Hagebutten hängen dicht an dicht an einem Rosenstrauch. Sie sind sehr gesund und sollen gegen viele Krankheiten helfen. (Foto: Unsplash | Elaine Alex)

Vitaminreiche Wildfrucht

Hagebutten: Darum sind sie so gesund

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AUTOR/IN
Stefanie Waldschmidt
Eva Gnädig

Hagebutten sind ein beliebtes Hausmittel bei Erkältung und Infekten. Können sie auch bei Arthrose helfen? Heilwirkung, Tipps und Rezepte.

Inhalt:
Sind alle Hagebutten essbar?
Gesunde Inhaltsstoffe der Hagebutte
Heilwirkung der Hagebutte: Gegen welche Beschwerden gut?
Hagebutten verzehren: Zubereitung und Dosierung
Hagebuttentee selber machen
Hagebuttenpulver selber machen
Rezept für Hagebuttenmarmelade ohne Entkernen
Wann sollte man Hagebutten ernten?
Gibt es Risiken beim Verzehr von Hagebutten?

Hagebutten – kostenloses Superfood vom Wegesrand

Im Herbst sind sie an ihrer orangefarbenen bis signalroten Farbe zu erkennen: Hagebutten, die häufig an Acker- und Wegesrändern zu finden sind. Sie sind die Früchte von Rosengewächsen.

Alle Wildrosen und einige Gartenrosen bilden Hagebutten aus. In der freien Natur findet man vor allem die Hundsrose (Rosa Canina) und die Weinrose (Rosa Rubiginosa) sowie mittlerweile auch die Kartoffelrose (Rosa Rugosa) mit ihren großen, fleischigen Hagebutten.

Sind Hagebutten essbar?

Alle Hagebutten sind ungiftig und essbar.

Wer sie direkt vom Strauch frisch verzehrt, erlebt nicht nur den säuerlich-fruchtigen Geschmack, sondern tut seiner Gesundheit auch noch etwas Gutes! Man kann Hagebutten aber auch in getrockneter oder gekochter Form genießen.

Hagebutten – was steckt drin? | Inhaltsstoffe

Hagebutten sind wahre Vitaminbomben. Sie zählenzu den vitaminreichsten heimischen Früchten.

Sie enthalten mindestens acht Mal so viel Vitamin C wie Zitronen!  Ein Esslöffel Hagebuttenfruchtfleisch deckt den Tagesbedarf eines Erwachsenen.

Außerdem sind Hagebutten reich an Pro-Vitamin A, aus dem der Körper das für die Sehkraft wichtige Vitamin A aufbaut.

Auch die Vitamine B1 und B2 und Vitamin E stecken in den roten Früchten.

Die Hagebutte enthält zudem Antioxidantien.

Daneben steckt sie voll wertvoller Ballaststoffe und sekundärer Pflanzenstoffe wie Galakto-Lipiden. Sie sollen vor allem für die entzündungshemmende Wirkung verantwortlich sein.

Auch Mineralstoffe wie Magnesium oder die Spurenelemente Kupfer und Zink hat die Hagebutte zu bieten.

Deshalb wird die Hagebutte bei einigen Beschwerden empfohlen. Und das teilweise schon seit Jahrtausenden!

Rosenbusch mit pinker Blüte und roter Hagebutte. Hagebutten sind wertvolle Heilpflanzen. Rezepte für Hagebuttentee, Hagebuttenmarmelade, Hagebuttenpulver, Hagebuttenmus (Foto: Unsplash | Valeria Terekhina)
Hagebutten sind die Früchte von Rosen. Sie haben großes gesundheitsförderndes Potential.

Hagebutten – Heilmittel mit langer Tradition

Schon in der Antike wusste man um die Heilwirkung der Rosenfrüchte. Hippokrates empfahl Hagebutten bereits als stärkendes und entzündungshemmendes Mittel. 

