Eine Frau schaut auf die Lebensmittel im Supermarkt. Im Supermarkt fällt die Entscheidung oft schwer: Lieber das Markenprodukt oder doch die günstige Eigenmarke? (Foto: Colourbox)

Sparen beim Einkaufen

Günstige No Name-Lebensmittel: Welche Marken stecken dahinter?

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AUTOR/IN
Julian Gräfe
ONLINEFASSUNG
Heidi Keller

No Name-Produkte, sogenannte Eigenmarken, im Supermarkt oder beim Discounter kommen oft von bekannten Markenherstellern. Zwei Markendetektive zeigen, wo Verbraucher sparen können.

Viele kennen den Moment vor dem Regal im Supermarkt oder beim Discounter: Auf dem Einkaufszettel stehen eventuell Milch, Kekse oder Toastbrot – und im Regal reihen sich verschiedene, teurere Markenprodukte und die günstigen Eigenmarken aneinander. Welches Produkt kommt in den Einkaufswagen?

Wie groß ist der Qualitätsunterschied zwischen teuer und günstig?

Manche Kunden wissen das bereits: Bekannte Markenhersteller produzieren auch für die günstigen Eigenmarken von Aldi, Lidl, Rewe oder etwa Edeka. Es gibt viele Produkt-Zwillinge, manchmal sogar Drillinge oder Vierlinge.

Wir haben verschiedene Marken und Eigenmarken analysiert - darunter Kekse, Toastbrot, Butter, Milch, Senf und weitere Produkte.

Hier einige Beispiele:

  • Frische Spätzle in der Kühltheke von Kaufland, Aldi und Lidl: Der Produzent ist beispielsweise die bekannte Firma Bürger aus Ditzingen.
  • Doppelkekse mit Schokofüllung: Bei Aldi und Lidl kommen sie vom selben Hersteller wie die bekannte Prinzenrolle, von Griesson De Beukelaer.
  • Milchreis: Hinter dem Milchreis der Rewe-Marke ja! sowie von Aldi und Lidl steckt die große Marke Molkerei Müller.

Bei allen drei Beispielen sind die Eigenmarkenprodukte deutlich günstiger - der Doppelkeks 30 Prozent, die Spätzle und der Milchreis sind sogar um etwa die Hälfte günstiger.

Sind die Zutaten von Markenprodukten und no name immer gleich?

Mehr als 30 Eigenmarkenprodukte haben wir gefunden, die von großen bekannten Marken hergestellt werden. Steckt immer derselbe Inhalt wie bei den Marken auch in den Eigenmarkenprodukten?

Wir konnten aufdecken: Es gibt Hersteller, die ihre Rezepturen ändern. Zwei Beispiele: Beim bekannten Marken-Buttertoast Golden Toast vom Hersteller Lieken steckt Butter in der Rezeptur. Beim günstigen Weizen-Toast für Aldi, der in derselben Fabrik hergestellt wird, hat man die hochwertige Butter durch günstiges Rapsöl ersetzt.

Und nochmal zurück zum Markenprodukt "Müller Milchreis": Hier hilft Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bei der Analyse des Kleingedruckten. Auf der Zutatenliste sieht sie 7,8 Prozent Reis, Verdickungsmittel und Aroma. Bei den günstigeren Eigenmarken sind sogar 8,2 Prozent, 9,5 Prozent und bei ja von Rewe sogar 10 Prozent Reis enthalten.

In diesem Fall ist das günstige Rewe-Produkt sogar hochwertiger, mit dem höheren Anteil an Reis und ohne Verdickungsmittel. Teure Marke bedeutet also nicht unbedingt bessere Qualität.

Wo Zutaten von Eigenmarke und Markenprodukt identisch sind

Es gibt tatsächlich Marken, die die Rezeptur bei der Herstellung nicht verändern. Hier stecken im günstigen Eigenmarkenprodukt dieselben Zutaten wie im teureren Markenprodukt. Zum Beispiel beim Andechser Bio-Joghurt und beim Alpenhain Obadzda: Dieselben Produkte mit eins zu eins derselben Rezeptur gibt es auch bei Edeka und Netto.

Wobei, zwei Unterschiede gibt es doch: Die Verpackung sieht anders aus, und der Preis ist wieder viel günstiger. Beim Obazda macht das 42 Cent pro 100 Gramm aus.

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Was die Hersteller zu den Preisunterschieden sagen

Kein Qualitätsunterschied, kein Unterschied in der Rezeptur - aber viel günstiger: Die Markenhersteller versuchen, das zu verschleiern. Wir fragen nach und erhalten keine oder nur spärliche Antworten von den Unternehmen: Betriebsgeheimnis, kein Kommentar, keine Details zu Handelsbeziehungen.

