Ein ältere Mensch bekommt eine Spritze:  Soll man sich in Zeiten von Corona gegen Grippe impfen lassen?

Grippeschutzimpfung in Zeiten von Corona

Die Grippesaison beginnt: Impfen gegen Influenza oder nicht?

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Michaela Krause
Lothar Zimmermann
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Annika Angele
Leah Striegel

Diesen Herbst startet die Grippesaison vermutlich früher. Die Impfung gegen Influenza wird empfohlen - aber für wen? Mit Blick auf Corona ist eine Grippeimpfung besonders sinnvoll.

Inhaltsverzeichnis:

Corona und Grippe: ein vorteilhaftes Doppel?

Bereits im vergangenen Jahr wurde die saisonale Grippeschutzimpfung von Experten besonders empfohlen. Das hatte mehrere Gründe, wie etwa die Entlastung des Gesundheitssystems. Außerdem hat das Team von Wissenschaftlern um Susan Taghioff an der Universität Miami im letzten Jahr herausgefunden, dass eine Influenza-Impfung auch einen gewissen Schutz vor Covid-Komplikationen haben kann.

Es gibt gute Gründe, sich gegen Grippe impfen zu lassen:

  • Aufgrund des letzten Winters mit viel Abstand, Maskenpflicht und wenig Kontakt zu anderen sollten die Menschen diesen Winter besonders vorsichtig sein.
  • Die fehlende Stimulation mit Viren hat dazu geführt, dass das Immunsystem Abwehrkräfte abgebaut hat. Das bedeutet: Wir sind anfälliger für Grippe- und Erkältungsviren.
  • In Australien hat die Grippewelle dieses Jahr bereits früher begonnen und breitet sich stärker aus. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies in Deutschland ähnlich verlaufen wird.

Wie funktioniert eine Grippeimpfung?

Der Wirkstoff der Grippeimpfung ist ein sogenannter Totimpfstoff, der inaktive Viren enthält. Seit 2018 wird bei allen Impfungen ein Vierfach-Impfstoff verwendet.

Da sich der Erreger jede Saison ein wenig verändert, kann ein vollständiger Schutz nicht garantiert werden. Trotzdem kann die Impfung im Fall einer Infektion helfen, da sie in der Regel für einen leichteren Verlauf sorgt.

Wann sollte ich mich impfen lassen?

Die jährliche Grippewelle begann in Deutschland bisher meist zu Beginn eines neuen Jahres. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) liegt der ideale Impfzeitpunkt aber schon in den Monaten Oktober und November. Da es nach der Impfung bis zu 14 Tage dauert, bis der Impfschutz seine volle Wirkung entfaltet, ist es wichtig, sich ausreichend früh impfen zu lassen.

Falls dieser Zeitpunkt verpasst wurde, kann die Impfung aber nachgeholt werden. Sie ist auch noch im Dezember oder sogar zu Beginn der Grippewelle noch sinnvoll - da nicht vorhersehbar ist, wie lange die Grippewelle anhält, ist man dann zumindest den restlichen Zeitraum über geschützt.

Wer sollte sich impfen lassen gegen Influenza?

Grundsätzlich kann jeder von der Grippeschutzimpfung profitieren. Besonders Personen, die aus gesundheitlichen Gründen ein höheres Risiko haben schwer zu erkranken, sollten sich impfen lassen.

Abseits dieser Risikogruppe wird diese Impfung ebenfalls besonders für Menschen mit viel Personenkontakt, also für Personen in Pflegeberufen, Verkaufspersonal, Lehrer und Erzieher empfohlen, aber auch für Personen, die regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Die Influenza-Impfung wird auch für jüngere Menschen empfohlen, wenn diese Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes haben. Denn dann kann die Impfung einen starken Krankheitsverlauf abschwächen.

Für Menschen über 60 Jahre wird von der Ständigen Impfkommission (StiKo) im Winter 2022 die Grippeimpfung mit dem Impfstoff Efluelda besonders empfohlen. Hierbei handelt es sich um einen hoch-potenten Impfstoff, bei dem Experten von einer stärkeren Immunantwort ausgehen.

Die von der WHO empfohlene Zusammensetzung des Grippe-Impfstoffs für die Nordhalbkugel sowie die EMA-Empfehlungen zu geeigneten Stämmen für die Impfstoff-Herstellung sind auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) aufgelistet.

Wer gehört zur Risikogruppe?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung allen Personen, die ein erhöhtes Risiko haben, besonders schwer an Grippe zu erkranken. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem:

  • Personen über 60 Jahre
  • Schwangere ab der 14. Schwangerschaftswoche
  • Personen, die unter chronischen Erkrankungen wie Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen, hohem Blutdruck, Diabetes, Lungenkrankheiten oder Immunschwäche leiden.