Im Mittelalter wurde die Hagebutte als Teeaufguss zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Erkältungen, rheumatischen Erkrankungen und Darmbeschwerden verwendet. Die Menschen aßen Hagebuttenmus auch als Kraftnahrung bei Schwächezuständen. Die Hagebutte galt im Mittelalter außerdem als Medizin zum Ausschwemmen und Entgiften.

Der Kräuterpfarrer Kneipp empfahl Hagebuttentee bei Blasen- und Nierenleiden.

Auch heute wird der Verzehr von Hagebutten bei zahlreichen Beschwerden empfohlen.

Bei welchen Beschwerden können Hagebutten helfen? Heilwirkung

Hilfe bei Infekten – Stärkung der Abwehrkräfte: Da Hagebutten zu den heimischen Früchten mit dem höchsten Vitamin-C-Gehalt gehören, sowie viele weitere Vitamine und Antioxidantien enthalten, wird ihr Verzehr zur Stärkung des Immunsystems empfohlen.

Schmerzlinderung bei Gelenk-Entzündungen, Knorpelschäden und Arthrose: Eine Studie am Uniklinikum Freiburg im Breisgau zeigte gute Resultate bei Gelenkschmerzen. Sie kommt zu dem Schluss:

“Durch die antientzündliche und knorpelschützende Wirkung des Hagebuttenpulver werden die Schädigung und die Zerstörung des Knorpels verzögert und sowohl die Schmerzen gelindert, als auch die Beweglichkeit verbessert.”

Auch andere kleinere klinische Studien unterstützen die Annahme, dass eine Linderung der Arthrose-Beschwerden durch Hagebuttenpulver erreicht werden kann. Um die Wirkstoffe der Hagebutte zu erhalten, wurden die Früchte dafür vorher schonend getrocknet und zu Pulver zerkleinert.

Hilfe bei Harnwegsinfekten – Eine harntreibende, entwässernde Wirkung von Hagebutten wird derzeit noch erforscht, es gibt bereits erste Hinweis gebende Studien von Prof. Dr. Sigrun Chrubasik vom Uniklinikum Freiburg dazu.

Immer wieder ist zu lesen, dass Hagebutten eine Blutdruck senkende Wirkung haben sollen, das ist wissenschaftlich allerdings noch nicht bestätigt worden.

Wie kann ich Hagebutten am besten verzehren? Zubereitung und Dosierung

Hagebutten kann man direkt vom Strauch wegnaschen. Wichtig ist, die Kerne und vor allem Härchen im Inneren der Früchte vorher zu entfernen, da sie Juckreiz auslösen können.

Viele Hagebutten liegen nebeneinander, eine ist aufgeschnitten. Die Kerne sollten aufgrund der juckenden Hährchen entfernt werden. (Foto: Unsplash | Immo Wegmann)
Juckpulver: Der Kontakt mit den feinen Hährchen um die Hagebuttenkerne kann unangenehm sein.

Besonders aromatisch schmecken die schon weichen Hagebutten nach den ersten Frösten. Allerdings können die Früchte durch die Fröste auch einen Teil ihrer Vitamine verlieren.

Hagebuttentee selbst zubereiten: So schmeckt er richtig lecker!

Für die Zubereitung von Hagebuttentee ist es nicht unbedingt notwendig, die Kerne und lästigen Härchen im Hagebutteninneren vorher zu entfernen. Es genügt, den Tee nach der Zubereitung durch ein feines Sieb zu gießen.

Wen die etwas würzigere Note, die die Kerne dem Tee verleihen, stört, der sollte die Kerne vorher allerdings herausnehmen.

Für eine Tasse Hagebuttentee einen gehäuften Teelöffel getrocknete oder frische Hagebutten kleinschneiden.

In einem Topf mit ca. 250ml kaltem Wasser ansetzen und am besten über Nacht zugedeckt stehen lassen. Das Aroma der Früchte hat so genügend Zeit, ins Wasser überzugehen.

Am nächsten Tag das Ganze einmal aufkochen lassen. Für 5-10 Minuten köcheln lassen.

Mindestens 8, besser 10 Minuten ziehen lassen. Die lange Ziehzeit ist für den Geschmack wichtig.