Für Verbraucher sind nur wenige Produkte transparent. Manche Firmen gründen zum Beispiel Untergesellschaften für die Herstellung der No Name-Produkte. Zum Beispiel süßer Senf der Kaufland Marke K-Classic. Den Hersteller auf dem Etikett kennen die meisten Verbraucher vermutlich nicht.

Wir haben recherchiert: Wenn man Namen und Adresse in Zeitlarn sucht, stößt man auf ein Wohnhaus - und nicht auf eine Senffabrik, haben die Markendetektive Manon und Patrick Sieber herausgefunden. Interessanterweise gibt es in 1,5 Kilometer Entfernung eine Senffabrik der bekannten Senfmarke Händlmaier.

Und noch ein erstaunliches Ergebnis aus den Handelsregisterauszügen: Der Geschäftsführer der Haberland GmbH und von Händlmaier ist derselbe. Derselbe Senf, die gleiche Rezeptur bei Kaufland ist mehr als 60 Prozent günstiger als das Markenprodukt - mehr als ein Euro Unterschied pro Senfglas.

Handelsexperte Professor Andreas Kaapke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart weiß, wenn die Markenhersteller ihre Produktionskapazitäten voll nutzen wollen, sind sie bereit, Überkapazitäten zu einem günstigeren Preis weiterzugeben.

“Das Ziel ist, die Kosten insgesamt pro Produkt zu senken, damit eine bessere Rentabilität und damit einen höheren Gewinn zu erwirtschaften.”

Besonders rentabel wird es für die Hersteller, wenn es gar keine Änderungen bei der Rezeptur gibt. Der einzige Unterschied ist dann die Verpackung und vor allem der Preis.

Sparen mit den günstigeren Eigenmarken

Weitere Beispiele, wie Verbraucher profitieren können:

  • Meggle Marken-Butter gibt es bei Kaufland vom selben Hersteller: 64 Cent günstiger pro 100 Gramm.
  • Der Produzent von Zentis Frühstückskonfitüre stellt auch Rewes Linie Beste Wahl Erdbeermarmelade her, deutlich günstiger.
  • Die Marken-Packung "Golden Toast" ist sogar einen Euro teurer als der Toast bei Aldi, obwohl auch hier beide vom selben Hersteller kommen.
  • Der Multivitamin-Saft der Marke Pfanner steckt auch in der Flasche von Rewes Beste Wahl - 30 Cent günstiger pro Liter.
  • Gesalzene Erdnüsse: Statt im Markenprodukt von Ültje enthält die Eigenmarke von Lidl mehr Inhalt und ist deutlich günstiger.

Tipps, wie man Hersteller von Eigenmarken selbst erkennen kann

Um den Hersteller selbst herausfinden zu können, muss man etwa bei Milchprodukten wissen, dass es auf der Rückseite einen Code gibt, der einiges verrät. Markendetektiv Manon Sieber erklärt: „Dieser Code ist für Molkereiprodukte, Fisch und Fleisch verpflichtend. Da kann man nachvollziehen, aus welchem Werk die Produkte kommen. Wenn ich nach diesem Kennzeichen schaue, und bei der Milch steht das gleiche Kennzeichen drauf - das heißt, beide Produkte kommen aus demselben Werk.“

Das Unternehmen Schwarzwald-Milch beispielsweise füllt auch für die Edeka-Marke "gut und günstig" ab. Der Preisunterschied ist groß.

Der Exquisa-Produzent stellt gleich drei weitere Eigenmarken für Supermärkte und Discounter her, alle mit niedrigerem Preis.

Und Müllermilch produziert auch für andere einen Milchreis, der 22 Cent pro 100 Gramm günstiger ist.

Bei den Doppelkeksen mit der Füllung aus Schokocreme ist es schwieriger. Hier gibt es keinen Code und noch dazu zwei Herstellungsorte, einmal Polch und einmal Kahla. Die Recherche zeigt aber: Beide Herstellungsorte gehören zu Griesson DeBeukelar – der Hersteller der bekannten Prinzenrolle.

Für mehr Transparenz haben Manon und Patrick Sieber eine App entwickelt. Wer den Strichcode einscannt, erhält Informationen zu günstigen Alternativen der Markenhersteller, Eigenmarke statt Markenprodukt. Bei einem Warenkorb mit 30 unterschiedlichen Produkten kann man nach Marktcheck-Recherchen mit Eigenmarken aus Supermärkten und Discountern gut 40 Prozent sparen.

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