Was muss ich beachten?

Die saisonale Grippeimpfung ist normalerweise gut verträglich. Es kann zu leichten Nebenwirkungen wie lokalen Rötungen und Schwellungen der Impfstelle kommen. Außerdem treten gelegentlich leichte Erkältungssymptome, wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Diese Beschwerden klingen für gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen wieder ab.

Da im Herstellungsprozess von Influenza-Impfstoffen Hühnereier eine Rolle spielen, ist es wichtig, dass Personen, die unter einer Hühnereiweiß-Allergie leiden, mit einem speziell für Allergiker geeigneten Impfstoff behandelt werden. Dies gilt aber nur für besonders schwerwiegende Ausprägungen der Allergie. Patienten, die lediglich mit leichten Symptomen auf Hühnereiweiß reagieren, können auch mit den herkömmlichen Impfstoffen behandelt werden.

Kann ich die vierte Corona-Booster-Impfung und die Grippeimpfung kombinieren?

Theoretisch ja. Generell wird bei Impfungen unterschiedlicher Impfstoffe ein Abstand von 14 Tagen empfohlen, was auch in diesem Fall gilt. Mehrfachimpfstoffe, wie zum Beispiel gegen Masern, Mumps und Röteln, sind davon ausgenommen.

Auch vor dem Hintergrund von Immunsystemen mit abgebauten Abwehrkräften wäre laut Experten ein Abstand zwischen Corona-Booster-Impfung und Influenza-Impfung die bestmögliche Vorgehensweise.

Aber: Falls sich zwei Impftermine nicht einrichten lassen, ist eine gleichzeitige Impfung der Corona-Impfung und der Grippe-Impfung aus gesundheitlicher Perspektive durchaus möglich.

Wo kann ich mich gegen Influenza impfen lassen?

Die Grippeimpfung kann beim Hausarzt durchgeführt werden. Man sollte sich dort rechtzeitig vorher erkundigen und eventuell auf die Warteliste für Grippeimpfungen setzen lassen, sofern es eine gibt.

Privatversicherte Patienten müssen außerdem beachten, dass sie den Impfstoff selbst in der Apotheke besorgen müssen. Hier kann es ebenfalls zu Wartezeiten kommen. Manche Arbeitgeber bieten den Mitarbeitern auch eine Impfung gegen Influenza durch den Betriebsarzt an. In diesem Fall ist es ebenfalls wichtig, sich rechtzeitig dafür anzumelden.

Wer zahlt die Grippeimpfung?

Die Regelungen bezüglich der Kostenübernahme unterscheiden sich je nach Bundesland. In Baden-Württemberg übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für alle Versicherten die Kosten. In anderen Ländern kommt es auf die jeweilige Krankenkasse an. Immer übernommen werden die Impfkosten für Personen, die der Risikogruppe angehören oder die ein erhöhtes berufsbedingtes Risiko aufweisen.

Helfen Präparate aus der Apotheke gegen eine Grippeinfektion?

Präparate, die gegen Erkältungen und Grippe helfen sollen, gibt es in Apotheken zur Genüge. Sie sollen Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Schnupfen und Reizhusten lindern.

Von solchen Kombi-Medikamenten raten Experten aber ab. Denn diese geben einem das Gefühl, fitter zu sein, als man wirklich ist. Dadurch besteht die Gefahr, sich zu überschätzen und sich zu stark körperlich anzustrengen. Deshalb lieber Geduld haben und zu Hausmitteln greifen, wie Ingwer oder Zitrone. Sie machen einen zwar nicht über Nacht wieder gesund, schaden dem Heilungsprozess aber auch nicht.

Grippeimpfung in Zeiten von Corona

Auch weiterhin gilt: Eine Grippeimpfung kann helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten und vor doppelten Infektionen schützen.

Trotz Corona-Impfstoffen muss bei jeder Erkältung und jedem Grippesymptom mit einer etwaigen Covid-19-Infektion gerechnet werden. Umso besser ist es, wenn diese Fälle möglichst gering bleiben und nicht für weitere Unsicherheit sorgen. Deshalb ist es ratsam, alle derzeit verfügbaren Optionen zu nutzen.

Trotzdem muss nicht jede triefende Nase eine Grippeinfektion sein. Auffällig an Grippeinfektionen ist, dass das Krankheitsgefühl sehr plötzlich auftritt, während eine Erkältung oder auch das Coronavirus sich meist mit allmählich stärker werdenden Symptomen ankündigen.

Hier können sie nachlesen wie Sie am besten Atemwegserkrankungen behandeln.

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