Danach durch ein feines Sieb/Teesieb gießen. Nach Belieben mit etwas Honig süßen.

Warum steckt immer noch Vitamin C im Tee?

Die hohen Temperaturen beim Kochen beschleunigen zwar den Abbau der Ascorbinsäure, also des Vitamin C, das wirkt sich jedoch vor allem bei längerem Kochen aus.

Hagebutten enthalten überdies so viel Vitamin C, dass immer noch genug davon in der Tasse Tee verbleibt.

Hagebuttenpulver selbst machen

Hierfür werden die gesammelten Hagebutten mit einem scharfen Messer halbiert, Stiel und Blütenansatz entfernt.

Die Kerne und feinen Härchen werden sorgfältig herausgeschabt bzw. -gekratzt. Diese Prozedur ist etwas mühselig, lohnt aber, denn die Härchen können Juckreiz auslösen.

Die verbliebenen Hagebuttenschalen werden auf Backpapier oder Küchenpapier ausgelegt und an einem trockenen und warmen Ortlangsam und schonend etwa 3 Wochen lang getrocknet.

Danach in einem Mixer zu Pulver zerkleinern.

In einem dunklen (Vitamin C ist lichtempfindlich), gut verschließbaren Gefäß an einem trockenen Ort ist das Hagebuttenpulver über ein Jahr haltbar.

Dosierung: Ein Esslöffel Hagebuttenpulver deckt ungefähr den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C. Es lässt sich gut in Müsli, Joghurt, Saft oder ähnliches einrühren.

Rezept: Omas Hagebutten-Marmelade ohne lästiges Entkernen

Auch hier bleibt noch einiges Vitamin C im Hagebuttenmus zurück, trotz des Kochvorgangs.

Bei diesem Rezept kann man sich das mühsame Entfernen der Kerne und Härchen sparen, da die Masse nach dem Weichkochen püriert und anschließend durch ein Sieb passiert wird.

1 kg Hagebutten waschen, Stiele ggf. entfernen.

In einem großen Topf mit Wasser bedecken und aufkochen lassen. Wer möchte, kann für ein noch fruchtigeres Aroma das Wasser hier durch Apfelsaft ersetzen.

Das Ganze köcheln lassen, bis die Hagebutten weich sind (ca. 30-40 Minuten).

Danach alles mit einem Pürierstab pürieren und durch ein feines Sieb passieren. Die im Sieb verbliebenen Schalenreste und Kerne kommen auf den Kompost.

Nun die passierte Masse mit dem Saft einer halben Zitrone, etwas Vanille oder Zimt (je nach Geschmack) sowie 500g Gelierzucker (etwa 2:1) aufkochen lassen und für etwa 3-4 Minuten sprudelnd kochen lassen.

Anschließend in sterilisierte Schraubgläser füllen und fest verschließen.

An einem dunklen und trockenen Ort hält sich die Marmelade mindestens ein halbes Jahr lang.

Wann ist der beste Zeitpunkt, um Hagebutten zu ernten?

Hagebutten werden im Herbst von September bis Ende Oktober am besten noch vor den ersten Frösten, gesammelt. Denn dann ist der Vitamingehalt am höchsten. Außerdem soll der Vitamin-C-Gehalt der Früchte an trockenen und sonnigen Tagen höher sein als an regnerischen.

Nach den ersten Frösten werden die Hagebutten allerdings schön weich und ihr Geschmack wird intensiver.

Welche Risiken gibt es beim Verzehr von Hagebutten?

Die Härchen rund um die Kerne in der Hagebutte können Juckreiz auslösen. Deshalb sollten sie vor dem Verzehr entfernt werden.

Gelegentlich können auch allergische Reaktionen oder Magen-Darm-Beschwerden durch Hagebuttentee oder -pulver auftreten.

Expert:innen aus dem Film:
Prof. Dr. med. Sigrun Chrubasik, Phytomedizinerin Uniklinikum Freiburg
Wolfgang Etspüler, Hausarzt aus Eppenbrunn bei Pirmasens

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