Ein Bündel frischer Rosmarin auf einem Holztisch: Rosmarin ist nicht nur beliebt als Gewürz und Hausmittel, sondern ein bewährtes Naturheilmittel in der Medizin. Wertvolle Inhaltsstoffe wirken belebend, helfen bei Neurodermitis und niedrigem Blutdruck.

Wie Hausmittel wirken

Rosmarin - nicht nur Gewürz, sondern auch medizinische Waffe?

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Stefanie Waldschmidt
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Heidi Keller

Rosmarin ist nicht nur beliebt als Gewürz, auch als bewährtes Hausmittel und Naturheilmittel. Wertvolle Inhaltsstoffe wirken belebend, helfen bei Neurodermitis und niedrigem Blutdruck.

Rosmarin ist wegen seines besonderen Aromas nicht nur eine beliebte Gewürzpflanze in der Küche. Das mediterrane Kraut enthält wie viele andere Heilkräuter auch zahlreiche Inhaltsstoffe, die positive Effekte auf den Körper haben können. Als bekanntes Hausmittel wirkt etwa das ätherische Öl des Rosmarins anregend und kann bei Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit helfen.

Auch bei Muskel- und Gelenkschmerzen kann das Einreiben mit Rosmarinöl eine wohltuende Wirkung haben. Patienten mit niedrigem Blutdruck können ebenfalls von der Heilpflanze profitieren. Wir erklären die Heilwirkungen von Rosmarin - lateinisch: rosmarinus officinalis - und geben Tipps zur Anwendung des Hausmittels.

Die wichtigsten medizinischen Einsatzgebiete für Rosmarin

Durch seine ätherischen Öle kann Rosmarin viel mehr als nur raffiniert würzen. Rainer Stange, Präsident des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, ist überzeugt: „Rosmarin ist die beste - wenn nicht sogar die einzige - Heilpflanze aus unserem Bereich, die wir bei hypotonen, also Unterdruck-Durchblutungsstörungen empfehlen können, und eine von vielen, die wir bei Verdauungsstörungen empfehlen.“

Karin Buchart, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität Salzburg, hat wissenschaftlich festgestellt: "Rosmarin durchblutet die feinen Kapillaren im Gehirn und bringt dadurch mehr Sauerstoff ins Gehirn. Und das konnte tatsächlich nachgewiesen werden.“

Wo Rosmarin am liebsten wächst

Rosmarin wächst oft an Felsenhängen im Mittelmeerraum. Sein lateinischer Name "rosmarinus" heißt übersetzt "Tau des Meeres". Im antiken Griechenland wurde dem Rosmarin eine gedächtnisstärkende Wirkung nachgesagt: Studenten trugen daher vor Prüfungen einen Rosmarinkranz.

Im Mittelalter brachten Benediktinermönche den Rosmarin nach Mitteleuropa. Sie empfahlen ihn als Heilmittel in ihren Heilkräuterbüchern, unter anderem um den Appetit anzuregen, zur Verdauungsförderung und als herzstärkendes und wundheilendes Mittel.

Der bienen- und hummelfreundliche Lippenblütler wächst aber auch in Deutschland - zum Beispiel bei Dajana Krüger aus Wasserburg am Bodensee. Dajana Krüger gibt auf ihrem Instagram-Kanal ihren Followern Tipps über die Heilkraft von Wildkräutern. Die Kräuterpädagogin weiß, bei uns ist für Rosmarin im Frühsommer die beste Erntezeit.

„Da hat er nämlich auch die Blüten. Und hat eine Pflanze eine Blüte, verarbeiten wir die auch einfach gerne. Da stecken einfach super viele ätherische Öle drin.“

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Die Anwendungsgebiete: Wogegen kann Rosmarin helfen?

Die Kräuterexpertin Dajana Krüger mag Rosmarin besonders wegen seiner stoffwechselanregenden Wirkungen. „Und man sagt ihm ja auch eine konzentrationsfördernde Wirkung nach.“

Anstatt Kaffee am Morgen empfiehlt Dajana Krüger deshalb, Rosmarintee zu trinken. „Wenn ich einen Tee mache aus Frischpflanzen, am besten die Pflanzenteile ganz klein machen. Je mehr Pflanzenzellen offen sind, umso schneller gehen die Inhaltsstoffe auch in den Tee über.“ Eine Tasse genüge ihr, um morgens richtig fit zu werden.

Außerdem mischt die Kräuterpädagogin ein Badesalz mit Rosmarin. Das benutzt sie gerne nach dem Sport, um Muskelkater vorzubeugen und die Durchblutung zu fördern. „Damit das nachher in der Badewanne noch besser emulgiert, gebe ich gerne einen Löffel Honig oder einen Löffel Milch dazu.“ Schon drei bis fünf Esslöffel von diesem Badesalz reichen, damit die ätherischen Öle ihre Wirkung entfalten.

