entnahme 20 Prozent über dem sogenannten Dargebot liege. Aktuell liege Deutschland bei 11,4 Prozent. Grund zur Entwarnung sei das aber nicht.

Man sehe in den letzten vier, fünf Jahren, dass sich die Ausschläge drastisch nach unten bewegten. Damit nähere sich Deutschland immer mehr der Grenze zum Wasserstress.

"Spätestens das sollte das Signal sein: Aufgepasst, wir müssen hier was verändern"

Ist Wasser in Deutschland zu billig?

Für die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser haben die einzelnen Bundesländer ganz eigene Regelungen. Bei der Entnahme von Kühlwasser, etwa für die Industrie, bewegt sich der Preis für einen Kubikmeter zwischen 0,9 und 31 Cent. Es gibt jedoch zahlreiche Ausnahmen und in Bayern, Thüringen und Hessen gibt es für die Industrie und auch für die Landwirtschaft sogar überhaupt kein Entnahmeentgelt

Historisch gesehen gehe das so auch in Ordnung, sagt Wasserexpert Jörg Rechenberg. Ob das noch zeitgemäß sei, müsse aber auf den Prüfstand:

"Wir müssen uns tatsächlich der neuen Situation stellen und überlegen: Wie können wir intelligent steuern?"

Das gehe im Grunde nur über zwei Wege: Entweder über Ge- und Verbote oder eben über den Preis. Beides sei nicht besonders populär, aber: "Etwas, was nichts wert ist, wird halt auch nicht wertgeschätzt".

Die Nationale Wasserstrategie

Ein Teil der Lösung soll die "Nationale Wasserstrategie" der Bundesregierung sein, die dieses Jahr beschlossen wurde. An den konkreten Maßnahmen wird noch gearbeitet, aber bis 2050 ist das Ziel: Sauberes Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar sein.

Außerdem müssten Infrastruktur, Landnutzung und Stadtentwicklung an die Folgen der Klimakrise angepasst werden, heißt es im Entwurf. Außerdem sollen Daten über die Wasserentnahme schneller erfasst und zugänglich gemacht werden. Aktuell werden die Daten auf Bundesebene nur alle drei Jahre herausgegeben.

Weitere geplante Maßnahmen zur kurzfristigen Umsetzung sind außerdem verbesserte Kläranlagen und eine Strategie für den Umgang mit Wasserknappheit.

Was kann ich in Deutschland selbst tun, um Wasser zu sparen?

Jeder von uns verbraucht im Schnitt 125 Liter Wasser pro Tag. Fast ein Drittel davon allein für Toilettenspülungen. Für jede einzelne Spülung gehen etwa neun Liter Wasser drauf. Wer noch keine Wasserspar-Vorrichtung installiert hat, kann hier also einiges einsparen. Die kleine Spülung verbraucht nicht einmal halb so viel.

Doch auch sonst gibt es viele Möglichkeiten, einfach und schnell viel weniger Wasser zu verbrauchen.

1. Durchlaufbegrenzer im Wasserhahn und Sparduschköpfe

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2. Duschwasser auffangen

Wer eine Gas-Etagenheizung oder einen Durchlauferhitzer für die Dusche hat, wird das kennen: Die Dusche muss erst auf Temperatur kommen. Währenddessen geht viel Wasser verloren. Wer die Gießkanne oder einen Eimer neben der Dusche parkt, kann das Wasser währenddessen auffangen und zum Beispiel zum Gießen benutzen.

3. Sparprogramme nutzen

Beim Geschirrspülen und Wäschewaschen gilt: Die Sparprogramme sparen nicht nur Energie, sondern auch Wasser. Und diese Maschinen sollten nur angestellt werden, wenn sie auch wirklich voll sind. Auf die Vorwäsche kann beim Wäsche waschen in den meisten Fällen übrigens verzichtet werden.

4. Pflanzen richtig gießen

Beim Pflanzen Gießen lässt sich schon durch die richtige Uhrzeit Wasser sparen: Lieber nachmittags oder abends gießen. Besonders, wenn es draußen sehr heiß ist. Sonst verdunstet ein großer Teil einfach. Außerdem kann man Regenwasser sammeln und zum Gießen nutzen.

5. Kochwasser recyceln

Beim Kochen von Nudeln oder Kartoffeln kann man darauf achten, das Kochwasser nicht wegzugießen. Das kann man nämlich auch gut wegen der enthaltenen Stärke zum Einweichen von schmutzigem Geschirr oder zum Putzen verwenden. Oder auch zum Brotbacken, da in den Teig ja auch Wasser und Salz reinkommen.

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