Aufgepasst, wer Urlaub im Netz buchen will: Nicht jedes Angebot für Ferienwohnungen oder -häuser ist seriös. Die Tricks der Betrüger, und wie man sich schützen kann. (Foto: Colourbox, COLOURBOX60301908)

Reisebuchung im Netz

Ferienwohnung oder Ferienhaus: Vorsicht vor Fake im Internet

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Catrin Risch
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Heidi Keller

Aufgepasst, wer Urlaub im Netz buchen will: Nicht jedes Angebot für Ferienwohnungen oder -häuser ist seriös. Die Tricks der Betrüger, und wie man sich schützen kann.

Luxusurlaub auf einer schicken Finca auf Mallorca mit eigenem Pool - das war das Ziel. Doch der Traum von Familie Luhmer ist geplatzt, der Schock war groß. Stefanie Luhmer hatte im Internet nach einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus gesucht. Das Angebot war riesig.

Irgendwann landete sie auf der Internetseite Fincacheck.com und fand das Ferienhaus an der Südostküste von Mallorca. Die Seite wirkte seriös - tolle Fotos, liebevolle Texte und eine lächelnde Inhaberin, Maria Fernandez aus Berlin. Es gab ein Impressum mit Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Kontakt.

Alles Fake: Vertrauen aufbauen, Google Maps, Doppelbuchung

Stefanie Luhmer war trotzdem vorsichtig, stellte per Mail Fragen. Auch, warum es bisher keine Kundenbewertungen gebe. In der freundlichen Antwort wurde erklärt, dass die Vermieterin sich vor Kurzem selbständig gemacht habe und die Vermietung in Teilzeit allein betreibe. Weil sie selbst von einem großen Portal komme, wüsste sie, wie hoch die Margen dort seien - ihre Fincas seien günstiger. Sie schrieb noch, „aller Anfang ist schwer“. Für die Familie aus Düsseldorf war das alles nachvollziehbar.

Eine Suche bei Google Maps zeigt Familie Luhmer: Die Traumfinca in Santanyi gibt es wirklich - kein völlig frei erfundenes Angebot. Also hat Stefanie Luhmer gebucht.

Zusätzlich bittet sie eine Freundin, die gleiche Finca anzufragen, für einen Zeitraum, der sich einige Tage überschneidet. Der Gedanke war, sollten es Betrüger sein, würden sie die Doppelbuchung zulassen. Tatsächlich wurde aber die zweite Anfrage wegen Belegung abgelehnt. „Es gab für alles immer irgendwelche plausiblen Erklärungen, und die haben auch echt an alles gedacht“, sagt Stefanie Luhmer.

"Enkeltrick" und mehr Abzocke und Betrug im Internet: Die gängigen Maschen

Kriminelle denken sich viele Tricks aus, um ahnungslosen Menschen ihr Geld abzunehmen. Manche Methoden sind leicht, manche weniger leicht zu durchschauen. Eine Übersicht:

Warnung vor Betrug: Fakeshop-Finder checken

Kurz nach der Buchung gibt es erste Warnungen im Internet. Auch der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale schlägt nun an, wenn man den Namen eingibt. In weiteren Mails versichert das Portal Fincacheck.com weiterhin, dass alles in Ordnung sei, schickt sogar Infos für die Anreise und einen Kontakt vor Ort.

Persönlich zu erreichen ist aber niemand. Der Anrufbeantworter von Maria Fernandez verspricht einen Rückruf, der aber auch nach mehreren Versuchen nie Realität wird.

Duplizierte Internetseiten mit ähnlichen Urlaubsangeboten

Stefanie Luhmer ist offenbar nur eines von vielen Opfern. Wir finden viele ähnliche Betrugsseiten, zum Beispiel Mach-Finca-Urlaub.com: Hier gibt es die gleichen Angebote wie bei Fincacheck, das gleiche Logo, nur mit einem anderen Domain-Namen.

Auf der Internetseite Wunschurlaub24.com gibt es Ferienwohnungen in Deutschland, in den Bergen und am Meer. Aus Maria Fernandez wird plötzlich Anne Kuhnholz. Auch davon gibt es mehrere ähnliche Seiten.