Solche Bäder empfiehlt auch Rainer Stange, Präsident des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren. Neben Badesalz kann man den Rosmarin auch einfach als Rosmarinöl oder -extrakt in heißes Wasser tropfen, insbesondere für Patienten mit zu niedrigem Blutdruck, also für Patienten, „die leicht schwindlig werden, Gedächtnisstörungen haben, Antriebsarmut und so weiter - verbunden mit niedrigem Blutdruck. Hier wirkt Rosmarin belebend“. Er geht davon aus, „dass die ätherischen Öle hier die Hauptwirkung machen.“

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So hilft Rosmarin der Verdauung

Rosmarin unterstützt aber auch den Verdauungstrakt - Rainer Stange erklärt, vor allen Dingen bei schwerverdaulichen Speisen oder der Neigung zu Völlegefühl oder sogar krampfartigen Schmerzen. „In jedem Falle werden einige Drüsensysteme, insbesondere das Leber-Galle-System, das für die Verdaulichkeit von Speisen sehr wichtig ist, angeregt.“

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Welche wichtigen Inhaltsstoffe stecken in Rosmarin?

  • Im Küchenkraut enthalten ist unter anderem das ätherische Öl Borneol. Es wirkt verdauungs- und durchblutungsfördernd.
  • Rosmarin enthält aber auch sogenannte Polyphenole wie die Rosmarinsäure, die antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend wirkt.
  • Außerdem enthält die Pflanze Hesperidin. Dem Pflanzenfarbstoff werden venenstärkende und gefäßschützende Eigenschaften zugeschrieben.

Was die Wissenschaft über die Wirkung von Rosmarin sagt

Ernährungswissenschaftlerin Karin Buchart von der Uni Salzburg analysiert Heilpflanzen wie Rosmarin seit Jahrzehnten im Labor. Sie weiß: „Rosmarin durchblutet die feinen Kapillaren im Gehirn und bringt dadurch mehr Sauerstoff ins Gehirn. Und das konnte tatsächlich nachgewiesen werden.“

In einer englischen Studie wurde Probanden Rosmarin-Hydrolat zu trinken gegeben. Anschließend sei ein Sauerstoffanstieg im Gehirn gemessen worden. „Dadurch sind die Probanden wachsamer und aufmerksamer geworden." Allerdings war diese Studie mit 80 Probanden eher klein.

Die Wirkung von Rosmarin im Verdauungstrakt ist in verschiedenen Fachbüchern, sogenannten Monografien, festgehalten. Dazu hat Karin Buchart herausgefunden: „Rosmarin aktiviert auch die Verdauung, vor allem die Leber und die Galle wird angeregt. Das sagen uns auch die Arzneimittel-Monografien, dass Rosmarin eine abgesicherte, also eine nachgewiesene Wirkung hat.“

Forschende aus Korea haben noch eine weitere Wirkung von Rosmarin entdeckt. An ihrer klein angelegten Studie nahmen 21 Patientinnen und Patienten mit milder Neurodermitis-Erkrankung teil. Sie mussten über einen Zeitraum von acht Wochen eine Emulsion mit Rosmarinsäure auf die entzündeten Stellen auftragen. Ergebnis: Die Trockenheit und der Juckreiz der Neurodermitis gingen zurück.

Risiken bei der Verwendung von Rosmarin

Arzt Rainer Stange erklärt: „Aus den wenigen Studien kennen wir keine Risiken. Es heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt.“ Wenn jemand zum Beispiel wegen hohen Blutdrucks befürchtet, dass er durch Rosmarin weiter steigen könnte, empfiehlt Stange, nach der Einnahme von Rosmarin etwa nach einer halben Stunde oder einer Stunde den Blutdruck zu messen.

Wie bei allen ätherischen Ölen kann es auch bei Rosmarin zu Kontaktallergien kommen. Außerdem sollten Schwangere auf Rosmarin-Produkte verzichten.

Das Fazit

Positiv ist: Die Anwendung von Rosmarin ist vielseitig und einfach, die Inhaltstoffe sind bekannt. Die unterschiedlichen Wirkungen des Gewürzkrauts sind in verschiedenen Fachbüchern aufgeführt und auch durch kleine klinische Studien belegt.

Vorsichtig sein sollten Menschen mit Bluthochdruck - sie sollten vor der Einnahme mit ihrem Arzt sprechen. Schwangere sollten auf Rosmarin verzichten.

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