Dann noch ein bisschen Google-Werbung und der Betrug geht los, sagt Rechtsanwalt Roosbeh Karimi, Experte für Reiserecht. „Der Aufwand für die Betrüger, diese Masche zu kopieren, geht gegen Null. Man nimmt die Webseite, dupliziert die Webseite und genauso kann man die Webseite natürlich 20 Mal duplizieren. Dann hat man direkt 20 verschiedene Angebote, bei denen die Leute auch reinfallen können. Dazu muss man sagen, die Betrüger werden jedes Jahr ein Stückchen besser. Man erkennt das nicht auf den ersten Blick, ob man auf einer betrügerischen Webseite ist oder auf einer seriösen Webseite.“

Google Bildersuche von der Ferienwohnung: Original oder Fälschung

Wie vertrackt das Ganze ist, stellen wir fest, als wir die Ferienhäuser bei der Google-Bildersuche eingeben. Oft gibt es mehrere Treffer. Welches Angebot das echte ist, das Original, von dem dann Fotos und Beschreibungen geklaut wurden, kriegt man allerdings nur heraus, wenn man bei jedem einzelnen Anbieter anruft.

Stefanie Luhmer ließ sich darauf ein, alle Kosten sofort zu zahlen. Dafür gab es zehn Prozent Frühbucherrabatt. Der finanzielle Schaden beträgt schließlich mehr als 4.000 Euro.

Vorsicht bei Vorleistung und Vorauszahlung für das Feriendomizil

Der Deutsche Ferienhausverband sagt, das sei eine typische Masche. Es sei ein Warnsignal, wenn der Vermieter mehr als 10 bis 30 Prozent Anzahlung fordere.

Göran Holst vom Deutschen Ferienhausverband warnt, bei einer ungesicherten Vorleistung bestehe immer das Risiko, Opfer eines solchen Betrugs zu werden. „Das Problem ist, wenn ich hier in Vorleistung gehe und entweder eine hohe Anzahlung leiste oder aber vielleicht sogar den vollen Preis zahle, dann ist das erstmal eine sogenannte ungesicherte Vorleistung. Hier ist eben die Gefahr, dass auf Webseiten, die man leicht fälschen kann, die Leute gutgläubig Anzahlungen leisten, ohne zu wissen, an wen sie da zahlen.“

Geld zurückholen über die Bank - Identitätsdiebstahl

Stefanie Luhmer hat Anzeige erstattet und versucht, das Geld über die Bank zurückholen zu lassen - zu spät. Aber ihre Bank konnte ihr Name und Adresse des Kontoinhabers nennen: ein junger Mann aus Berlin. Die geprellte Urlauberin hofft, mit den Adressdaten jetzt ihr Geld zurückzuerhalten.

Der Mann in Berlin weiß allerdings von gar nichts, er hätte noch nie ein Konto bei dieser Bank gehabt. Er versucht aber zu helfen und herauszufinden, was passiert ist. Die Identität des Mannes wurde offenbar genutzt, ohne dass er davon wusste - Identitätsdiebstahl.

Anzeige erstatten bei der Polizei kann sich lohnen

Der Fall liegt inzwischen beim Landeskriminalamt. Dort landen mehrere ähnliche Fälle pro Woche. Hubert Schuster, Landeskriminalamt Berlin, erklärt: „Zwischen 30 und 50 Prozent haben wir etwa Aufklärungsquote in diesem Fall. Das heißt, es lohnt sich, bei uns eine Anzeige zu stellen, da haben wir eine gewisse Chance.“

Die wichtigsten Tipps vor der Buchung im Internet

  • Grundsätzlich ist es vor der Buchung gut, den Anbieter im Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale zu checken oder auf Warnseiten wie Watchlist Internet. Hier gibt es eine Übersicht mit vielen Seiten, die als betrügerisch eingestuft werden.
  • Auch der Deutsche Ferienhausverband will Sicherheit bieten, mit seinem Siegel. Ein Tipp: Das Siegel anklicken. Denn nur verlinkte Siegel sind auch echte Siegel.
  • Manche Buchungsportale wie Travanto oder Fewo-direkt haften sogar in Betrugsfällen.

Bei so einem großen Portal hat jetzt auch Stefanie Luhmer neu gebucht. Zum Glück hat sich in ihrem Fall bereits vor der Reise geklärt, dass die Buchung ein Betrug war. Manche Familien, weiß sie, seien ans Urlaubsziel geflogen und hätten erst vor Ort festgestellt, dass die gebuchte Finca nicht existiert. Ihre Familie kann nun wenigstens die Flüge nutzen, die sie gleichzeitig mit der Fake-Finca gebucht hatte.

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